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Veranstaltungsberichte

Karriere beim Nachbarn

Studium und Praktikum in Frankreich

Bericht zur Vortragsveranstaltung mit mit Cornelia Witter, Florence Luchetta am Mittwoch, den 24. September 2003.

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Nachdem sich ein Vortrag von Thomas Hoffmann (Fachhochschule Nordhausen) mit dem französischen Bildungssystem bis zum Abitur beschäftigt hatte, war am 12. November 2003 das Hochschulsystem Gegenstand des vierten und letzten Vortrages einer Reihe zur deutsch-französischen Freundschaft, die das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung am Hoffmann-von-Fallersleben-Gymnasium Weimar ausrichtete. Als konkretes Thema sprachen die drei Referentinnen über Möglichkeiten des Studiums oder des Praktikums im jeweils anderen Land. Den Eröffnungsvortrag hielt mit Cornelia Witter die Referentin für Internationales an der Fachhochschule Erfurt. Ihr folgte mit Franka Fidelak eine Studentin der FH, die ein Semester an einer Hochschule in Nizza verbrachte. Den Abschluss bildete die Französin Florence Luchetta, die als Fremdsprachenassistentin derzeit in Weimar tätig ist.

Wer sich zu einem Studienaufenthalt in Frankreich entschließt, sollte sich zunächst die Frage stellen, ob ein Voll- oder nur ein Teilstudium zur Debatte steht. Frau Witter wies auf die Probleme beider Varianten hin: So ist bei einem Vollstudium die Zulassung mit dem deutschen Abitur auf der französischen Hochschule ungewiss, ähnliches gilt für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse in der Bundesrepublik. Und gleichermaßen sollte der Studierende über Berufschancen nachdenken, die ein Auslandsstudium bringt. Bei einem Teilstudium liegt eine erste Hürde in der Kürze des Aufenthaltes, denn in den nur wenigen Monaten haben sich die Studierenden kaum in der fremden Hochschule integriert, wenn auch schon der Abschied bevorsteht. Weitaus wichtiger für den weiteren Studienverlauf ist freilich die Frage, ob die im Ausland erworbenen Leistungsnachweise an der deutschen Heimatuniversität Anerkennung finden. Nicht immer entspricht ein französischer Schein der deutschen Prüfungsordnung, so dass der Studierende bereits vor dem Aufbruch ins Nachbarland an entsprechende Absprachen mit den einheimischen Professoren denken sollte.

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Cornelia Witter

Im weiteren Verlauf ihres Referats sprach Cornelia Witter die konkreten Hochschulpartnerschaften der Fachhochschule Erfurt zu französischen Einrichtungen sowie die Unterstützungsmöglichkeiten für ein Auslandsstudium an. Die FH Erfurt verfügt über Beziehungen zu etwa 40 höheren Bildungseinrichtungen im Ausland, davon zu zweien in Frankreich (Nancy und Nizza). Diese Beziehungen beinhalten jeweils Verträge zur gegenseitigen Anerkennung der Studienleistungen. Die Referentin verwies an dieser Stelle auf integrative deutsch-französische Studiengänge, wo es in beiden Staaten Kurse gibt. Dieses Studium wird mit einem Doppeldiplom abgeschlossen, beinhaltet z.B. Prüfungen in französischer Sprache über ein deutsches Thema. Eine Sonderform dieser grenzüberschreitenden Hochschulpartnerschaft gibt es bei der bilingualen Lehramtsausbildung in Saarbrücken und Metz. Im Zuge des sich immer enger vereinigenden Europas werden solche Universitäten künftig keine Ausnahmen mehr bilden, sondern verstärkt entstehen.

Bei der Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes erörterte Witter Modelle wie den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die EU-Projekte ERASMUS bzw. SOKRATES, die Förderung durch das Bafög sowie die Leistungen der politischen Stiftungen, die ihren Stipendiaten ebenfalls Auslandszuschüsse gewähren bzw. ausländische Studierende in der Bundesrepublik fördern. Hinsichtlich eines Praktikums sprach die Referentin die Programme Leonardo (EU), AIESEC/IAESTE, InWEnt oder PAD (Fremdsprachenassistent/in) an. Im Vordergrund aller Bemühungen sollte freilich die Eigeninitiative des Studierenden/Praktikanten stehen.

Als letzte Referentin kam Florence Luchetta zu Wort. Die französische Lehramtsstudentin ist als Fremdsprachenassistentin an zwei Weimarer Schulen aktiv und kann somit einen guten Vergleich zwischen französischen sowie deutschen Schulen ziehen. Als wichtigsten Unterschied sieht sie den in Frankreich verbreiteten Frontalunterricht. Dort herrsche größerer Druck auf Schüler; oft gebe es den Zwang zum Nachsitzen am (ansonsten unterrichtsfreien) Mittwoch-Nachmittag. Zudem seien die Lehrer sehr streng und Essen sowie Trinken im Unterricht verboten. An Deutschlands Schulen schätzt sie dagegen die Lockerheit, was auch auf das zwischenmenschliche Verhalten zwischen Lehrern und Schülern wirkt. Ähnlich wie an den Schulen ist die Arbeitsweise auch an den Universitäten organisiert. Auch an den Hochschulen sei Frontalunterricht die Regel, aber hier gebe es deutlich mehr Arbeitsgruppen.

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Florence Luchetta

Die anderen Veranstaltungen der Reihe "40 Jahre Richtung Zukunft. Die deutsch-französische Gemeinschaft feiert Geburtstag":

Vortrag von Dr. Martin Borowsky zur deutsch-französischen Geschichte

Vortrag von Dr. Jean-Claude Voisin zur Regionalisierung

Vortrag von Thomas Hoffmann zum französischen Bildungssystem

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