Veranstaltungsberichte
Zum dritten Mal in diesem Jahr haben wir mit dem Directorate of National Guidance (DNG) kooperiert, um 35 lokale Führungskräfte aus Tororo, Busia und Butajela in effektiver Kooperation im Mehrparteiensystem auszubilden, , mit besonderem Fokus auf verantwortungsvolles Bürgertum, staatsbürgerliche Erziehung und bürgerschaftliches Engagement, um effiziente Dienstleistung von Seiten des Staates zu garantieren. Da das Mehrparteiensystem in Uganda noch immer sehr jung ist, fehlt es noch immer an Wertschätzung und Anwendung des Konzepts, ganz besonders auf lokaler Ebene. Für Führungskräfte müssen daher Orientierungshilfen in Richtung Demokratie und Pluralismus bereitgestellt werden. Zwar ist Uganda offiziell eine Mehrparteien-Demokratie, dennoch haben sich politische Parteien de facto jahrzehntelang im Abseits befunden, eine Kultur des politischen Pluralismus hat sich an vielen Stellen noch immer nicht durchgesetzt.
Die meisten Distrikte in Uganda haben sowohl eine Opposition als auch regierende NRM Ratsmitglieder sowie bestellte Führungskräfte aus der Verwaltung – doch erfolgreiche Kooperation wird häufig von Misstrauen und Rivalität überschattet. Die wackelige Arbeitsbeziehung zwischen Opposition und NRM behindert oft eine reibungslose Dienstleistungserbringung auf lokaler Ebene. Das DNG, in Kooperation mit der KAS, hat daher den dritten von drei Trainingsworkshops organisiert, mit dem Ziel, sowohl gewählte als auch bestellte Führungskräfte zur Kooperation im Mehrparteiensystem auszubilden, unabhängig von ihrer politischen Ideologie oder Orientierung.
Das Event wurde vollständig von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Uganda und Süd-Sudan organisiert und finanziert, in Kooperation mit dem Directorate of National Guidance (DNG). Es richtete sich sowohl an gewählte als auch an bestellte Führungskrüfte auf lokaler Ebene, unter anderem an Bezirkskommissare (Resident District Commissioners), LCV and LC 3 Vorsitzende, Landkreisleiter (Sub County Chiefs), Gemeinde-Entwicklungsbeauftragte (Community Development Officers), leitende Verwaltungsbeamte (Chief Administrative Officers) sowie Frauen- und Jugendleiter.
Dr. Milton Mutto hielt eine interaktive Präsentation zum Thema staatsbürgerliche Erziehung und deren Rolle im Staatsbildungsprozess. Während dieser Präsentation betonte er, was für ihn die Essenz dieses Workshops sei: zu lernen, die eigenen Handlungen und Gedanken kritisch zu reflektieren. Dr. Mutto stellte die Grundprinzipien der der Staatsbildung als kontinuierlichen Prozess dar, angetrieben vom aktiven Engagement von verantwortungsbewussten Bürgern. Anschließend referierte er zum Konzept der Demokratie, deren Grundprinzipien, Voraussetzungen und Vorteile für die Gesellschaft. Der Inhalt der Präsentation war sowohl deskriptiv, indem er im Detail erläuterte, was gewählte und bestellte Führungskräfte tatsächlich tun, als auch normativ, indem er hervorhob, welche Vorteile Kooperation über politische und ideologische Differenzen hinweg nach sich zieht.
Oroch Martin, Bezirkskommissar von Tororo, erläuterte die zivilen Pflichten eines jeden Bürgers nach der Ugandischen Verfassung und setzte die individuellen Rollen der Teilnehmer innerhalb des großen Ganzen in Beziehung zur Umsetzung der sogenannten „Vision 40“, die kürzlich von der Ugandischen Regierung veröffentlicht worden ist.
Sango Richard sprach mit den Teilnehmern über verantwortungsbewusstes Bürgertum und gemeinsame Güter (Common Goods). Ausgehend von den aktuellen Herausforderungen, denen Uganda gegenüber steht – eine extrem junge, aber zunehmend passive und frustrierte Bevölkerung – benannte er mögliche Lösungen für eben diese Probleme; darunter in erster Linie eine umfangreiche öffentliche Bildung und eine verantwortungsbewusste und aktive Rolle als lokale Führungskraft. Anschließend ging Mr. Sango auf die gemeinsamen Güter Ugandas ein und stellte die Frage in den Raum, ob die Bürger Ugandas diese tatsächlich schützten.
Mr. Wanjala stellte die provokative Frage, was letztendlich den Unterschied macht zwischen reichen, entwickelten Nationen und Entwicklungsländern wie Uganda. Aufbauend auf eine angeregte Plenardiskussion fasste er zusammen dass der eine Faktor, der tatsächlich den Unterschied macht, die Einstellung der Menschen gegenüber verantwortungsvollem Bürgertum, verursacht durch einen signifikanten Qualitätsunterschied in staatsbürgerlicher Erziehung. Darauf folgend erklärte Mr. Wanjala das Konzept der Guten Regierungsführung (Good Governance) und dessen Grundprinzipien.
KAS hob hervor, dass verantwortungsbewusstes Bürgertum sehr viel weiter geht als lediglich seiner Steuerpflicht nachzukommen und an Wahlen teilzunehmen: “Denken Sie über deliberative Handlungen nach, die Sie aktiv in Ihren Heimatdistrikten durchsetzen können. Selbst durch den kleinsten Schritt, der der Gemeinschaft hilft, nehmen Sie bereits ihre Rolle als Teil eines großen Ganzen ein“ (Bernard Mukhone).
Das Interesse der Teilnehmer an den Inhalten der Veranstaltung war durchweg sehr groß, die Teilnahme an den Diskussionen sehr rege. Der Workshop hat dazu beigetragen, unter den lokalen Führungskräften ein besseres Bewusstsein für die Prinzipien der Demokratie und des politischen Pluralismus zu schaffen, befähigte diese zu effizienterer Zusammenarbeit und zur Identifikation von Prioritäten für ihre Distrikte und vermittelte die zentrale Rolle von staatsbürgerlicher Bildung im Staatsbildungsprozess.
Bericht erstellt von Leonie Staas und Bernard Mukhone