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Leben in der DDR: Diktatur und Demokratie

by Simone Gerhards

Schul-Projekttage mit Freya Klier, DDR-Zeitzeugin

Jugendlichen, die im vereinten und demokratischen Deutschland groß geworden sind, das System in der DDR zu erklären, ist schwierig. Die Regisseurin und Autorin Freya Klier, selbst in der DDR geboren, macht dies, indem sie mit Schülern in Köln und Düsseldorf typische Szenen aus dem DDR-Alltag nachspielt.

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Mit vier Schülern aus der Stufe 12 stellt Freya Klier eine Situation aus dem Schulalltag der DDR der 70er Jahre nach: eine unangemeldete Taschenkontrolle, bei der ein Text der Rolling Stones – also ein verbotener Liedtext – auftaucht. Der betreffende Schüler wird von der Lehrerin, gespielt von Freya Klier, stark gerügt. Als er das Ganze abstreiten will, wird er von zwei Mitschülern denunziert. Sie stellen ihn als Wiederholungstäter dar. Bei dem Rollenspiel spielt auch die Klasse des Georg-Büchner-Gymnasiums in Düsseldorf mit. Sie sollen bei der Begrüßung durch die Lehrerin stramm stehen und einstimmig mit „Freundschaft“ grüßen. Auf diese Weise vermittelt Freya Klier den Schülern Zeitgeschichte fühlbar. Der strenge Ton, das Strammstehen, die Denunziation – für die Schüler ist das neu.

Das Rollenspiel bereitet die Schüler auf die folgenden Erzählungen, Bilder und Projektarbeit von und mit der DDR-Bürgerrechtlerin vor. Sie geht die 40 Jahre DDR-Geschichte mit den Schülern durch und vermittelt ihnen eindrucksvoll den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie. „Ich finde es sehr interessant und man lernt viel, was man so nicht von der DDR wusste, wie mit der Haarschneide-Aktion“, sagt eine Schülerin des Berufskolleg Köln-Süd, an dem Freya Klier einen weiteren Projekttag verbringt. Die Bürgerrechtlerin las zuvor einen Artikel aus einem DDR-Blatt vor: Junge Männer, die damals lange Haare trugen, wurden von Polizisten festgehalten und die Haare in Büscheln abgeschnitten. „Viele weinten, andere liefen bewusst mit der zerstörten Frisur herum, sozusagen als stiller Protest“, erklärt Klier den Schülern.

Die Regisseurin zeigt ihnen ihren Film „Die Vergessenen. Tod, wo andere Urlaub machen“. Er handelt von vier Einzelschicksalen und Fluchtversuchen. Der Film macht die Schüler betroffen. Freya Klier unternahm selbst einen Fluchtversuch, der aber nicht gelang. Sie kam ins Gefängnis, durfte aber weiter Theater studieren. Ihr Medium, um das Leben in der DDR ertragen zu können. Systemkritisches durfte sie nicht spielen.

Im „Tauwetter“ Mitte der 1980er Jahre ist Freya Klier in der evangelischen Kirche aktiv und wird Mitbegründerin der Friedensbewegung, die zur Friedlichen Revolution und schließlich zur Öffnung der Grenzen führte. Freya Klier hat für ihre Freiheit gekämpft und gewonnen. Dennoch schließt sie ihre Projekttage mit einer Warnung: „Wir haben noch immer 70 Diktaturen auf der Welt.“

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Düsseldorf Deutschland