Event reports
Innerhalb einer Woche erhielten die insgesamt 20 Stipendiaten der beiden Förderwerke einen Einblick in die politische Lage, religiöse Spannungen und die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen. Ziel des Studienprogramm sei es, so Dr. Michael Borchard zu Beginn der Reise, dass die Stipendiaten das Heilige Land „verwirrter als vorher“ verlassen.
Mit einem emotional bewegenden Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem startete das achttägige Programm. Es folgten Gespräche und kontroverse Diskussionen zu den außenpolitischen Herausforderungen Israels und dem Verhältnis von Militär und Gesellschaft mit dem Pressesprecher der IDF, Arye Shalicar, und Dr. Amichai Magen vom Institute for Counter-Terrorism in Herzliya. Ein Besuch der Knesset wurde von Professor Gideon Rahat vom Israel Democracy Institute mit Hilfe eines Vortrages über das politische Parteiensystem und die anstehenden Knesset-Wahlen bereichert, so dass die Gruppe auf den Besuch im israelischen Parlament gut vorbereitet war. Im Hinblick auf das 50-jährige Jubiläum der deutsch-israelischen Diplomatiebeziehungen bestand die Gelegenheit, mit Alon Simhayoff vom israelischen Außenministerium ins Gespräch zu kommen, um die Perspektiven des deutsch-israelischen Verhältnisses zu besprechen.
Die politische Perspektive wurde durch eine religiöse ergänzt, als Vertreter von Religionsorganisationen eine Einschätzung der Situation in Israelmit der Gruppe teilten: In einem Diskussionspanel gaben Batya Kallus (Women of the Wall), Ofer Zalzberg (KUMU) und Rabbiner Yonathan Neril (Interfaith Center for Sustainable Development) ihre Einschätzungen zum Thema „Religiöser Pluralismus im Judentum“. In Gesprächen mit dem deutschen Probst Wolfgang Schmidt und Pater Dr. Nikodemus Schnabel wurde auf die Geschichte und Situation der Christen im Heiligen Land aufmerksam gemacht. Bei einem Termin mit der Society of St. Yves wurden die Stipendiaten über die Menschenrechtslage in Ost-Jerusalem informiert. Während eines Besuchs in der Shaar HeNegev Schule in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen und einem Gespräch mit Benjamin Rutland von der Genfer Initiative wurde die angespannte Lage vor Ort vor Augen geführt und Aussichten der israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen diskutiert. Nach einem Ortswechsel lernte die Gruppe das kulturelle Leben Tel Avivs kennen. Auf dem Programm standen das gemeinsame Begehen des Purimfestes, der Besuch von Shabbat-Gottesdiensten und eine Streetart-Tour zur Politik und Gesellschaft Israels, die durch das Tel Aviver Szeneviertel Florentin führte.
Trotz des intensiven Programms ist die Gruppendynamik nicht zu kurz gekommen. Mit jedem Tag stiegen der Zusammenhalt und das Vertrauen innerhalb der Gruppe, was sich positiv auf die Diskussionen und Gespräche mit den Referenten, aber auch der Stipendiaten der beiden Studienwerke untereinander ausgewirkte. Dank der unterschiedlichen Gesprächspartner, Begegnungen und der folglich aufkommenden Fragestellungen konnte das anfangs beschriebene Ziel des Studien- und Informationsprogramms erreicht werden: die Stipendiaten verließen das Land verwirrter als bei ihrer Ankunft.
Autorin: Elisabeth Seegers