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Veranstaltungsberichte

Frau schreibt Geschichte

Veranstaltungsbericht zur Reihe in Leipzig

Identität und Image damals und heute

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Die Veranstaltungsreihe „Frau schreibt Geschichte. Identität und Image damals und heute“ im Herbst 2023 fand in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen im Museum der bildenden Künste in Leipzig statt. Ausgangspunkt war, dass wir die Repräsentation von Frauen diskutieren wollten, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Eine geschichtliche Betrachtung lag daher Nahe, um welche diese bereichert wurde.

 

Am ersten Termin lag der Fokus auf der Betrachtung: „Frauen in Politik und Gesellschaft – eine Repräsentationslücke?“ Prof. Dr. Benjamin Höhne eröffnete seinen Impulsvortrag mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Sichtbarkeit von Frauen in Ämtern und insbesondere in der Politik. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Gleichberechtigung von Frauen eher eine formale Angelegenheit sei und dass Frauen immer noch unter Ungerechtigkeiten zu leiden hätten. Gerade in der Parteipolitik, wo es um Repräsentation gehe, müsse man Menschen die Tür öffnen, die bisher keinen Platz gehabt hätten, etwa Ostdeutschen oder Menschen aus ärmeren Verhältnissen. Anna Kreye begann ihren Vortrag mit einem berühmten Zitat von Angela Merkel: "[...] Frauen bereichern das Leben. Nicht nur im Privaten, auch im Politischen. [...]." Anders als Höhne, der die Rolle der Frau in der Politik historisch und statistisch einordnete, ging sie das Thema von biographischen Eckpunkten und ihrer eigenen Erfahrung als Frau in der Politik an. Sowohl im Impulsvortrag als auch in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde das Thema Frauenquote und deren Vor- und Nachteile angesprochen. Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass die Frauenquote eines der wirksamsten Instrumente sei, um Frauen in die Politik zu holen. Die Teilnehmer beteiligten sich rege an der Diskussion, in welcher die Perspektive der ostdeutschen Frauen besonders hervorgehoben wurde.

 

Zum zweiten Termin „(Un-)Vergessen: Frauen und die Friedliche Revolution“ referierten Ulrike Poppe als Zeitzeugin und Dr. Jessica Bock, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv in Berlin. Die Referentinnen der Veranstaltung haben einerseits aus Sicht einer Zeitzeugin und andererseits anhand des aktuellen Forschungsstandes ein umfassendes Bild der Frauenbewegung in der DDR und der Repressionen seitens der staatlichen Behörden vermittelt. Es wurde während der Veranstaltung zudem von den Referentinnen ein Bezug zu heutigen Gefährdungen der Demokratie hergestellt und in der Diskussion mit dem Publikum die Notwendigkeit von Haltung und dem aktiven Einsetzen für Demokratie betont.

 

„Gottes stille Töchter? Frauen im ostdeutschen Katholizismus“ schloss sich an den Themenkomplex der Friedlichen Revolution an. Katharina Zimmermann stellte ihre Forschungsschwerpunkte vor: Frauen in der DDR und im Nationalsozialismus, Frauen im sozialistischen System und Thema Gleichberechtigung in einer Diktatur, insbesondere der Alltag und die geschlechtsspezifischen Anforderungen an die Frauen in dieser Zeit. Das Frauenbild habe sich bis heute nicht geändert, betonten die Zeitzeuginnen Martina Breyer und Maria Groß, die die DDR und die katholische Kirche in dieser Zeit erlebt hat. Frauen seien nach wie vor für die Ästhetik im Gottesdienst zuständig und besetzten keine wichtigen Positionen in der Kirche. Geändert hat sich, dass Frauen und Männer nicht mehr getrennt säßen. Ein anderes Thema war auch die Frage, warum sich Frauen in der Kirche kaum zu Wort meldeten. Fehlender oder beschränkter Zugang zu theologischem Wissen könnte ein Grund sein. Es ist bemerkenswert, so Breyer, dass es in der Gesellschaft so viele selbstbewusste, aktive und emanzipierte Frauen gab, die aber in der Kirche oft keine Stimme hatten. Die Referentinnen begründeten dies damit, dass die Kirche den katholischen Gläubigen in der Diaspora einen wichtigen Schutzraum geboten hat, dem man treu bleiben wollte, denn gerade dieser Schutzraum war notwendig, um in der Diaspora zu überleben. Maria 2.0 und die Anforderungen an eine Frau nach dem Vorbild Marias, an dem Frauen einerseits nur zerbrechen können, das aber andererseits auch ein starkes Symbol für die Frauen der 70er und 80er Jahre war, waren ebenfalls Punkte, die mehrfach kontextualisiert wurden. Des Weiteren wurde die Karte der Initiative Maria 2.0 und die schlechte Vernetzung der Frauen in Ostdeutschland thematisiert, was möglicherweise der Grund für die geringe Anzahl von Einträgen auf der Karte der Ortsgruppen der Initiative ist. Die Referentinnen, Frau Groß und Frau Breyer, erzählten aus ihren Biografien und sprachen Themen aus ihrem familiären Umfeld sowie Erfahrungen aus Schule und Kirche an, die von vielen Zuhörern in der anschließenden Fragerunde aufgegriffen wurden. Vor allem dank der biografischen Beiträge der Referentinnen beteiligten sich zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer an der Diskussion.

 

Die vierte Veranstaltung schloss sich zum Thema „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Starke Frauen um Oskar Schindler“ an. Erika Rosenberg, die auch die Biografin von Emilie Schindler war, legte hiermit den Fokus auf das Leben und Wirken der Schindlers. Die Zivilcourage und das Engagement standen im Vordergrund, neben den politischen Irrungen und Gefahren der damaligen Zeit.

 

Den Abschluss der Reihe bildete eine Führung mit Gespräch zu Evelyn Richter. Dr. Jeanette Stoschek, stellvertretende Leiterin des MdbK, betrachtete die Fotos von Evelyn Richter nicht nur unter technischen und künstlerischen, sondern auch unter politischen und sozialen Aspekten. Wie sind diese Fotos entstanden, wie wurden sie wahrgenommen und welche Diskurse sind in ihnen enthalten, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Hinzu kommt, dass diese Fotos von einer Frau gemacht wurden, die hart dafür kämpfen musste, als Künstlerin in diesem Bereich ernst genommen zu werden und Anerkennung für ihre Arbeit zu erhalten. Die Themengebiete ihrer fotografischen Werke umfassten unter anderem Arbeit, Uniformen, Frauen, Familie, Porträts, Frauen bei der Arbeit, sorbische Kultur und Traditionen, Armut und Kinder. Der Rundgang durch die Ausstellung bestach durch die Vielfalt der Perspektiven auf Frauen, festgehalten von einer der bedeutendsten Fotografinnen und Chronistinnen ihrer Zeit, und bildete somit einen gelungenen Abschluss dieser Reihe. Die Ausstellung verdeutlichte auch die subtile Dimension mancher Freiheitsbewegungen. Denn nicht alle politischen Fotos sind schlagzeilenträchtig, aber sie tragen zur Entfaltung und Dokumentation dieser Bewegungen bei.

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Kontakt

Lina Berends

Linda Berends

Referentin Politisches Bildungsforum Sachsen

lina.berends@kas.de +49 351 563446-13 +49 351 563446-10

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