Asset Publisher

Single title

Wer ist der eifrigste Fundraiser?

by Franz-Josef Reuter, Caroline Kanter

Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2004 sammeln fleißig Spenden für ihre Wahlkampffinanzierung

Seit Anfang des Jahres hat das Spendensammeln wieder begonnen: Präsident George W. Bush und die Demokraten, die das Präsidentenamt im Jahr 2004 übernehmen wollen, werben eifrig um die Spendengelder ihrer Anhänger.

Asset Publisher

Wer ist der eifrigste Fundraiser?

Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2004 sammeln fleißig Spenden für ihre Wahlkampffinanzierung

Seit Anfang des Jahres hat das Spendensammeln wieder begonnen: Präsident George W. Bush und die Demokraten, die das Präsidentenamt im Jahr 2004 übernehmen wollen, werben eifrig um die Spendengelder ihrer Anhänger.

In den vergangenen sechs Monaten haben Präsident Bush und die demokratischen Kandidaten ihre Wahlkampf-Teams gebildet und Strategien entwickelt, wie sie ihre kostenintensive und langandauernde Kampagne finanzieren können.

Die Federal Election Commission, die die tatkräftigen Wahlkämpfer überwacht, hat Ende Juni Zahlen veröffentlicht, die den Erfolg der einzelnen Kandidaten und ihrer Teams beim Spendenakquirieren widerspiegeln.

Präsident Bush hat demnach in den vergangenen Wochen mehr Spenden sammeln können als seine demokratischen Rivalen zusammen und hat dadurch mit seinen gegenwärtig $ 34,4 Millionen eine komfortable Ausgangssituation für den Wahlkampf. Die neun demokratischen Anwärter auf das Amt des Präsidenten kommen gemeinsam auf eine Summe von circa $ 31 Millionen Geldspenden. Diese Zahlen spiegeln die finanzielle Kluft zwischen dem Amtsinhaber und seinen demokratischen Kontrahenten wider.

Da Präsident Bush sozusagen ohne jegliche Konkurrenz das republikanische Lager anführt, konzentriert sich die unterstützungswillige republikanische Anhängerschaft auf Bush allein. Die demokratischen Kandidaten kämpfen hingegen in der ersten Phase lediglich um den Sieg bei der Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten und gehen dabei gegen acht Kontrahenten ins Rennen. Das hat natürlich zur Folge, dass sich die Spenden der demokratischen Wählerschaft auf alle Kandidaten verteilen.

Die US-Medien und die amerikanische Öffentlichkeit schenken den Kandidaten und ihrer Fähigkeit zum Spendensammeln in den letzten Wochen recht viel Aufmerksamkeit. Die Tageszeitungen berichten eingehend darüber, wie die einzelnen Demokraten sich in den letzten Monaten beim Fundraising geschlagen haben und wie hoch die Spendeneinnahmen sind. Zur großen Verwunderung aller blieb der einstige Majority Leader im Abgeordnetenhaus, Richard Gephardt (Demokrat, Missouri), stark hinter den Erwartungen zurück und fiel mit einer Spendensumme von $ 3,8 Millionen in den letzten drei Monaten weit hinter einigen seiner demokratischen Kontrahenten zurück und konnte somit auch sein selbst gesetztes Ziel nicht erreichen. Einige Beobachter stellen aufgrund dessen seinen Erfolg als möglicher Präsidentschaftskandidat der demokratischen Partei grundsätzlich in Frage.

Überrascht reagierten die Medien auch auf die nahezu Verdreifachung der Spenden, die der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Vermont, Howard Dean, im zweiten Quartal für sich verbuchen konnte. Dean hat die $ 7,6 Millionen der vergangenen drei Monate vor allem durch kleinere Geldspenden sammeln können. 60% der Einzelspenden beliefen sich auf $ 250 oder weniger. Dean hat sich für eine große Summe öffentlicher Gelder qualifiziert, denn ein Kandidat erhält für jede Spende von $ 250 oder weniger den gleichen Betrag aus öffentlichen Quellen als Wahlkampfunterstützung. Durch seine aktive Kampagne gegen den Irakkrieg konnte Dean eine Reihe prominenter Schauspieler und Autoren, wie z. B. Robin Williams, Alec Baldwin, Barbra Streisand und Paul Newman, auf seine Seite bringen, was ihm finanziell zugute kam und publikumswirksam war.

Der Höchstbetrag, den eine Person für den Wahlkampf eines Kandidaten spenden kann, beläuft sich auf $ 2000. Bushs Strategie, die im Gegensatz zu Deans Ansatz auf hohe Einzelspenden setzt, hat sich auch als sehr erfolgreich herausgestellt. Im zweiten Quartal spendeten circa 12 500 Personen die maximal mögliche Summe von $ 2000 an Bush. Im Lager der republikanischen Spendensammler ist in den vergangenen Wochen und Monaten ein starker Wettbewerb ausgebrochen: 18 Personen haben auf verschiedene Art und Weise $ 200 000 und mehr für den Bush-Wahlkampf gesammelt. Diese sogenannten Rangers tragen den gleichen Namen wie das Baseball-Team, an dem George W. Bush einst finanziell beteiligt war. Sie leisten durch ihr Engagement einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Wahlkampf. Als Pioneer darf man sich bezeichnen, wenn man $ 100 000 oder mehr für den Bush-Wahlkampf akquiriert hat. Durch Fundraising-Aktivitäten unterschiedlichster Art, wie z. B. persönliche Telefonate oder Bittbriefe, tragen diese Aktivisten, die nicht nur selbst Geldgeber sind, sondern andere zum Spenden aufrufen, einen wichtigen Teil zum Gesamterfolg bei.

Senator John Kerry konnte in den vergangenen drei Monaten $ 5,9 Millionen sammeln und ist somit trotz des guten Ergebnisses von Howard Dean der erfolgreichste Fundraiser unter den demokratischen Kandidaten. Wenn man das Fundraising der Demokraten betrachtet, ist bislang kein klarer Frontrunner erkennbar. In den nächsten Monaten wird es möglicherweise noch zu Verschiebungen im demokratischen Lager kommen, denn es wird intensiv an neuen Strategien gebastelt. Zwei Dinge stehen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt bereits fest: Es handelt sich um einen der teuersten Wahlkämpfe in der Geschichte der Vereinigten Staaten, und der Amtsinhaber George W. Bush wird eine gewaltige Summe zur Verfügung haben, an die der demokratische Präsidentschaftskandidat, möge er Kerry, Dean, Lieberman oder Gebhardt heißen, nur schwer herankommen wird.

Asset Publisher

comment-portlet