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Ugandas Zukunft als Exportmacht

Private Sector Forum zur Rolle der Industrie in Ugandas Streben nach wirtschaftlichem Wachstum

Uganda leidet unter einem Handelsdefizit – und es wächst. Dieses Defizit in Exportmengen wirkt sich negativ auf Entwicklung, Arbeitsmarkt und Gesellschaft in Uganda aus. Wie kann sich Uganda trotz allem in eine Exportmacht auf dem Weltmarkt verwandeln? Und welche Rolle spielt dabei der private Sektor? Um genau diese Fragen zu diskutieren organisierte die Konrad-Adenauer Stiftung (KAS) in Kooperation mit dem African Center for Trade and Development (ACTADE) am 19. Oktober im Imperial Royale Hotel das zweite Private Sector Forum in diesem Jahr.

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Ugandas Handelsdefizit ist beunruhigend – mit einem Trend zu deutlich mehr Importen als Exporten, der sich nur zunehmend verstärkt. Zwar haben Exportmengen in den letzten Jahren zugenommen, jedoch gilt das gleiche auch für Importe. Wie kann Uganda, unterstützt vom privaten Sektor, diesen besorgniserregenden Trend umkehren? Um praktische Antworten auf diese Frage zu finden, fand am 19. Oktober im Imperial Royale Hotel das zweite Private Sector Forum in diesem Jahr statt, organisiert von KAS Uganda und ACTADE. Das Event wurde von mehr als 100 Teilnehmern aus dem privaten Sektor besucht, einschließlich Vertreter der Industrie, kleiner und mittlerer Unternehmen, Start-Ups und großer Dachverbände wie das Uganda Private Sector Forum, Uganda Employers’ Federation oder die Uganda Manufacturers Association. Auch Vertreter aus Medien, NGOs und Regierung waren anwesend, um Ideen zur Exportsteigerung zu diskutieren.

Wie besorgniserregend Ugandas makroökonomische Situation tatsächlich aussieht wurde in einer mitreißenden Präsentation zu aktuellen Zahlen und Statistiken zu Ugandas Außenhandel von Dr. Fred Muhumuza, Wirtschaftswissenschaftler, dargelegt. Nach aktuellen Zahlen der Bank of Uganda ist die Handelsposition Ugandas auf dem Weltmarkt sehr schwach, vor allem auf Grund hoher Importe und träger Exporteinnahmen. Das Handelsdefizit stagniert heute bei 437 Millionen US Dollar, vergleichbar mit etwa 7.7 Prozent von Ugandas BIP in 2015/16.

Dr. Muhumuza betonte in seinem Vortrag die zentrale Bedeutung von Handel als treibende Kraft hinter Wachstum, Beschäftigung und steigenden Einkommen im Land. Aus diesem Grund müssten Exporte aus Uganda gesteigert werden, nicht nur, um Beschäftigung zu kreieren, sondern auch, um den Wechselkurs zu stabilisieren und die generelle Entwicklung des Landes voranzutreiben. Was also muss getan werden, um Ugandas Handelsdefizit umzukehren? Ist das Defizit ein Regierungsproblem? Wie kann der angeschlagene private Sektor unterstützt werden, um sowohl regional als auch weltweit wettbewerbsfähiger zu werden?

In seiner Präsentation gab Dr. Muhumuza zwei zentrale Empfehlungen, um genau diese Fragen zu beantworten – auf der Beobachtung aufbauend, dass Uganda an sich gut mit dem Weltmarkt vernetzt ist, wie sich von sich ähnelnden makroökonomischen Indikatoren ableiten lässt: 1. um der globalen Rezession zu entkommen muss Uganda eine Handelsnische identifizieren und 2. Uganda muss seinen Fokus auf die wichtigsten Handelspartner lenken, um Exporte zu steigern. Diese Handelspartner, nach Dr. Muhumuza, lassen sich in drei zentralen Regionen finden: COMESA (Common Market for Eastern and Southern Africa), die EU (Europäische Union) und der Mittlere Osten (hauptsächlich die Vereinigten Arabischen Emirate).

In der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Herr Lwere John Bosco, Vertreter des Exports Promotion Board, Dr. Kajura Charles, Lokalpolitiker des Hoima District Production und Marketing Officer, Frau Victoria Sekitoleko, Senior Agricultural Consultant und ehemalige Landwirtschaftsministerin, Arinda Daphine, Mitglied des Young Leaders Think Tank for Policy Alternatives und Herr Anil Damani, Vorstandsvorsitzender der Dembe Group teil. Da diese Runde die Perspektiven der verschiedenen Sektoren zusammenführte, waren die Ideen zur Exportsteigerung in Uganda divers und anregend. Zwar führte die Komplexität des Problems automatisch zu einer sehr komplexen Kombination an Lösungsvorschlägen, jedoch konnten einige Schlüsselempfehlungen aus dem Diskurs der Teilnehmer, auch mit dem Auditorium, identifiziert werden:

In jedem Vorschlag betonten die Teilnehmer wie wichtig es sei, all die kleinen- und mittleren Farm-Unternehmer in Uganda bei dem Streben nach höheren Exporten nicht außen vor zu lassen. „Jeder einzelne Farmer ist ein Unternehmer“, sagte ein Vertreter der Uganda Manufacturers Association, - „und sie müssen mit einbezogen werden!“. Kleine- und mittlere Unternehmen bilden das Rückgrat von Ugandas Wirtschaft, daher sollte man auch von ihnen aus ansetzen, um Ugandas Exporte zu steigern.

In diesem Zusammenhang waren sich die Diskussionteilnehmer einig, dass die unzureichende Ausstattung mit Aufbereitungs- und Verarbeitungsanlagen ein zentrales Problem darstelle. In den Kommunen werde das Potential an landwirtschaftlicher Produktion nicht ausgeschöpft, da erhebliche Anteile der Ernte auf Grund von unzureichender Ausstattung verschwendet werden müssen. Das Thema steht in Zusammenhang mit Ugandas Verbindung zum Weltmarkt: da zwei Indikatoren die Exporteinnahmen eines Landes bestimmten – der Weltmarktpreis und die Exportmenge – sollte Ugandas Strategie vor allem darauf abzielen, die Produktionsmengen für den Export zu steigern um das Handelsdefizit zu beeinflussen.

Ein weiteres Schlüsselthema, welches die Teilnehmer ansprachen, war das Thema der Korruption in Regierungsministerien. Die Podiumsredner, ganz besonders Frau Sekitoleko, kritisierten offen, welche Geldmengen von Regierungsvertretern verschwendet werden, anstatt diese in, beispielsweise, moderneres Equipment für die kleinen Farmer in lokalen Kommunen zu investieren. Zudem führte einer der Zuhörer an, dass Regierungsvertreter in Uganda generell häufig nicht mit der nötigen Erfahrung und dem entsprechenden Know-How ausgestattet seien, um Wachstum und Produktion nachhaltig zu steigern. Aus diesem Grund wurde das vielversprechende Potential von Public-Private-Partnerships (PPPs) mehrere Male während der Debatte hervorgehoben.

Die dominanteste Empfehlung des Tages, welche am häufigsten unterstrichen und wiederholt wurde, war jedoch eindeutig der Bedarf, Ugandas Außenhandel auf eine spezifische Nische und bestimmet Handelspartner zu fokussieren. Ugandas wichtigste Exportgüter sind Fisch und Fischprodukte, Taback, Tee, Blumen, Baumwolle und Mais. Uganda sollte sich daher auf diese Produkte konzentrieren, sie als Handelsnische identifizieren, und Produktivität und Exporte in diesen Bereichen steigern. Warum das Rad neu erfinden, wenn Uganda stattdessen von existierenden Netzwerken profitieren könnte? Aus diesem Grund empfahlen die Diskussionsteilnehmer, Handel und wirtschaftliche Aktivität auf die weltweit bedeutendsten Handelspartner zu fokussieren: COMESA, ganz besonders Kenia. Bestehende Handelsbeziehungen mit COMESA deuten darauf hin, dass die elementare Infrastruktur bereits besteht. Nach Dr. Muhumuza sollten Ugandas nächste Nachbarn beim Thema Exportsteigerung daher mit oberster Priorität behandelt werden.

In diesem Zusammenhang spielt die East African Community (EAC) eine bedeutende und einflussreiche Rolle. Auch wenn die Partnerschaft ein immenses Potential für Ugandas wirtschaftliches Wachstum innehat, bestehen noch immer zahlreiche tarifliche und nicht-tarifliche Handelsbeschränkungen innerhalb der Community, die Uganda zurückhalten. Die EAC – da waren sich die Teilnehmer einig – ist wegweisend, doch Uganda müsse aktiv die Probleme angehen, die noch immer freien Handel innerhalb der EAC limitieren.

Um das Forum abzuschließen ermudiften die Moderatorin, Doreen Komuhangi, und die Organisatoren, Susan Nanduddu als Vertreter für ACTADE und Donnas Ojok als Vertreter der KAS, alle Anwesenden, die gewonnenen Einsichten und Ideen nicht nur in ihre persönlichen und professionellen Netzwerke weiterzutragen, sondern auch, in ihren eigenen Sektoren zu implementieren. Wie Herr Damani es zusammenfasste „könnte dieses Forum der erste Schritt zu einer Lösung sein. Wir könnten uns in einiger Zeit wiederfinden, auf diesen Tag zurückschauen und denken: das war der Punkt, an dem Uganda begann sich in eine Exportmacht zu verwandeln“.

Bericht von: Leonie Staas

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