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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. / Stefan Stahlberg

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„Widerstand um der Menschenwürde willen“

Forum 20. Juli 1944: Die deutschen Militärbischöfe über die Attentäter des 20. Juli 1944 und christliche Verantwortung

Am 20. Juli 1944 fand der bedeutendste Versuch statt, Hitler zu töten und das Nazi-Regime zu beenden. Nach der der missglückten Erhebung starben mehr als 200 Personen: hingerichtet oder in den Tod getrieben. Diesen Widerstand gegen die barbarische Diktatur trugen maßgeblich evangelische und katholische Christen: Soldaten, Polizisten, Diplomaten und Politiker mit Familien, Frauen, Kindern. Über ihr Standhalten gegen das Totalitäre und den mit Hindernissen gespickten Weg in den die Opposition sprachen in Berlin der Evangelische und der Katholische Militärbischof.

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Obwohl in der gesamten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit über 90 Prozent der Deutschen einer christlichen Konfession angehörten, zerbrach die Weimarer Republik und kamen die Nazis an die Macht: Denn der Nationalsozialismus machte auch vor Christen nicht halt, stellte Hildigund Neubert fest: „Die Macht der totalitären Ideologien reicht weit in die Herzen hinein, sie entwickeln einen quasi religiösen Charakter“, so die stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrer Einführung.

Zweifelsohne haben sich Christen auch schuldig gemacht, befand Franz-Josef Overbeck, Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr: „Deutsche Kirchen vermochten es nicht gegen die Entrechtung der Juden oder die Novemberpogrome entschlossen zu protestieren.“ Gerade der Beginn der Naziherrschaft sei für viele Christen eine konservative Revolution gewesen – und der atheistische Bolschewismus erschien ihnen als größere Gefahr.

 

Christen zwischen Anpassung, Kooperation – und Widerstand

Sigurd Rink gab ihm recht: „Die allermeisten Kirchenleitungen und diakonischen Träger haben schwere Schuld auf sich getragen“, so der Evangelische Militärbischof. Für Rinks katholischen Kollegen Overbeck gab es jedoch verschiedene Grade zwischen Kooperation, Anpassung und Widerstand.

Schon im „Einhalten christlicher Lebensformen“ hätten sich Christen der Indoktrination entzogen und im Widerspruch zur NS-Ideologie gelebt. Sie hätten sich gegen die Umwandlung der Kirche in eine staatliche Nationalkirche gewehrt und passiven Widerstand geleistet bis hin zur Bekennenden Kirche, deren Vertreter sich gegen die Gleichschaltung mit dem Nationalsozialismus wehrten. Frühe Gegenstimmen habe es durchaus gegeben, wie das Beispiel des lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer zeige, so Rink.

 

„Volksverräter“ oder „Verräter des eigenen Gewissens“?

Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 war für die Beteiligten keineswegs einfach; Sie waren in „unklarer Gemengelage“, so Rink: durch Eid direkt an Adolf Hitler gebunden, ihr christlicher Glaube gebot Nächstenliebe und: „Du sollst nicht morden“, sie wussten, dass sie bei den Deutschen als Verräter gebrandmarkt sein würden, sie hatten Familien, Frauen, Kinder, denen bei einem Misserfolg die Rache der Nazis und Sippenhaft drohte, kurz: „In dieser Entscheidung möchte ich nicht gestanden haben“, gab Rink zu.

Doch die Männer hätten entschieden, durch ihr Handeln die Verantwortung für die Konsequenzen auf sich zu nehmen, so Rink, „obwohl manches gegen ihre Entscheidung stand“. Sie kamen zur Feststellung: Hitler muss beseitigt werden, ergänzte Overbeck, anderenfalls wären sie „Verräter des eigenen Gewissens“ geworden.

 

Sie handelten aus Liebe, „bereit, als äußerste Möglichkeit, Gewalt anzuwenden“

Die „christliche Ethik schwebt in der unvollkommenen Welt nach dem Besten“, so Rink, deswegen konnten die Verschwörer „alle Ambivalenzen und Zweideutigkeiten auf sich“ nehmen; sie „taten, was dem deutschen Volk zugutekommen sollte.“ Dabei konnten sie das Risiko aufnehmen, sich durch Tyrannenmord und den Tod Dritter schuldig zu machen, denn sie handelten aus Liebe: Sie zogen innere Kraft aus ihrem Glauben, sie wussten „sich von vorneherein (von Gott) geliebt“, so Rink.

Overbeck warnte abschließend vor einem politischen Missbrauch des Begriffs: „Widerstand muss in einem Wertesystem seine Begründung finden“ und „die Folgewirkung in den Blick nehmen“, so der Bischof: „Die Aufgabe der Kirche ist es das zu tun, was Jesus selbst zum Modell gemacht hat: Um Gottes Willen und der Nächsten Widerständigkeit überall da anzuzeigen, wo es um deren Würde geht.“

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