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Event Reports

„Sport ist mehr als Gesundheitsförderung“

by Julia Rieger

Letzte Folge unserer Reihe "Wer sind wir in einer Pandemie?" mit Prof. Dr. Susanne Tittlbach

Sport spielt für viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen eine wichtige Rolle für das eigene Wohlbefinden. Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf diesen Aspekt unseres individuellen und gesellschaftlichen Lebens? Wie haben sich Bewegungsverhalten und Alltagsaktivität in der Pandemie verändert – und was muss sich in Zukunft ändern?

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Diese und weitere Fragen diskutierte Prof. Dr. Susanne Tittlbach mit den Zuschauerinnen und Zuschauern. Sie beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von Sport und Bewegung und hat den Lehrstuhl für Sozial- und Gesundheitswissenschaften des Sports am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth inne. In ihrem Grußwort wirft die Leiterin des Regionalbüros Rheinland der Konrad-Adenauer-Stiftung, Simone Gerhards, einen Blick auf die letzten Monate: „Zu Beginn gab es einerseits die Befürchtung, dass vor allem viele Kinder zu wenig Bewegung bekommen – gleichzeitig gab es wohl noch nie so viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger oder Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs waren. Wie sieht die Bilanz nach eineinhalb Jahren Pandemie aus?“

Vor Corona nicht optimal

Sport sei „ein Seismograf, der uns immer gezeigt hat, wo wir uns in der Pandemie hinbewegen“, sagt Moderator Maximilian Rieger in der Begrüßung – im Profisport und in den Bereichen Schul- und Amateursport. Prof. Tittlbach beginnt ihren Impulsvortrag mit den „Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“. Pro Woche sollten Erwachsene sich 150 Minuten moderat bewegen – zusätzlich dazu sollte man zwei Mal Krafttraining betreiben. Nur 23 Prozent der Bevölkerung erfüllten diese Kombination, was zu wenig sei. Dabei hat Bewegung einen großen Einfluss auf Gesundheits- und Krankheitsvariablen – das gilt auch für Covid-19: „Sport kann nicht vor einer Infektion schützen, aber vor einem schweren Verlauf.“

„Sportvereine sind das Einfallstor für Jugendliche“

Kinder und Jugendliche sollten sich jeden Tag bewegen – und das tun viele in Sportvereinen. Die Vereine seien eine wichtige gesellschaftliche Institution, sagt Tittlbach. Die Vereine würden aber nicht alle erreichen: „Der Zugang zu Sport und Bewegungsverhalten ist ungleich verteilt.“ Sozialbenachteiligte würden sich weniger bewegen und die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Personen mit einem hohen sozialen Status auch im Bereich Bewegung privilegiert waren. Tittlbach führt dazu das Beispiel des eigenen Gartens an: Kinder mit eigenem Garten konnten während der Lockdowns ihre unorganisierte Bewegungsaktivität – zum Beispiel das Kicken im Garten – aufrechterhalten, während für andere Kinder Sport nicht möglich war.

„Es ist schwierig, Sport mit allgemeiner Bewegung zu kompensieren“

Während der Corona-Pandemie hat sich das Bewegungsverhalten der Erwachsenen verändert – obwohl viele mehr Spazierengehen, sagen 41% in einer Studie, dass sich Corona negativ auf ihre Bewegung ausgewirkt. Die soziale Bedeutung von Sportvereinen habe gefehlt, da digitale Angebote den Präsenzsport nicht komplett ersetzen konnten, sagt Tittlbach: „Sport ist kein Add-On, keine nette Freizeitbeschäftigung, sondern Teil eines gesunden Lebens.“ In Sportvereinen finde eine Identifikation statt und es passiere mehr als nur Bewegung. Deswegen müssten nach der Pandemie die Probleme, die durch Bewegungsmangel entstehen würden, ernst genommen werden. Da sei auch die Politik gefordert: Es brauche mehr Sportstätten und Bewegungsmöglichkeiten. Dies sollte bei der Städteplanung mitgedacht werden, sagt Tittlbach: „Bewegung braucht einen Platz.“ Generell sei eine Sensibilisierung wichtig: „Man merkt oft erst, wie wichtig etwas ist, wenn es fehlt – das haben, glaube ich, viele von uns beim Sport gemerkt.“

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Simone Gerhards

Simone Gerhards Passfoto

Head of Regional Office Rhineland, Political Education Forum NRW

simone.gerhards@kas.de +49 211 8368056-0 +49 211 8368056-9

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About this series

The Konrad-Adenauer-Stiftung, its educational institutions, centres and foreign offices, offer several thousand events on various subjects each year. We provide up to date and exclusive reports on selected conferences, events and symposia at www.kas.de. In addition to a summary of the contents, you can also find additional material such as pictures, speeches, videos or audio clips.

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