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"Wir wollen zur Abrüstung beitragen"

Interview von Anne Hähnig (DIE ZEIT) mit Dr. Joachim Klose zum Fotowettbewerb #stolzaufsachsen

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Konrad-Adenauer-Stiftung

"Wir wollen zur Abrüstung beitragen"

Die Konrad-Adenauer-Stiftung möchte mit einer Kampagne "stolz auf Sachsen" machen. Wieso nur?

Interview: Anne Hähnig 16. November 2018, 16:02 Uhr ZEIT im Osten Nr. 47/2018, 15. November 2018


DIE ZEIT: Herr Klose, Sie leiten das Dresdner Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und rufen zu einem Fotowettbewerb auf. Motto: "STOLZ auf SACHSEN". Ist das ein Scherz?

Joachim Klose: Nein, wir meinen das ernst. Wir wünschen uns, dass jeder, der möchte, Bilder einschickt. Es geht darum, zwei Aufnahmen desselben Motivs zu finden: Einmal, wie ein beliebiger Ort in Sachsen vor 25, 30 oder 40 Jahren ausgesehen hat – und einmal von derselben Stelle heute. Das ist die Idee. Im Anschluss an den Wettbewerb wollen wir die Fotos in einer Ausstellung präsentieren und zeigen, wie gut sich vieles in Sachsen verändert hat.

ZEIT: Sachsen ist ständig in den Schlagzeilen. Geht es wirklich darum, wieder Stolz zu entwickeln?

Klose: Ich kann Ihnen ja einmal sagen, wie ich es empfinde. Ständig wird diese Gesellschaft kritisiert. Menschen von außerhalb schimpfen auf Sachsen, Menschen aus Sachsen wiederum beklagen die gesellschaftliche Spaltung, die innere Unruhe. Und diese Unruhe mündet in Behauptungen, die völlig ungerechtfertigt sind: "Hier geht alles kaputt." Oder: "Alles wird immer schlechter!"

ZEIT: Dem wollen Sie mit Bildern beikommen?

Klose: Ich will einen Appell aussenden: Lasst uns einmal innehalten, schaut euch doch mal um! Geht denn alles den Bach runter? Ist es so schlimm? Wenn ich durch Sachsen fahre, muss ich sagen: Es ist fast überall schöner geworden in den zurückliegenden Jahrzehnten. Wir brauchen doch nur das Erzgebirge anzusehen oder Dresden, Leipzig, die Lausitz: Die blühenden Landschaften sind ja da, sie sind wirklich entstanden. Ich negiere nicht, dass es Spannungen gibt und ungleiche Entwicklungsprozesse. Aber auch die können nicht infrage stellen, was hier geschaffen worden ist.

ZEIT: Die Fotos sollen nicht der Imagepflege dienen, sondern der Selbstvergewisserung?

Klose: Wir wollen jedenfalls niemandem von außerhalb beweisen, wie toll es hier ist. Sondern wir richten uns an die Leute in Sachsen. Wir wollen zur Abrüstung beitragen.

ZEIT: Gleichzeitig sind es Leute aus Sachsen, die – vorsichtig gesprochen – zur gesellschaftlichen Unruhe beitragen. In Chemnitz liefen gewöhnliche Bürger Rechtsradikalen hinterher, und der Ministerpräsident hat gesagt, dass Rechtsextremismus das größte Problem im Land ist.

Klose: Gerade weil Extremisten unser System und unsere Gesellschaft angreifen, müssen wir uns Mühe geben, zu erhalten, was wir uns erarbeitet haben. Dazu gehört es auch, das Schöne,
Erfolgreiche zu würdigen und sichtbar zu machen. Nur ein Beispiel: Schauen Sie sich die Elbe an – und erinnern Sie sich daran, wie das 1989 war. Kein Mensch konnte in der Elbe baden, weil darin Abwasser entsorgt wurde. Heute haben wir saubere, gesunde Flüsse. Auch das ist eine Errungenschaft.

ZEIT: Sind Sie denn stolz auf Sachsen?

Klose: Ich würde sagen, dankbar ist das richtige Wort. Ich bin dankbar, dass ich diese Entwicklung miterleben konnte.

ZEIT: Sehen Sie, auch Sie zögern beim Wort Stolz.

Klose: Es mag sein, dass der Titel unseres Wettbewerbs eine emotionale Spannung erzeugt; dass er Diskussionen auslöst, das wäre mir nur recht.

ZEIT: Ist Ihnen insgeheim klar, dass der Stolz auf dieses Bundesland die Sachsen vielleicht auch hier und da ignorant gemacht hat gegenüber den dunklen Seiten, dem übertriebenen Heimatstolz?

Klose: Nein, ich nehme es anders war. Wir negieren, wie gut es uns eigentlich geht. Dabei haben wir alle das Land attraktiver gemacht, es demokratisiert. Das ist eine riesige Leistung. Und die sollte man ruhig auch einmal sichtbar machen.


Hier finden Sie das Original Interview auf der Seite von DIE ZEIT.

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