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Veranstaltungsberichte

„Der innere Kreis der Macht und die Opposition der DDR“

Podiumsdiskussion

mit Dr. Ehrhart Neubert, Hildigund Neubert (TLStU), Bernd Eisenfeld, Siegmar Faust, Pfarrer Werner Wedler

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Die Thüringer Landesbauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Hildigund Neubert
Am 10. März fand in der Aula des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Weimar die Podiumsdiskussion „Der innere Kreis der Macht und die Opposition der DDR statt, welche gemeinsam vom Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Thüringer Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR organisiert wurde.

Die Eröffnung des Diskussionsabends begann mit einem Impulsreferat des ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers Dr. Ehrhart Neubert, der in seinem Vortrag herausstellte, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur in der Unterdrückung der Individualität liegt. In einer Diktatur besitzt das einzelne Individuum so gut wie keinen Wert. Die Legitimität zog die damalige Führung der DDR aus gefälschten Wahlen, die traumhafte Ergebnisse von fast 100 % suggerierten. Hier sah die Opposition einen ihrer Ansatzpunkte. Eine Öffentlichkeit musste hergestellt werden, welche das SED-Einheitsbild zerstören sollte.

Unter der Moderation von Hildigund Neubert, der Thüringer Landesbeauftragen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, schloss an Dr. Neuberts Ausführungen die Podiumsdiskussion an. Die geladenen Zeitzeugen und Oppositionellen schilderten dem Publikum teils dramatische Einblicke in ihre Lebensläufe. Bemerkenswert dabei war, dass alle eine andere Sozialisation durchlebt haben und dadurch auch auf unterschiedlichem Wege in die Opposition zur SED-Diktatur gerieten.

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Das Podium: Dr. Ehrhart Neubert, Siegmar Faust, Bernd Eisenfeld, Pfarrer Werner Wedler und Hildigund Neubert (v.l.n.r)
Für den Mellinger Pfarrer Werner Wedler war es bereits durch seinen Glauben klar, dass er den Dienst an der Waffe verweigern würde und so zu den Bausoldaten eingezogen werden würde, Repressionen inklusive. Der studierte Finanzwirt Bernd Eisenfeld verweigerte ebenfalls den Wehrdienst und gelangte so wie Wedler zu den Bausoldaten.

Durch seine Kritik an der Intervention des Warschauer Paktes im Zuge des Prager Frühlings, sowie dem Verteilen von Flugblättern, wird er wegen staatsfeindlicher Hetze verhaftet. Siegmar Faust, der auf dem besten Weg war, ein getreuer Parteikader zu werden, geriet immer mehr in Konflikt mit dem Regime, als er beginnt Dinge zu hinterfragen und einzufordern, die er als selbstverständlich und normal erachtet. Nicht das erste Mal ging er zu weit, als er 1973 seine Menschenrechte einforderte, da die DDR mittlerweile Mitglied in den Vereinten Nationen war. Die Folge war eine erneute Haftstrafe.

So unterschiedlich diese Lebensläufe auch waren, hatten sie doch alle ein ähnliches Ziel. In erster Linie sollte nicht das komplette System zu Fall gebracht werden, sondern begrenzte Zielstellungen sollten durchgesetzt werden, wie bspw. mehr Rechtssicherheit oder mehr Freiheit.

Am Ende des Abend gelangte man zu dem Ergebnis, dass der Ursprung von Opposition immer ein Gewissenskonflikt ist, dass weiterhin Demokratie nie umsonst ist und für eine funktionierende Demokratie persönliches Engagement unerlässlich ist. Dr. Neubert schloss mit den Worten, dass nur derjenige ein Recht hat, sich über politische Zustände zu beschweren, der sich auch über das Wahlrecht hinausgehend politisch engagiert. Diese Worte gelten für die Zeit der DDR genauso wie heute!

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