Einzeltitel
„Germany and the United States never been so close on energy and climate policies”, beginnt Jochen Flasbarth seinen Vortrag. Doch es gäbe auch konkrete Unterschiede: Im Gegensatz zu Deutschland verfügen die USA über beträchtliche Öl- und Gasreserven. Flasbarth betont, dass die Energiewende in den USA vor allem durch das Streben nach Energieautarkie vorangetrieben wird. Dies ist in den USA durch den Neubau von Kernkraftwerken möglich, während Deutschland, bedingt durch den Mangel an einheimischen Energiequellen, zum Ausbau von erneuerbaren Energien gezwungen ist.
Ein weiterer Unterschied zwischen der Energiewende in den USA und Deutschland seien die staatlichen Eingriffe im Energiesektor. Während in den USA die Lobbyisten der Stromindustrie bereits gegen Subventionen von privaten Solaranlagen Sturm laufen, sind in Deutschland die staatlichen Subventionen für Privatanlagen üblich. Mit der Maxime des Marktes werde in den USA die Energiepolitik betrieben, während man in Deutschland versuche mit staatlichen Regelungen die Energiewende in den Griff zu bekommen.
Sein Folgeredner Kevin Knobloch geht näher auf die Chancen und Erfolge der US-Energiepolitik ein. Die USA investiert inzwischen oft mehr als Deutschland in die Forschung von Erneuerbaren Energien, so Knobloch. Der ehemalige Präsident der Union of Concerned Scientists
ist der Meinung, dass diese Weichenstellung zum Teil aber auch dem deutschen Vorpreschen zu verdanken ist, das durch den massiven Ausbau Erneuerbarer Energien einen globalen Preissturz von Solar und Wind herbeigeführt hat.
Knobloch sieht im U.S. Climate Action Plan der Obama Administration eine wegweisende Revolution, die wichtige neue Standards gesetzt hat. Diese Standards umfassen beispielsweise striktere Regeln im Bereich des Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen und im Mobilitätssektor. Unterstützt werden diese, durch die Anlegung höchster Sicherheitsmaßstäbe bei der Förderung unkonventioneller Brennstoffe. Der Plan sieht eine Reduktion des US-Emissionsausstoßes in Höhe von 3 Milliarden metrische Tonnen bis zum Jahr 2030 vor. Das Langzeitziel der Regierung ist eine Reduktion des Ausstoßes in Höhe von über 80 Prozent.
Von dringlicher Wichtigkeit zu dieser Zielerreichung sei die internationale Ausrichtung und Orientierung; während Deutschland eine Inspiration für die US-Energiepolitik darstellen könnte, müssen Entwicklungsländer wie Mexiko noch stärker in die globale Energiewende eingebunden werden. Knobloch betont in diesem Zusammenhang, dass die USA bereits mit Energie-Ministerien weltweit zusammenarbeiten würde. Der Erfolg des deutschen Beispiels ist hierfür strategisch zentral: Scheitert die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt mit ihrem ehrgeizigen Vorhaben, wird sie Nachahmer entmutigen; hat sie Erfolg damit, wird sie allen Ländern Auftrieb geben, die eine ähnliche Entwicklung planen. Diese können anhand der deutschen Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze für ihre eigene Energiepolitik lernen.
Was dem durchaus erfolgsversprechenden U.S. Climate Action Plan noch fehlt, sei die Unterstützung der amerikanischen Wirtschaft. Kevin Knobloch fordert eine Anpassung der Unternehmensführung amerikanischer Unternehmen, um die Energiewende eigendynamisch zu unterstützen. Diese mentale Umstrukturierung sei nötig, um das Langzeitziel der über 80-prozentigen Emissionsreduktion zu garantieren.
In einem Schlussplädoyer erklärt Knobloch: „Deutschland und die Vereinigten Staaten haben im Allgemeinen dieselben Ziele im Bereich Energie- und Klimawandel. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen, wie wir dorthin gelangen können. Aber ohne Zweifel können wir voneinander lernen und profitieren“. Die Energiewende in den USA müsse durchaus anders gestaltet werden als in Deutschland – die eine globale Energiewende wird es nicht geben. Zu unterschiedlich seien nationale Energiemixe, regionale Herausforderungen und Energieabhängigkeiten.
Beitrag von Louisa Rademacher
Verantwortlich und Redaktion: Dr. Lars Hänsel