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Veranstaltungsberichte

Opposition gegen das SED-Regime in Thüringen

Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand

„Schmalkalder Schlossgespräch“ mit Freya Klier (Berlin) und Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel MdL

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Im Rahmen des „Schmalkalder Schlossgesprächs“ der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. referierte die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier über „Matthias Domaschk und den Jenaer Widerstand“ und stellte ihr gleichnamiges Buch vor. Als Gesprächspartner wirkte Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel MdL an der Veranstaltung mit.

Matthias „Matz“ Domaschk engagierte sich in der Jungen Gemeinde Jena-Stadtmitte, einem Zentrum der Opposition gegen das SED-Regime in den 1970er Jahren. Neben dem Gedankenaustausch über oppositionelle Literatur oder systemkritische Gruppen in den mittelosteuropäischen Nachbarstaaten kam es vor allem zu Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR im November 1976: Staatssicherheit und Volkspolizei führten innerhalb der Jenaer „Szene“ Verhaftungen durch und verhörten auch den erst 19jährigen Domaschk. Dieser organisierte Hilfsaktionen für verhaftete Jenaer Oppositionelle und wurde wegen seines politischen Engagements vom Abiturkurs exmatrikuliert, durfte allerdings seine Facharbeiterausbildung zu Ende bringen.

Klier referierte aber nicht nur über das Wirken des jungen Mannes in der Opposition, sondern auch über sein persönliches Umfeld, etwa die Beziehung zur vier Jahre älteren Vikarin Renate Groß und ihrer gemeinsame Tochter Julia. Auch zeichnete die Referentin die Gefühle der meisten DDR-Jugendlichen jener Zeit nach, etwa die Sehnsucht nach Freiheit, wie sie sich in westlicher Pop- und Rockmusik, Kleidungsstilen oder Lebensweisen (z.B. Trampen) manifestierte.

Für die SED-kritische Jugendopposition galten Gruppen wie Charta 77 in der CSSR oder Solidarnosc in Polen als Vorbilder – Domaschk reiste selbst nach Prag und Danzig und nahm Kontakte auf. Mit dem Unrechtsstaat DDR wurde er verstärkt während seiner NVA-Zeit 1979 „vertraut“ – für Pazifisten gab es im hochgerüsteten „Arbeiter- und Bauernstaat“ lediglich die Alternative des Bausoldatendienstes, doch auch damit drohten Repressalien und berufliche Nachteile; eine Totalverweigerung hätte zur Haftstrafe geführt.

Durch einen falschen Spitzelbericht, Domaschk wolle den politisch zwangsexmatrikulierten Philosophiestudenten Siegfried Reiprich als "ideologischen Kopf" einer Terrorgruppe nach dem Vorbild der italienischen Roten Brigaden gewinnen, rückte „Matz“ noch stärker ins Visier der Staatssicherheit: Am 10. April 1981 wurde er gemeinsam mit seinem Freund Peter Rösch verhaftet, als er sich gerade in einem Zug unterwegs zu einer Geburtstagsfeier nach Ost-Berlin. Dort sollte an jenem Wochenende der X. Parteitag der SED stattfinden, so dass aus Sicht des MfS der Verdacht zur Störung weiter wuchs.

Nach ersten Verhören in Jüterbog wurden die beiden Verhafteten am nächsten Tag in die MfS-Untersuchungshaftanstalt nach Gera verbracht. Nach stundenlangen Verhören sollten sie entlassen werden, was beide aber nicht wussten. Rösch wartete bereits in einem Fahrzeug des MfS, als plötzlich Rufe nach einem Arzt ertönten. Doch Matthias Domaschk war zu diesem Zeitpunkt bereits tot – er wurde erhängt aufgefunden.

Bis heute ist nicht geklärt, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelte – letzteres wird von den Freunden Domaschks ausgeschlossen, denn er galt als lebensfroher Mensch und wollte wenige Wochen später heiraten. Zudem wies Klier darauf hin, dass es in den Akten lediglich Fotos von einer Seite seines Kopfes und Halses gebe, wodurch eventuelle Spuren eines Mordes vertuscht würden. Auch ein Strafprozess im Jahr 2000 führte lediglich zu Geldstrafen wegen Freiheitsberaubung, nicht aber zu einem Ergebnis über die Schuld am Tod des jung verstorbenen Mannes, der 2007 50 Jahre alt geworden wäre.

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