Länderberichte
Nico Lange: Frau Motschmann, herzlich willkommen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington, DC. Sie sind hier um sich ein Bild zu machen von der Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika aber auch über die spezifische Politik für Frauen und von Frauen zu sprechen in den USA. Warum finden Sie es wichtig persönlich hierherzukommen und Gespräche zu führen?
Elisabeth Motschmann: Wir haben im Augenblick eine sehr kritische Presse im Hinblick auf die Trump-Regierung und ich denke die transatlantischen Beziehungen müssen weitergehen. Ich bin auch überzeugt davon, dass es so unglaublich viele Kontakte in dieses Land gibt, die für uns wichtig sind, die aber auch für die USA wichtig sind - ob das nun im Handel, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in der Kunst… auch persönlich. Viele Familien sind ja auch verbunden, so dass wir allen Grund haben uns vor Ort ein Bild zu machen und das ja auch manches korrigiert. Das kann man schon nach den ersten Gesprächen sehen, dass hier die Welt weitergeht und nicht untergeht.
Frauen haben oft einen realistischen Blick auf die Verhältnisse
Und, dass wir jetzt auch mit den Frauen ins Gespräch kommen, das finde ich deshalb wichtig weil die oft einen realistischeren Blick auf die Verhältnisse haben als Männer. Wenn man weiß wie die Frauen ticken, wie es den Frauen geht, den Familien geht, den Kindern geht, weiß man eigentlich wie es einem Land geht.
NL: Sie haben das erwähnt, Sie sprechen mit Frauen. Wir haben Termine organisiert mit politisch engagierten Frauen insbesondere aus der republikanischen Partei. Es gibt auch, entgegen vieler anderer Meldungen, viele Frauen, die Donald Trump und die Republikaner unterstützen. Was ist Ihre Botschaft als deutsche Politikerin an diese Gesprächspartner?
Frauen sind oft zurückhaltender und brauchen Ermutigung
EM: Zunächst mal möchte ich immer Frauen ermutigen sich politisch zu engagieren. Sich in ein politisches System zu begeben weil sie eben manches anders sehen und auch verändern als Männer. Das ist die erste Botschaft. Die zweite ist, dass wir lernen können, wie hier Frauen akquiriert werden für die politische Arbeit. Das ist anders als bei uns. Aber das Problem ist, warum Frauen sich nicht politisch oder ungern politisch engagieren und immer Hemmungen haben und sagen „kann ich das? Bin ich gut genug ausgebildet? Bin ich ein politischer Experte oder nicht?“ Da sind Frauen zurückhaltender und da muss man sie ermutigen. Das müssen wir, das müssen die Amerikanerinnen, haben wir gerade eben gehört. Männer sagen „ja klar kann ich das. Natürlich mache ich das. Gar kein Problem.“ Die sehen vieles nicht und Frauen sind da in der Defensive und wir müssen sie in die Offensive bringen.
NL: Sie sind auch im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages aktiv, sind Außenpolitikerin. Die außenpolitische Situation ist nicht ganz einfach im Moment in Bezug auf Verteidigungspolitik, Handelspolitik, Klimapolitik. Was ist aus Ihrer Sicht jetzt wichtig im Dialog mit Amerika?
EM: Also zunächst mal, dass wir ganz eng beieinander bleiben in der NATO. Das ist Nummer eins. Weil weder Europa, und schon gar nicht Deutschland, irgendein Problem auf dieser Welt lösen kann ohne den Partner USA und deshalb ist dieser Zusammenhalt als erstes wichtig.
In der Klimapolitik sind hier Entscheidungen gefallen, die wir so nicht teilen können und auch bedauern, aber daran muss man dann eben auch weiterarbeiten und gucken, was kann man tun und wie kann man diesen Bereich weltweit stabilisieren, selbst wenn Amerika sich jetzt mindestens für eine Legislaturperiode verabschiedet.
Freier Handel bleibt wichtig, aber Nachhilfeunterricht von China brauchen wir nicht
Im Handel, da wird der Handelsüberschuss beklagt. Aber es ist sehr schwer für uns den Amerikanern zu sagen „kauft keine deutschen Produkte!“. Sie sind halt so gut, worauf wir auch stolz sind, dass sie gekauft werden. Da kann man nur den Amerikanern sagen „seid ebenso gut oder besser“. Dann wird sich daran etwas ändern aber nicht indem man das in irgendeiner Form durch Zölle reguliert. Davon würde man immer abraten. Ein freier Handel bleibt wichtig und ich möchte nicht, dass China in die Fußstapfen Amerikas tritt und da der Vorreiter wird und uns Nachhilfeunterricht gibt, wie in der westlichen Welt freier Handel aussieht. Das sollte schon Amerika bleiben. Den Anspruch sollte dieses Land auch selbst haben. Das ist ja auch seine große Stärke. Die Stärken dieses Landes gehen ja nicht weg weil es einen Präsidenten gibt, der vielleicht anders agiert als die Vorgänger.
Ich will auch zuhören. Ich will nicht Vorurteile hierher tragen. Das ist nicht mein Anliegen, sondern reinhören in das politische System um es zu verstehen, auch um zu verstehen warum auch Frauen Trump gewählt haben. Das ist ja aus der Entfernung schwer nachvollziehbar. Aber hier auf einmal sieht die Welt doch noch einmal anders aus. Dieses andere politische Agieren muss man zunächst verstehen bevor man dann anfängt, Kritik zu üben. Wir müssen es besser machen. Immer wenn man etwas besser machen will, muss man erstmal gucken wie andere es machen.
NL: Wir als Konrad-Adenauer-Stiftung wollen diese Art des Dialogs sehr gern fördern. Vielen Dank Frau Motschmann.
EM: Sehr gerne. Ich finde es übrigens toll, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung, diese Idee aufgegriffen hat, die ja noch nicht so verbreitet ist, dass Frauen hierher fahren und sich informieren vor Ort. Auch da sind die Männer leider besser als wir. Die Netzwerke sind einfach andere und sie sind schneller in der Kommunikation auch mit den amerikanischen Partnern und das müssen wir Frauen auch tun. Vielen Dank!