Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Africa Rising!

von Maike Messerschmidt

Chancen und Möglichkeiten einer nachhaltigen wirtschaftlichen Transformation

Am 16. April 2014 fand ein Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion, organisiert vom University Forum on Governance (UNIFOG) zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), statt. Prof. Charles Kwesiga, Executive Director des Uganda Industrial Research Institutes, diskutierte die Möglichkeiten und Herausforderungen ökonomischer Transformation in Uganda. In der hochrangig besetzten Podiumsdiskussion, waren sich alle Teilnehmer einig, dass Uganda durchaus das Potential zu wirtschaftlicher Transformation hat, jedoch die notwendigen institutionellen Rahmenbedingungen nicht gegeben seien.

Asset-Herausgeber

In den vergangenen Jahrzehnten war die Wahrnehmung Afrikas als Kontinent geprägt von Staaten die zum größten Teil arm, unterentwickelt und – in den schlimmsten Fällen – von lang anhaltenden und komplizierten Gewaltkonflikten zerrissen sind. In den letzten zehn Jahren hat sich die globale Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents jedoch verändert. Der herkömmliche Diskurs, der vor allem von so genannten Afro-Pessimisten aufrecht erhalten wird, sieht sich einem neuen Narrativ gegenüber, das entscheidend beeinflusst wird von der Aussage, dass sich Afrika im Aufstieg befindet – „Africa is rising“.

In diesem neuen Bild wird Afrika als Erfolgsgeschichte des 21. Jahrhunderts dargestellt, die von besseren wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven, sich neu entwickelnden Demokratien und der Möglichkeit, zentralen Herausforderungen – wie Jugendarbeitslosigkeit, Lebensmittelsicherheit, und Gesundheitsbedrohungen – angemessen zu begegnen, getragen wird.

Ökonomisch betrachtet bezieht sich das „Africa rising“ Narrativ auf tatsächliche und als solche wahrgenommene wirtschaftliche Entwicklungsfaktoren. Laut Afro-Optimisten, die das neue, positivere Bild von Afrika zeichnen, führen die Entdeckung von Öl und anderen natürlichen Ressourcen, großzügige Investitionen in die Infrastruktur, vor allem bezüglich Transport und Energie, und die Entwicklung neuer Technologien zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und der Erschließung neuer Märkte und bieten außerdem neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die Bevölkerung.

Auf der anderen Seite weisen Afro-Pessimisten darauf hin, dass Afrika schon seit dem Ende der Kolonialzeit ein ressourcenreicher Kontinent gewesen sei, und trotzdem befänden sich viele afrikanische Länder bis heute am unteren Ende verschiedener Entwicklungsindizes. Sie verweisen auf Regierungsversagen, demokratische Rezession und allgegenwärtige Korruption als die Herausforderungen, die afrikanische Staaten überwinden müssten, um wirtschaftliche Transformation zu erreichen.

In seinem Vortrag analysierte Prof. Charles Kwesiga, inwiefern beide Narrative auf Uganda zutreffen und wie es dem ostafrikanischen Land gelingen könnte, sich aus der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder zu befreien. Er erklärte, dass „Africa Rising“ für manche ein Handlungsappell sei und für andere eine optimistische Beschreibung dessen, was sich in verschiedenen afrikanischen Ländern im Augenblick ereignete. In seinem Vortrag wolle er jedoch einen realistischen Überblick über Ugandas Herausforderungen für und Chancen auf wirtschaftliche Transformation geben (der vollständige englischsprachige Vortrag von Prof. Kwesiga kann hier eingesehen werden).

Laut Kwesiga sei Uganda ein Land der Widersprüche, wenn man es aus einer Entwicklungsperspektive betrachtet: Es habe zahlreiche Ressourcen, aber die Mehrzahl der Menschen lebe in Armut; es gebe einen dynamischen akademischen Sektor, aber außerhalb von universitärer Bildung seien die Menschen schlecht ausgebildet; und schließlich werde alle paar Jahre ein ausführlicher Entwicklungsplan vorgestellt, der allerdings niemals in die Realität umgesetzt würde.

Aus diesem Grund, erklärte Kwesiga, liege die Frage wie ein Land, das so reichhaltig ausgestattet ist, auf allen Indizes so schlecht abschneiden könne, nicht fern. Die Antwort, die er darauf gab, war, dass in Afrika im allgemeinen – und Uganda sei in dieser Beziehung keine Ausnahme – zu wenig in Wissenschaft, Technologie und Innovation investiert würde. Laut Kwesiga sei es nur dann möglich, wirtschaftliche die ugandische Gesellschaft zu modernisieren und Industrialisierung zu erreichen, wenn diese Bereiche großzügig gefördert würden. Dies wiederum würde zu Wirtschaftswachstum führen, was den Beginn der Transformation von einer Agrar- zu einer modernen Gesellschaft markiere. Er ging tiefer ins Detail und führte aus, dass es seiner Meinung nach drei Säulen gebe, auf die Uganda seine wirtschaftliche Transformation aufbauen könnte: angemessen Technologien für die ugandischen Gegebenheiten, eine Betonung der Notwendigkeit technischer Fähigkeiten, und nachhaltige ökonomische Planung, in der unter anderem eine zuverlässige finanzielle Infrastruktur, um Investitionen anzulocken, enthalten sein sollte. Des Weiteren gebe es zwei Hürden, die der Umsetzung seiner Vorschläge im Weg stünden. Die erste sei eine emotionale Verbundenheit der ugandischen Bevölkerung zum Status Quo, das zweite die Tatsache, dass akademische Bildung weitaus höher geschätzt würde als technische Ausbildungsberufe, was diese weniger attraktiv mache. In diesem Zusammenhang nannte Kwesiga Deutschland als ein positives Beispiel, da hier Ausbildungsberufe als sehr wichtig angesehen würden und es daher zahlreiche gut ausgebildete und qualifizierte Arbeitskräfte gebe. Um Uganda auf einen ähnlichen Stand zu bringen, schlug er vor, die Bildungspläne so zu verändern, dass nach der Schule mehr Menschen Ausbildungsberufe anstreben würden, und Institutionen, in denen technische Berufe gelehrt werden, besser auszustatten.

Im Anschluss an Kwesigas Vortrag fand eine Podiumsdiskussion mit Prof. Julius Kiiza vom Institut für Politikwissenschaft der Makerere Universität, Florence Obua, Vertreterin der Abteilung für gerechte und demokratische Regierungsführung, Action Aid Uganda, Hon. Alice Alaso, Vorsitzende des parlamentarischen Kontrollausschusses und Generalsekretärin des Forum for Democratic Change, und Hon. Miria Matembe, ehemalige Ministerin für Ethisches Verhalten und Integrität und Aktivistin im zivilgesellschaftlichen Bereich, statt.

Eingehend auf den Vortrag von Prof. Kwesiga, betone Prof. Kiiza, dass Forschung und die Entwicklung neuer Technologien zentral seien, um wirtschaftliche Transformation in Uganda zu erzielen. Er erwähnte eine Stellungnahme der Afrikanischen Union, in der sie ihre Mitgliedsstaaten aufforderte, mindestens ein Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Forschung und Entwicklung zu investieren. Nach Aussage von Prof. Kiiza sei Uganda weit davon entfernt, dies zu erreichen, da es nur etwa 0,005 Prozent seines BIP für Forschung und Entwicklung ausgebe. Er erklärte außerdem, dass wirtschaftliche Entwicklung auch eine Governance Dimension habe und dass in dieser Beziehung Nepotismus und Klientelismus dafür verantwortlich seien, dass Gelder nicht durch institutionalisierte Prozesse dorthin gelangten, wo sie eigentlich gebraucht würden. Dementsprechend müssten Gelder, die in Forschung und Entwicklung investiert werden sollen, innerhalb eines institutionellen Rahmens verteilt werden, um sicher zu stellen, dass sie dorthin gelangten, wo sie tatsächlich gebraucht werden und bestmöglich genutzt werden können.

Hon. Matembe betonte anschließend, dass die Antwort auf die von Prof. Kwesiga aufgeworfene Frage sehr einfach sei: Gute Regierungsführung. Sie erklärte, dass Uganda und andere afrikanische Länder niemals wirtschaftliche Transformation erlangen würden, so lange sie sich durch eine schlechte Infrastruktur, eine ignorante, arme und gegenüber dem Staat sehr wehrlosen Bevölkerung und korrupte Regierungen, die angeführt von „big men“, keine Vision für ihr Land hätten, sondern nur entsprechend ihrer persönlichen Interessen agierten.

Hon. Alaso stimmte der Einschätzung, dass eines der größten Probleme, die im Weg von wirtschaftlicher Transformation stünden, ein Mangel an guter Regierungsführung sei. Sie legte dar, dass die Ressourcen, die genutzt werden könnten, um Forschung und technische Innovationen voran zu bringen, durch Korruption auf dem Weg an ihren Zielort verloren gingen. Außerdem sei der notwendige politische Wille, um Korruption effektiv zu bekämpfen, nicht vorhanden und die meisten politischen Institutionen in Uganda schwach. Um diese Hürden aus dem Weg zu räumen, sei es unbedingt notwendig, dass sich Uganderinnen und Ugander für die kommenden Wahlen registrierten. Nur so könnten Regierungen kontrolliert, Korruption beendet, und gute Regierungsführung und letzten Endes wirtschaftliche Transformation erreicht werden.

Florence Obua betonte im Anschluss daran, dass Öl und andere natürliche Ressourcen an sich nicht genug seien, um wirtschaftliche Transformation in Uganda herbei zu führen. Ihrer Meinung nach gibt es zwei Hürden, die erst überwunden werden müssten: Erstens die Frage nach Ressourcenmanagement, in der auch Themen wie Korruption und eine sehr junge, und in weiten Teilen arbeitslose Bevölkerung enthalten seien. Zweitens müsse Uganda die Handelsbeziehungen, die es im Augenblick habe, überdenken, da diese nicht vorteilhaft seien. Uganda sei aufgrund dieser Handelsbeziehungen zu einem Sammelbecken für Billigprodukte aus aller Welt geworden.

Alles in allem war die Veranstaltung ein großer Erfolg, der es den Anwesenden nicht nur möglich gemacht hat, sich über die Herausforderungen auszutauschen, die Uganda noch im Weg zu nachhaltiger wirtschaftlicher Transformation stehen, sondern auch Möglichkeiten, diese zu überwinden, zu diskutieren. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion identifizierten als zentrale Bereiche in dieser Beziehungen die Erschaffung eines verlässlichen institutionellen Rahmens und des notwendigen politischen Willens. Außerdem müsse Uganda in Forschung, Wissenschaft und Technologie investieren, um eine Industrialisierung des Landes auszulösen und somit den Entwicklungsstand zu verbessern.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber