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Veranstaltungsberichte

Europa und der erste Weltkrieg - Die Friedensbotschaft von Fiquelmont

Im Rahmen des Themenschwerpunkts "Umbruch 1918"

von Juliane Obst & Josefine Theilig

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„Utopie und mögliches Eden ist ein geeintes Europa, Freundschaft zwischen den Völkern und Verwirklichung des Wortes, dass wir Brüder sind.“ (Friedensbotschaft von Fiquelmont)

2018 ist ein Jahr der großen Jahrestage und des Gedenkens. Vor 50 Jahren gingen junge Menschen auf die Straßen, um für ein neues Deutschland, eine neue Welt, zu demonstrieren. Wir erinnern in diesem Jahr zum 65-mal dem Volksaufstands der DDR und zum 80-mal der Pogromnacht. Doch einer der wohl bedeutendste Jahrestage, dem Europa gedenkt, ist das Ende des Ersten Weltkrieges, in europäischen Ländern auch „La Grande Guerre“ oder „The Great War“ genannt.

Mit dem Auftakt zu unserer neuen Veranstaltungsreihe „Umbruch 1918“ am 27. März im Stadtmuseum Dresden wollten wir der Wichtigkeit dieses Jahrestages besonderen Ausdruck verleihen. Unter dem Titel „Europa und der erste Weltkrieg. Die Friedensbotschaft von Fiquelmont“ sprach der Politikwissenschaftler und Journalist Ingo Espenschied. Dabei nutzte er verschiedenste multimediale Elemente, die er in seinem Doku-Live-Format verband. So wurde es ermöglicht, der Geschichte auf besonders anschauliche Art nachzuspüren.

Zu Beginn des Abends zeigte Espenschied die verschieden Faktoren und Hintergründe auf, die in Europa am Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Kriegsausbruch führten. Die Staaten misstrauten sich und arbeiteten auf internationaler Ebene nicht zusammen. „Nationalismus, Militarismus, Neid und verhängnisvolle Allianzen verwandelten den alten Kontinent in ein gewaltiges Pulverfass“, so Ingo Espenschied.

Am 17. Juli 1916, mitten in traumatischen Kriegszeiten verfassten sechs junge Soldaten des zweiten Husarenregiments der Reserve ein beeindruckendes Friedenszeugnis und den Aufruf zu einem geeinten Europa. Diese Nachricht, in einem Schnapsfläschchen untergebracht, tauchte 1981 unter „kuriosen Umständen“ auf dem Dachboden eines Bauernhofes im lothringischen Fiquelmont auf.

Was noch 1916 als Utopie erscheint, versuchen engagierte Bürger und Politiker nach dem Ende des Krieges zu verwirklichen, berichtet Espenschied. Von der Pan-Europa zur Europäischen Union zeigte Ingo Espenschied eindrücklich die wichtigsten Stationen der deutsch-französischen Aussöhnung und der europäischen Einigung auf.

Natürlich gäbe es Punkte für die man die EU kritisieren könne, zog Espenschied das Fazit, doch die Geschichte lehrt uns, dass das was heute ist, geschätzt werden müsse. Konflikte werden friedlich am Konferenztisch ausgetragen und nicht mehr auf dem Schlachtfeld. Europa sei nicht nur ein gelungenes Friedensprojekt, sondern durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit werde auch ein einzigartiger Lebensstil garantiert. So sind nach der Wiedervereinigung insbesondere die neuen Bundesländer und damit auch Sachsen im Rahmen der europäischen Förderinstrumente wie dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) umfangreich unterstützt worden. Zudem ermöglichen freie Grenzen eine einfache Reise von Land zu Land. Salami aus Italien, Käse aus Frankreich und Schokolade aus Belgien, der vereinfachte Handel sorgt für Produktvielfalt auf dem Tisch. Und Erasmus sorgt für bunte und weltoffene Universitäten.

Im letzten Teil der Veranstaltung fand eine anregende Gesprächs- und Fragerunde der anwesenden Teilnehmer und Ingo Espenschied statt. Unter anderem wurde die Frage nach dem Schicksal der Verfasser der Friedensbotschaft von Fiquelmont gestellt. Wie erlebten sie im Weiteren den Krieg? War es ihnen möglich, ihren Wunsch eines geeinten und friedlichen Europas zu erleben? Zu dieser Frage resümierte Espenschied, dass auch wenn wir das Schicksal dieser Männer nur lückenhaft weiter verfolgen konnten, ihre Worte zeigen, welche innere Haltung wir Europäer in unsere Zukunft tragen müssen.

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