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Veranstaltungsberichte

Gedenken an den Holocaust in der Bukowina

von Iuliia Skok

internationale Historikerkonferenz in der ukrainischen Stadt Czernowitz

Am 4. September fand in der ukrainischen Stadt Czernowitz der Austausch der ukrainischen, deutschen, rumänischen und russischen Historiker und Zeitzeugen zum Thema „Holocaust in der Bukowina“ statt.

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Die Veranstaltung wurde von der deutschen NGO „Zentrum Liberale Moderne“ organisiert und von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich Naumann Stiftung, Heinrich Böll Stiftung und Friedrich Ebert Stiftung unterstützt. Die erste Konferenz fand im letzten Jahr in Odessa statt und wurde dem Thema des Holocausts in Bessarabien gewidmet. Die Organisatoren haben zum Ziel Deutschland auf die Opfer des Holocaust auf dem Territorium der heutigen Ukraine aufmerksam zu machen. Konrad-Adenauer-Stiftung hat die Veranstaltung zum zweiten Mal im Rahmen des Arbeitsbereichs Erinnerungskultur unterstützt.


Holocaust Museum in der Bukowina
Schon 3 Jahre arbeitet der Leiter der Assoziation der jüdischen Organisationen der Ukraine Josef Zissels an der Entstehung des Holocaust Museums in der Bukowina. Das Museum soll nicht nur vom Holocaust in der Ukraine erzählen sondern auch auf die Geschichte des Holocausts in Transnistrien aufmerksam machen, wo zwischen 300 000 und 500 000 Juden vernichtet wurden. Während in Deutschland der Holocaust häufig mit dem größten deutschen Konzentrationslager Ausschwitz in Verbindung gebracht wird,   handelt es sich im Falle ehemaliger Länder der Sowjetunion  um einen „Holocaust durch Kugeln“ (Patrick Desbois). Die lokale Geschichte ist hier besonders tragisch, weil die Juden dort sowohl von der deutschen Einsatztruppe als auch  der rumänischen Armee durch Erschießung ermordet wurden. Darauf folgte das sowjetische Regime, das die Opfer des Holocaust nicht anerkannt, weil in der Sowjetunion die einzelnen Opfergruppen nicht erinnert wurden. Obwohl es sich mit dem Erhalt der Unabhängigkeit der Ukraine  änderte, ist es weiter wichtig mit der Etablierung der neuen Erinnerungskultur zu arbeiten und das Museum ist diesem Zweck gewidmet. Mit deutscher Unterstützung soll an dem Ort, wo sich einer der größten jüdischen Friedhöfe Osteuropas befindet, ein Museum entstehen, das neben den Opfern auch die Täter behandeln wird.
 


Entwicklung des Holocaust Gedankens in Rumänien und heutigen Russland
Laut dem Deutschlandfunk Kommentar der russischen Historikerin Iryna Scherbakowa wird Stalin in Russland nun nicht nur reingewaschen sondern nahezu glorifiziert. Der Hitler-Stalin Pakt wurde verneint. In der rumänischen Gesellschaft hingegen  gibt es nun im Gegensatz zu den 90er  Jahren einen Holocaust-Diskurs. Rumänien hat sich auf internationaler Ebene zu seiner historischen Verantwortung bekannt. In den 90er Jahren wollten viele nicht anerkennen, dass damaliger Ministerpräsident von Rumänien Ion Antonescu und die rumänische Armee solche Gräueltaten in Bessarabien, in der Bukowina oder in Transnistrien ausgeführt haben sollten. Das war aus ihrer Sicht unmöglich, weil es keine Konzentrationslager auf dem rumänischen Territorium gab.


„Holocaust durch Kugeln“
Deshalb ist es laut der Leiterin des „Zentrums Liberale Moderne“ Marieluise Beck wichtig die neue Erinnerungskultur so zu gestalten, wo neben dem „Schoah durch Ghettos“ auch  der „Shoah durch Erschießen“ gedacht wird.  Es gibt leider bis heute viele blinde Flecken in der Geschichtswahrnehmung und es ist kaum bekannt, dass bis zum Beginn der Massenvernichtung bereits etwa 1,5 Millionen Juden aus den ehemaligen Ländern der Sowjetunion durch das brutale Vorgehen von SS-Soldaten, Polizeibataillonen, Einsatzgruppen und teilweise kollaborierenden Bevölkerungen ermordet wurden. Der Diskurs der „deutschen Verantwortung“ muss vertieft werden und dafür sind die internationalen Historikerkonferenzen, deren Ergebnisse dem breiten Publikum in Deutschland dann vorgestellt werden, unabdingbar. Eine erste solche Konferenz fand im letzten Jahr in Odessa statt. Nun ist die Herausgabe der Konferenzmaterialien auf der Grundlage der beiden Veranstaltungen geplant.

 


Korrekturlesen: Annika Ruge, Praktikantin

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18. November 2016
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