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Veranstaltungsberichte

Studentische Führungskräfte und ihre Rolle in demokratischen Reformen in Uganda

von Maike Messerschmidt

Debatte der Präsidentschaftskandidaten der Studentengilde der Makerere Universität

Am 8. März 2015 fand die diesjährige Debatte der Präsidentschaftskandidaten der Studentengilde an der Makerere Universität statt. Die Diskussion wird traditionell von dem University Forum on Governance (UNIFOG) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Uganda und Südsudan organisiert. Die Veranstaltung sollte den Kandidaten, die sich aktuell zur Wahl für die Position des Gildepräsidenten stellen, eine Plattform bieten, ihre Debattierkünste zu verbessern und der Studentenschaft die Möglichkeit eröffnen, sich ein Bild von den Kandidaten und ihren Programme zu machen.

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Über 78 Prozent der Uganderinnen und Ugander sind unter 35 Jahre alt und somit zählt die Bevölkerung des Landes zu einer der jüngsten weltweit. Obwohl diverse Gesetze existieren, um der Stimme der jungen Generation Gewicht zu verleihen, so beispielweise die Quote, die garantiert, dass vier sogenannte „Youth Members of Parliament“ im Parlament vertreten sind, sind die Interessen und Ziele der ugandischen Jugend in den politischen Prozess des Landes noch immer nur mangelhaft integriert.

Politische Akteure zeigen jedoch immer dann Interesse an der ugandischen Jugend wenn es um Wahlkämpfe oder Wahlen an sich geht - und das aus gutem Grund: Über die Hälfte der Wählerschaft im Jahr 2011 setzte sich aus Jugendlichen zwischen 18 und 30 Jahren zusammen und aufgrund der stetigen Verjüngung Ugandas wird ihr Anteil für die Wahlen 2016 noch höher geschätzt. Diese Zahlen bestätigen eindeutig, dass die Jugend eine entscheidende Gruppe ist, wenn es um demokratische Reformen und Prozesse im Land geht. Allerdings kann, und dies ist in der Vergangenheit bereits der Fall gewesen, auch das Gegenteil eintreten, sollte ihr Potential durch Vetternwirtschaft und die allgemeine Monetarisierung der Politik in Uganda eingedämmt und abgelenkt werden.

Als ein zweiter Aspekt der demographischen Situation Ugandas in Verbindung mit demokratischer Regierungsführung wäre die absehbare Übernahme politischer Führungspositionen durch die heutige junge Generation zu nennen. Viele Beobachter mussten bereits feststellen, dass die potentiellen zukünftigen Führungskräfte des Landes noch einiger Vorbereitung bedürfen und auch Führungspositionen auf regionaler Ebene oder sogar universitärer noch nicht gewachsen sind. Sie übernehmen die Gewohnheiten der älteren Politiker: Der Fokus liegt auf Persönlichkeiten, Machtspielen und politischer Intoleranz.

Die von der KAS und UNIFOG organsierte Debatte beinhaltet eine Auseinandersetzung mit beiden Themenbereichen: Während den Kandidaten für die Position des Gildepräsidenten die Möglichkeit geboten wurde, ihre Fähigkeiten in den Bereichen politische Toleranz, respektvoller Dialog und der Schwerpunktlegung auf inhaltlichen Fragen zu vertiefen, konnten sich die Wähler, in diesem Fall die Studentenschaft, ein Bild von ihren Kandidaten machen, deren Ziele und Programme kennenlernen und abwägen, welcher Kandidat oder welche Kandidatin der Position am besten gewachsen ist. Auf dieser Grundlage können sie am Wahltag in der Universität eine fundierte Entscheidung fällen und haben gleichzeitig eine positive Erfahrung mit Wahlen und Wahlkampf, der auf Werten basiert, welche es einer Mehrparteiendemokratie erlauben zu funktionieren – für viele die erste persönliche Erfahrung in diesem Bereich überhaupt.

Die Debatte wurde vom Vorsitzenden der Wahlkommission, Roy Ssembogga, eröffnet, der sich gleichzeitig bei der KAS und UNIFOG für die Möglichkeit bedankte, dass die Studenten der Makerere Universität ihre Kandidaten kennenlernen können. Er bat sowohl das Publikum als auch die Kandidaten, sich höflich und respektvoll zu verhalten und ihre Unterstützung zu zeigen, sollten sie mit dem Gesagten übereinstimmen. Mit seinen Anmerkungen legte er den Ton der Debatte fest und betonte damit, dass die Walkommission an der Etiquette, die ihre Arbeit bestimmt, festhalten würde.

Bruce Balaba Kabaasa, der Geschäftsführer von UNIFOG, gab in seiner Eröffnungsrede zu, sich vor 12 Jahren einmal selbst für die Position des Gildepräsidenten zur Wahl gestellt zu haben und dabei „jämmerlich gescheitert“ zu sein. Trotzdem, so kann er aus eigener Erfahrung berichten, seien Veranstaltungen wie die Kandidatendebatte ausschlaggebend für die Kandidaten, um sich auf ihre Rolle als studentische Führungspersönlichkeit vorzubereiten und können ihnen dabei hilfreich sein, ihre Ansichten in den politischen Prozess einzubringen. Er fügte hinzu, dass die junge Generation nicht darauf warten sollten, dass Leute mittleren Alters die Leitung übernehmen, wenn die aktuelle Führungsriege zurücktritt, sondern darauf vorbereitet und qualifiziert genug sein sollte, selbst das Steuer und die Verantwortung zu übernehmen.

Mathias Kamp, Leiter der KAS Uganda, stellte fest, dass es keinen besseren Anlass als diesen an der Makerere Universität gegeben hätte, um seine ersten offiziellen Worte als Auslandsmitarbeiter an ein Publikum zu richten. Er betonte, dass es enorm wichtig ist, die Jugend in einer Demokratie zu fördern um Demokratie an sich zu fördern. Zukünftige Führungspersönlichkeiten dürften nicht darauf warten, dass ihre Zeit gekommen ist, sondern müssten vielmehr darüber nachdenken, was sie schon jetzt bewirken können. Er forderte Publikum und Kandidaten auf, ihren Stimmen noch mehr Gehör im politischen Prozess des Landes zu verschaffen.

Nachdem der Rahmen erläutert und somit der Grundstein gelegt wurde, um mit der Debatte in angemessener und geordneter Art und Weise fortzufahren, war es für die Kandidaten an der Zeit, sich dem Publikum vorzustellen. Jeder der neun Anwärter hatte die Chance, seine/ihre Führungsideale und –ziele innerhalb von fünf Minuten zu präsentieren. Zu den Hauptanliegen aller gehörte die Verbesserung der Sicherheit auf und um den Campus, wobei sie vor allem Diebstahl und gewaltsame Überfälle ansprachen, sowie die finanzielle Situation der Universität und der einzelnen Fakultäten. Außerdem wurden neben Fragen zum Gesundheitssystem auf dem Campus auch Themen wie Gleichstellung von Frauen und Rechte von Menschen mit Behinderung aufgegriffen. Der Moderator rief danach sowohl das Publikum als auch die Kandidaten selbst auf, die Führungsfähigkeiten und politischen Ideale der Kandidaten, aber auch deren spezifischen Ziele für die Universität und die Fakultäten durch gezielte Fragen noch einmal genauer zu untersuchen.

Während der gesamten Debatte herrschte eine aufgeregte, aber durchaus positive Stimmung und das Publikum ließ dabei keine Gelegenheit aus, seinen jeweiligen Kandidaten sowie deren jeweilige Vorschläge für das Voranbringen der Universität und die Förderung der Studentenschaft an die Spitze von Bildung und sozio-ökonomischer Transformation zu unterstützen.

Die Debatte wurde außerdem durch eine kurze Ansprache von Hon. Sebuliba Mutumba Muddu-Awulira, Vize-Präsident der Central Region der Democratic Party und Mitglied des Parlaments (MP), bereichert, der erläuterte, dass sich selbst und seine Ideen zu präsentieren eine der größten Herausforderung überhaupt sei, mit der selbst aktuelle MPs zu kämpfen hätten. Daher sei eine solche Plattform perfekt, um dazu zu lernen und sich zu qualifizieren, damit am Tag der Wahl 2016 eine neue und fähigere Führungsgeneration die politische Arena betreten könne.

Hon. Gerald Karuhanga, Jugend MP für die Western Region, schloss mit seiner Rede die Debatte ab. Er selbst startete seine politische Karriere als Gildepräsident der Makerere Universität und könne sich nun sehr gut in die Lage der Kandidaten versetzen. Angesteckt vom Geist der Veranstaltung erklärte Karuhanga, wie enthusiastisch er die brillanten Reden der jungen Männer und Damen verfolgte. Auch wenn Uganda sich mit vielen Problemen konfrontiert sehe, vor allem wenn es um Führungsqualitäten und gute Regierungsführung gehe, würde das Land da draußen auf sie warten, erklärte er den Kandidaten und dem Publikum. Seiner Meinung nach ist die geistige Elite der Makerere Universität mit der dazugehörigen Ausbildung sehr wohl in der Lage, diese Probleme zu lösen. Noch einmal hob er die Debatte als ein Format hervor, mit der studentische Führungskräfte wachsen und lernen könnten und dankte abschließend allen Beteiligten für die erfolgreiche und inspirierende Veranstaltung.

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