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Länderberichte

Noch vier Wochen

von Dr. Norbert Wagner

US-Präsidentschaftswahlen 2008

In vier Wochen wird der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden. Vier Wochen können in der Politik eine lange Zeit sein. Vor vier Wochen lag John McCain noch deutlich vor Barack Obama. Der Nominierungsparteitag der Republikaner und die große Begeisterung über die Benennung Sarah Palins als Vizepräsidenten-Kandidatin schlugen sich in den Umfragen nieder. Sarah Palin rettete John McCain. Auch der Einmarsch der russischen Truppen in Georgien dürfte Wirkung gehabt haben. Denn John McCain wird größere Kompetenz in außen- und sicherheitspolitischen Fragen zugetraut.

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In der Zwischenzeit hat die amerikanische Hypothekenkrise die internationalen Finanzmärkte an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. John McCains Umfragewerte nehmen seitdem kontinuierlich ab. Dagegen legt Barack Obama stetig zu, weil die Wähler ihm offenbar eher zutrauen, der Lage Herr zu werden. Die Finanzmarktkrise rettete Barack Obama. Dabei haben beide bisher nicht gerade mit brillanter Analyse der Ursachen und noch weniger mit überzeugenden Lösungsvorschlägen geglänzt. McCain unterbrach seinen Wahlkampf, um den Rettungsplan zu befördern, blieb aber weitgehend wirkungslos. Obama telephonierte regelmäßig, wie er sagte, mit der Demokratischen Führung und Finanzminister Paulson, hielt sich aber mit eigenen Vorschlägen und Initiativen auffällig zurück.

Das hatte sicher auch damit zu tun, daß das Rettungspaket, welches US-Regierung und US-Congress über zwei Wochen hinweg verhandelten, bei der amerikanischen Bevölkerung auf massive Kritik stieß. Abgeordnete und Senatoren wurden überrollt von einer Welle von tausenden Emails und Telephonaten. 99% davon verlangten, das Rettungspaket abzulehnen. Da am 4. November auch alle House-Mitglieder und 34 Senatoren zur Wahl stehen, zeigte diese massive Kritik bei den Abgeordneten und Senatoren deutliche Wirkung. Mit dem Ergebnis, daß das Paket in der ersten Abstimmung abgelehnt wurde.

Mittlerweile liegt Barack Obama rund sechs bis acht Prozentpunkte vor John McCain. Und John McCain und seine Kampagne fragen sich, wie sie diesen Trend wieder umdrehen können. Schärfere Attacken gegen Obama sollen dazu beitragen.

Allerdings fragen sich auch viele Beobachter, weshalb es Barack Obama bisher noch nicht gelungen ist, einen größeren Abstand zwischen sich und John McCain zu legen. Denn unstrittig ist wohl, daß die Ausgangslage für ihn nicht günstiger sein könnte. Die Unzufriedenheit mit der Politik von Präsidenten George W. Bush ist weitverbreitet. Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist davon überzeugt, das Land steuere in die falsche Richtung. Und nun die internationale Finanzkrise mit der Aussicht auf einen deutlichen Wirtschaftsabschwung. Wirtschaftsprobleme werden gewöhnlich dem Amtsinhaber und seiner Partei angelastet. Da hat es John McCain schwer. Aber vor vier Jahren lag John Kerry in den Umfragen Anfang Oktober ähnlich deutlich von George W. Bush. Einen Monat später gewann Bush mit deutlichem Abstand.

Allgemeine Umfragen spiegeln aber nur die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung wider. Gewählt wird aber in einzelnen Staaten. Entscheidend ist daher die Zahl der gewonnenen Wahlmänner. Deshalb richtet sich die Aufmerksamkeit in letzter Zeit verstärkt auf Umfragen innerhalb einzelner Staaten.

Zählt man die Wahlmännerstimmen der Bundesstaaten zusammen, in denen ein Kandidat einen deutlichen (solid) oder tendenziellen (leaning) Vorsprung besitzt, so liegt Barack Obama mit 264 deutlich vor John McCain mit 163. In den übrigen Staaten hat keiner der beiden Kandidaten einen Vorsprung (toss up). Auch hier haben sich in den letzten Tagen die Aussichten für John McCain tendenziell verschlechtert.

  • Für manche Beobachter scheint deshalb das Ergebnis der Wahl in vier Wochen schon festzustehen. Barack Obama.
  • Andere sind aber vorsichtiger. Zum einen fragen sie, weshalb es Obama noch immer nicht gelungen sei, einen deutlichen Vorsprung vor McCain zu erzielen. Offenbar gebe es in der Bevölkerung noch immer gewisse Vorbehalte gegen Obama.
  • Ferner kann natürlich innerhalb von vier Wochen noch viel passieren, was den Wahlausgang nachhaltig beeinflussen könnte.
  • Schließlich wird auch immer wieder darüber diskutiert, welche Rolle bei der Entscheidung der Wähler spielen wird, daß Barack Obama „African-American“ ist. In diesem Zusammenhang wird auf den sog. Bradley-Effekt verwiesen. In den Umfragen zu den Gouverneurswahlen (1982) lag der langjährige schwarze Bürgermeister von Los Angeles immer deutlich vorn. Trotzdem verlor er die Wahl.
  • Es bleibt also weiter sehr spannend.

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