Länderberichte
Lange: Herr Kramer, herzlich willkommen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington, DC.
Kramer: Ja Herr Lange, schönen guten Tag.
Lange: Sie kommen in eine spannende Zeit und Sie sind hier um sich ein Bild zu machen und auch ein Gefühl dafür zu kriegen, was wichtig ist auch für Ihre Mitgliedsorganisation, für ihre Mitglieder, für die Arbeitgeber in Deutschland. Was sind denn Ihre Eindrücke aus den letzten Tagen?
Kramer: Meine Eindrücke sind noch sehr am Anfang. Ich bin ja noch ein, zwei Tage hier. Aber ich treffe hier auf sehr viele Menschen, die so wie wir auch in Europa, in Deutschland, alle Herrn Trump nicht persönlich kennen und ihre Informationen aus Zweit- und Drittquellen sich besorgen müssen. Aber wenn ich jetzt hier bin, so komme ich schon dichter ran an diese Quellen, als wenn ich mich in Deutschland nur von den Nachrichten, Medien informieren lasse. Und das Bild ist etwas vielschichtiger, als wir es in Deutschland haben, das nehme ich nach diesen ersten Tagen wahr. Das Bild zeigt, dass bei den Republikanern und Demokraten sehr viele oder eine ganze Reihe von Grundgedanken auch existieren, die jetzt nur von Trump mit anderen Worten, anderen Argumenten und vielleicht auch ein bisschen populistisch in die Öffentlichkeit getragen werden. Aber diese Gedanken gab es vorher auch schon bei den Demokraten und bei den Republikanern auf einigen Feldern. Nehmen wir die Frage der NATO-Zugehörigkeit und der Kostenbeteiligung, nehmen wir die Fragen der Exportüberschüsse. Also das sind schon alte Themen, die nur jetzt in neuer Verpackung erscheinen und das muss man ein bisschen trennen von dem, was an wirklich Neuem jetzt kommt. Und das rauszufiltern, deswegen bin ich hier und ich hoffe am Ende, wenn ich wieder nach Deutschland reise, habe ich da ein halbwegs passendes Bild.
Wir müssen den Gesprächspartnern deutlich machen, wie viel uns an dieser transatlantischen Partnerschaft liegt
Lange: Sie haben das beschrieben, es gibt, gerade weil viele Leute nicht Trump persönlich kennen, nicht persönlich mit ihm zu tun haben, eine große Unsicherheit darüber, was jetzt als nächstes passiert, was er vorhat. Viele Elemente seiner Agenda sind auch noch gar nicht bekannt. Und man kann nicht so richtig unterscheiden, was ist Rhetorik und was ist tatsächlich umgesetzte Politik oder geplante Politik. Wir können aber jetzt ja nicht nur abwarten. Dass die transatlantischen Beziehungen wichtig sind, das merkt man ja auch daran, dass Sie jetzt hier sind. Sie sind wirtschaftlich wichtig und Sie sind auch politisch wichtig. Gibt es denn etwas, was Sie den aktuell Handelnden in der Politik raten würden, wie man jetzt im transatlantischen Verhältnis weitergehen soll?
Kramer: Also ich bin ja hier, um mir raten zu lassen und nicht umgekehrt und einer der Ratschläge, den ich von allen Seiten bekomme, ganz egal wo die amerikanischen Gesprächspartner in der Innenpolitik selber stehen, ist, um Gottes willen jetzt nicht die Kontakte ruhen lassen, schleifen lassen, sondern ganz intensiv Kontakte pflegen, zu jeder Möglichkeit, die wir in den USA haben. Aus zweierlei Gründen: um selber Erkenntnisse zu gewinnen, aber auch um den Gesprächspartnern, wo immer sie hier sind in den Vereinigten Staaten, deutlich zu machen, wie viel uns an dieser transatlantischen Partnerschaft liegt, wo unsere Baustellen sind, wo uns der Schuh drückt, aber auch wo wir Möglichkeiten sehen. Also im Gespräch bleiben, nach vorne tragen und an der Stelle bin ich fast bei Trump, ein bisschen so zu agieren, wie Geschäftsleute agieren. Nämlich, je schwieriger die Situation ist, je mehr müssen wir im Gespräch bleiben. Das weiß jeder Geschäftsmann. Politik ist da manchmal mehr vom öffentlichen Erscheinungsbild abhängig, das hilft in solch einer Zeit wahrscheinlich nur bedingt weiter.
Ein Austausch zwischen Wirtschaft und Politik führt zu besserem Verständnis auf beiden Seiten
Lange: Eine letzte Frage möchte ich noch stellen in Bezug auf das, was Sie gerade gesagt haben. Ein Unterschied zwischen den USA und Deutschland ist ja, dass hier der Austausch zwischen der Geschäftswelt und der politischen Welt, zwischen Thinktanks, Administration und Business viel intensiver läuft. Wir haben auch heute bei dem Gespräch hier einige Leute getroffen, die waren in der Administration, machen dann wieder im Business und sind dann auch bei einem Thinktank. Ist das etwas, das hilft, dieses Verständnis zu entfalten, das Sie gerade genannt haben?
Kramer: Also ich glaube, wir haben in Deutschland und in Europa in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung, die dieses Austauschen von Tätigkeiten auch in Politik und Wirtschaft zunehmend verteufelt und das haben wir über ein Maß hinaus getrieben, was der Sache, glaube ich, nicht dienlich ist. Hier ist es vielleicht das andere Extrem, das könnte man vielleicht so darstellen. Aber ein Austausch zwischen Wirtschaft und Politik und zwar ein regelmäßiger in beide Seiten, in beide Richtungen, auch mal Wechseln der Perspektive, Wechseln der Position, führt letztendlich zu einem besseren Verständnis auf beiden Seiten. Also Politiker, die in die Wirtschaft wechseln, schaffen natürlich bei Wirtschaftsvertretern ein anderes Verständnis auch für politische Prozesse, was umgekehrt genauso gilt, wenn Wirtschaftsvertreter auch mal in die politische Welt hineinwechseln und dort Verständnis für ihre wirtschaftlichen Belange und Zwänge vermitteln können. Also das eine ist wahrscheinlich so falsch wie das andere. Bei uns geht es ja nur noch um die Frage, wie viele Jahre dazwischen liegen müssen, bevor man in das andere Feld wechseln darf. Irgendwann sind wir beim Berufsverbot, während es hier ruck zuck und permanent geschieht. Also die Wahrheit liegt, wie so häufig, in der Mitte. Aber wir sollten auch in Deutschland und Europa einen intensiven Austausch, auch Erfahrungsaustausch, nicht nur Meinungsaustausch, einen Erfahrungsaustausch durch Politik und Wirtschaft, zulassen und das auch wertschätzen.
Lange: Vielen Dank Herr Kramer.