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Leben 3.0.- Das Zeitalter Künstlicher Intelligenz

KAS-Europa-Talk aus Thüringen

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Der letzte Europatalk aus Thüringen im Jahr 2021 fand 10. Dezember zum Thema „Leben 3.0.“ statt. Der Moderator Benjamin Grau eröffnete das Live-Gespräch um 14:00 Uhr und begrüßte die Zuschauer, sowie die beiden Referentinnen.

Zuerst begrüßte er die Juristin und Thüringer Europaparlamentsabgeordnete (MdEP) Marion Walsmann. Sie trifft im Bereich der Europapolitik in Brüssel häufig auf die fundamentalen Fragen zum Thema Digitalisierung und den Vor- und Nachteilen der selbigen. Als stellv. Mitglied im Sonderausschuss zu künstlicher Intelligenz im digitalen Zeitalter ist Sie unmittelbar eingebunden. Die zweite Referentin stellte Herr Grau als Frau Prof. Dorothee Koch vor, die an der Hochschule für Technik in Stuttgart zum Thema künstliche Intelligenz (KI) doziert.

 

Doch was versteht man unter KI? Diese Frage wird zuerst an Marion Walsmann gerichtet, die antwortet, dass der Begriff zwar heute in aller Munde sei, aber bereits seit den 1950ern existiere. Unter KI versteht Walsmann, dass Maschinen in der Lage sind, menschliche Verhaltensmuster zur Lösung von komplexen Problemen anzuwenden. Dies würde bei vielen Menschen zu Verunsicherung führen, da es durch die Weiterentwicklung dieser KI schon heute möglich ist, dass Maschinen auf Menschen Einfluss nehmen können.

Die wissenschaftliche Sicht von Prof. Koch sieht KI als den Versuch „rationale oder kognitive menschliche Intelligenz auf technischen Maschinen zu simulieren, um sie für den Menschen gewinnbringend einzusetzen“. Das bedeute auch die Möglichkeit der Maschinen sich selbstständig zu verbessern oder zu lernen um für den Menschen den meisten nutzen bei geringster Aufwendung zu produzieren. Dies funktioniert heutzutage teilweise in so komplexen mathematischen Funktionen, dass die Menschen hinter der Maschine die „Denkweise“ der Maschine nicht mehr nachvollziehen kann und lediglich das Ergebnis des Denkprozesses zu kontrollieren vermag.

Dass Maschinen dabei noch häufig andere Ergebnisse oder Lernprozesse erbringen, als von den Programmieren erwartet, zeigt sich häufig bei KIs in der Bildersuche, wo die KI z.B. lernt eher auf den Hintergrund eines Fotos  zu achten und anhand dessen seine Entscheidung zu treffen, als auf das eigentliche Hauptmotiv. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass Personen oder Unternehmen eine Software einsetzen, ohne sich deren Fehleranfälligkeit bewusst zu sein und dann blind dieser KI vertrauen.

Hier sieht Walsmann die Verbindung zur Politik und berichtete, dass die EU als eine der ersten Institutionen überhaupt Leitlinien errichtet hat, in denen festgelegt wurde, welche Kriterien eine KI erfüllen muss um als „vertrauenswürdig“ zu gelten. Das Potential von KI sei u.a. im Bereich von Gesundheit, Verkehr, Landwirtschaft und Umwelt gigantisch. Aber es müsse durch die Politik eine Kontrolle und Regulierung von KI erfolgen um Grundrechte zu schützen und um die KI in diesen Bereichen vertrauenswürdig zu machen.

 

Aber kann die Gesellschaft diese neue KI eigentlich akzeptieren, wenn es schon gar nicht mehr möglich sei die Denkprozesse einer Maschine nachzuvollziehen?

Das sei abhängig vom Einsatzgebiet der KI, so Walsmann. Gerade in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheitssektor sei die Gesellschaft noch weitaus vorsichtiger als in anderen Bereichen. Aus diesem Grunde hat die EU eine Risikoanalyse für alle KI´s eingeführt in der ganz genau untersucht wird, wo die Daten der KI hingehen, was die KI genau tun kann und was die KI eben nicht adäquat machen kann und wo die Letztentscheidung bei einem Menschen liegen muss.

Ergänzend dazu sprach Prof. Koch, dass es notwendig sein muss Konzepte zu erarbeiten und zu präsentieren, die zeigen was mit Arbeitnehmern passiert, die durch KI in ihren Tätigkeitsfeldern ersetzt werden. Das betreffe nicht nur Arbeitsplätze im Niedriglohn Sektor, sondern auch Berufe von hochqualifizierten Personen.

Ein wichtiges weiteres Thema sei die ethische Frage im Bereich der KI. Die EU setzt im Bereich der Ethik stets eine hohe Mindestanforderung an. Doch wie läuft es in den USA, wo Prof. Koch auch lange Zeit gelebt hat? Im Silicon Valley sei es so, dass die Technik sich so schnell weiterentwickle, dass die Politik der USA mit der Regulierung nicht mehr hinterherkäme. Dies führe dazu, dass die freie Marktwirtschaft, also Unternehmen und Konsumenten, darüber entscheiden würden welche Technik oder welche Form der KI weiterentwickelt würde und welche nicht lohnenswert sei. Das Problem dabei sei, dass durch diese Konsequenz nicht die Ethik, sondern häufig die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht.

Die EU will dies unter allen Umständen verhindern und durch Kontrolle und Regulierung die Ethik wieder an den vordersten Platz der KI Entwicklung stellen. Dies würde natürlich einige Prozesse verlangsamen und auch viel Kritik beinhalten, aber es beinhalte die Beste Möglichkeit dafür zu sorgen, dass nur jene KI eingesetzt wird welche die höchsten Qualitäts- und Ethikstandards bietet.

Die EU möchte aus diesem Grund bis zur Mitte des Jahres 2022 eine Verordnung verabschieden, welche dann einheitliche Regulierungsstandards für KI verpflichtend für alle 27 Mitgliedsstaaten in der EU gelten werden und KIs in vier Gefahrenstufen einteilt, die jeweils ihre eigenen, nach oben hinzunehmenden, Standards beinhalten.

Um zusätzlich das Vertrauen der Gesellschaft zur KI zu steigern, ist es nach Prof. Koch zusätzlich notwendig KI in einer extrem hohen und extrem einfach zu verstehenden Transparenz darzustellen. Viele Bürger wüssten gar nicht wie stark die KI in den Mobiltelefonen sei, die sie bereits heute mit sich rumtragen. Des Weiteren dürften die Vorteile der KI nicht zu einem Verlust der Freiheit der Menschen führen. Das sei besonders in der Überwachung zur Verhinderung von Straftaten wichtig. Die meisten Menschen würden sich im Zweifel für die Möglichkeit von Straftaten aussprechen, wenn die Alternative eine totale Überwachung sei.

Um die Verteidigung der Grundrechte zu sichern sei aber auch wichtig wo die KI herkommt, die man verwende. Daher wolle die EU ab dem nächsten Jahr jedes Jahr eine Milliarde Euro für die Entwicklung von KI innerhalb der EU und nach europäischen Standards zu fördern und ultimativ Unternehmen zu motivieren jedes Jahr bis zu 22 Milliarden Euro zu investieren.

Denn wenn es gelänge die EU zu einem der führenden Entwickler und Exporteure von KI weltweit zu machen, dann wäre auch gewährleistet, dass jedes Produkt mit einer EU-KI auch die Freiheit des Einzelnen so schützt, wie es die EU vorgeschrieben hat und nicht wie Unternehmen oder Institutionen in den USA oder in totalitären Ländern wie China es vorschreiben.

 

Zum Abschluss des Europa-Talks stellt der Moderator Benjamin Grau nochmal die Frage wo die beiden Referentinnen die KI in Europa in zehn Jahren sehen.

Walsmann erhofft sich, dass die EU in zehn Jahren weltführender Entwickler von KI ist und die KI dadurch in der Lage ist das Leben der Menschen in Europa zu verbessern und zu unterstützen.

Koch glaubt, dass man in zehn Jahren besonders im Bereich des Transhumanismus, also der Einsatz von z.B. Computerchips im menschlichen Gehirn, große Fortschritte sehen wird, dass das autonome Autofahren Alltag wird, dass es im privaten Bereich zu viel mehr Einsatz von Robotik kommt und dass besonders im medizinischen Bereich eine sehr starke Entwicklung geben wird. Allerdings würden auch die Gefahren steigen wie z.B. Cyber Wars oder die Höhe der Überwachung zu einem Problem werden.

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Maja Eib

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Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

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