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Veranstaltungsberichte

DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte

Ausstellungseröffnung

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„DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“ – mit 19 Plakaten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung der Konrad-Adenauer Stiftung verschiedene Lebensbereiche der DDR dargestellt und über Mythen, die in diesem Zusammenhang existieren, aufgeklärt. Neben der Ausstellung wurde ein Gefangenentransporter im Originalnachbau vom Verein „Freiheit e.V.“ den interessierten Gästen und Schülern außerhalb des Schulgebäudes gezeigt, der die Transporte von politischen Gefangenen zu den Gefängnissen veranschaulichte.

Am 06.04.2016 fand in der SBBS Eichsfeld von 12:00 Uhr bis 14:00 Uhr die Eröffnungsveranstaltung zur Wanderausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED- Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“ statt. Neben der Landesbeauftragten der Konrad-Adenauer-Stiftung, Maja Eib hielten der Schulleiter Dieter Klinge und Gerold Wucherpfennig (MdL) sowie die Vorsitzende des Vereins „Freiheit e.V.“ Dorit Bause jeweils kurze Ansprachen vor rund 115 Gästen und Schülern der SBBS Leinefelde. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Stephan Krawczyk, Liedermacher aus Berlin, umrahmt.

Im Fokus der Reden standen der Umgang mit der Vergangenheit und die Vermittlung von Wissen für die kommenden Generationen. Klinge betonte, dass gerade Schulen den Auftrag innehätten, eben jenen Altersgruppen Zugang zu dem Thema „DDR“ zu verschaffen, die kaum Bezugspunkte mehr dazu fänden. Die Nähe zur ehemaligen innerdeutschen Grenze müsse dahingehend genutzt werden, um Schülern und jungen Erwachsenen Möglichkeiten zur Bildung in Bezug auf dieses Themenfeld zu schaffen. Dieser Aspekt wurde auch von der Maja Eib aufgegriffen und hinzugefügt, dass das Bewusstsein um die Vergangenheit erhalten werden müsse.

In ihrer Begrüßungsrede wurde ebenfalls die Verklärung geschichtlicher Realitäten im Hinblick auf die Mythenbildung in Bezug auf die DDR thematisiert. Auftrag der Politischen Bildung sei es nicht nur ein realistisches Bild des Vergangenen weiterzugeben, sondern auch junge Erwachsene als nächste Generation der Demokratie anzusehen und sie dahingehend mit fundiertem Wissen auszustatten.

Der Musiker und Liedermacher Krawczyk präsentierte während der Veranstaltung Werke zwischen den Reden, die den damaligen Zeitgeist und das Alltagsleben der Menschen umrissen. Einleitend gab er Impulse, die die Zuhörer dahingehend zum nachdenken anregen sollten, da viele Individuen und Opfer aus jener Zeit mit den Diktaturerlebnissen zu kämpfen hätten und dementsprechend geprägt seien. Ihm selbst wurde die Berufszulassung als Musiker in der DDR aufgrund staatsfeindlicher Textinhalte entzogen. Neben selbstkomponierten Stücken spielte Krawczyk unter anderem „Das Lied des Speichelleckers“ und führte eindringlich das beschädigte Leben im realsozialistischen Alltag vor Augen, in dem ein Außenseiter kein Bier in der Kneipe ausgeschenkt bekam. In Krawczyks selbstgeschriebenen Songs ging es außerdem um die Verweigerung der Menschen nach der Wende, sich besonders an die negativen Aspekte der SED-Diktatur erinnern zu wollen und die Verklärung der Ereignisse.

Auch Hass, Angst und die aktuelle Gefahr von jungen Erwachsenen in extremistische Kreise abzurutschen, wurden besungen.

Gerold Wucherpfennig nahm in seinem Grußwort Bezug auf die Lehrpläne von Schulen und die Verbindlichkeit, das Thema der DDR-Geschichte und die Aufarbeitung von Ereignissen auch durch Besuche außerschulischer Lernorte in der Region zu stärken. Er nannte Ergebnisse des „Thüringenmonitors“, die ergaben, dass 83% der Thüringer noch keine Gedenkstätte besucht hätten sowie 42% von den Befragten die Meinung verträten, die Stasi- und SED-Vergangenheit solle nicht weiter behandelt werden. Seiner Meinung nach schrumpfe die bürgerliche Mitte und Ausstellungen wie diese seien wichtig zur Schaffung eines Bewusstseins im Hinblick auf den Umgang mit dem Wissen über Diktaturen.

Verklärte Erinnerung über den Alltag in der DDR müsse man mit fundierten Informationen begegnen und besonders im Hinblick auf die Behandlung von Systemkritikern und politisch Verfolgten ein Bewusstsein schaffen.

In dem sich anschließenden Vortrag von Dorit Bause wurde der Umgang mit vermeintlich systemkritischen Personen in der DDR durch Schilderungen ihres eigenen Schicksals besonders verdeutlicht. Das Ehepaar Bause wurde aufgrund einer Unterschrift im Zusammenhang mit einer Petition gegen das Berufsverbot von Musikern wie Stephan Krawzcyk festgenommen und als politische Gefangene getrennt inhaftiert. Bause sprach die Schwierigkeiten in der Aufarbeitung von Erlebnissen als Opfer einer Diktatur an und ging konkret auf die Täter ein, mit denen es einen Dialog zu führen gilt um sämtliche Aspekte der Vergangenheit zu beleuchten und damit abschließen zu können. Schulische Bildungsmaßnahmen, aber auch außerschulische Lernmöglichkeiten in Bezug auf die DDR-Vergangenheit wie die Grenzmuseen, seien in ihren Augen essenziell.

Junge Menschen müssten durch Zeitzeugenprogramme und gezielte und realistische Wissensvermittlung an das Thema herangeführt werden. Sie sehe darüber hinaus ein Problem darin, dass die ältere Generation zu vergessen scheint, die jüngere Generation kein Wissen besäße. Darüber hinaus würden laut „Thüringenmonitor“ rund 31% der Menschen in den neuen Bundesländern die DDR rückblickend nicht als Diktatur einstufen und rund 2/3 der befragten Personen besäßen ein positives Bild von der DDR. Bause machte deutlich, dass dieser Entwicklung entgegengewirkt werden müsse und Bildung der entscheidende Faktor sei, um ein Bewusstsein zu schaffen und eine Aufarbeitung der Vergangenheit unter realistischen Gesichtspunkten zu ermöglichen. Diese Ausstellung der KAS leiste hier wertvolle Dienste.

Im Anschluss fand neben einem Imbiss auch die Besichtigung des Gefangenentransporters statt, betreut vom Ehepaar Bause. Die Veranschaulichung der beengten Verhältnisse im Wagen und den Bedingungen des Gefangenentransports, wie fehlende Fenster, kaum Bewegungsmöglichkeit und Luftzufuhr machten deutlich, wie zermürbend die Umstände auf die Insassen gewesen sein müssen und welche Auswirkungen es auf die politischen Gefangenen hatte. So dienten die Fahrten nicht nur dem Transport von Gefangenen zum nächsten Gefängnis, sondern wurden gezielt als psychisches Druckmittel gegenüber den Insassen genutzt.

Gegen 14:00 Uhr endete die Veranstaltung, die Ausstellung ist bis zum 28. April 2016 täglich von 7:00 Uhr bis 16:00 geöffnet.

Kontaktdaten zur Anmeldung von größeren Gruppen finden Sie in der Seitenleiste sowie einen Link zur Berichterstattung der "Eichsfelder Nachrichten" über diese Veranstaltung.

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