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Zum Tode Boris Trajkovskis

Mit dem bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski verliert nicht nur die krisengeschüttelte Region Südosteuropa einen Politiker, der sich ohne Unterlaß für das friedliche Zusammenleben zwischen den Völkern einsetzte, sondern die Konrad-Adenauer-Stiftung auch einen Freund und Partner, den sie seit dessen Amtsantritt im November 1999 politisch begleitete und unterstützte.

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Präsident Boris Trajkovski befand sich auf dem Weg zu einer internationalen Investorenkonferenz für Bosnien-Herzegowina als sein Flugzeug bei stürmischen Witterungsbedingungen gegen 8 Uhr am 26. Februar vom Radar der bosnischen Flugsicherung verschwand. Neben dem Präsidenten befanden sich noch vier weitere Mitarbeiter seines Kabinetts, eine Sicherheitskraft sowie die beiden Piloten an Bord der Unglücksmaschine. Boris Trajkovski hinterläßt seine Frau und zwei Kinder.

Mit dem Namen Trajkovskis sind vor allem zwei Konflikte auf dem Balkan verbunden, zu deren Überwindung er mit beigetragen hat – die Kosovo-Krise im Jahr 1999 und die Mazedonien-Krise im Jahr 2001. Just in der Zeit, als die Kosovo-Krise ihren Höhepunkt erreichte, betrat der zuvor als emsiger Zuarbeiter innerhalb seiner Partei VMRO-DPMNE in der Öffentlichkeit nur wenig bekannte Boris Trajkovski die politische Bühne. In seiner Funktion als stellvertretender Außenminister vertrat er angesichts der Belastungen durch die große Zahl albanischer Flüchtlinge sein Land gegenüber NATO-Führung und westlicher Staatengemeinschaft. Dabei wurde er im Zuge seiner unentwegten Medienpräsenz im In- und Ausland innerhalb weniger Wochen zum populärsten mazedonischen Politiker. Seine Popularität nutzend nominierte VMRO-DPMNE Boris Trajkovski zu ihrem Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im Herbst 1999. Im zweiten Wahlgang setzte er sich schließlich mit den Stimmen der Albaner deutlich gegen den Gegenkandidaten der sozialdemokratischen Partei SDSM, Tito Petkovski, durch.

Der Methodist Trajkovski aus der Gemeinde Strumica trat als einziger Bewerber ohne politische Vergangenheit im sozialistischen System des ehemaligen Jugoslawien an. Insbesondere dadurch und aufgrund seines jungen Alters von damals 43 Jahren galt er in der Öffentlichkeit als Vertreter des neuen, modernen und dynamischen Mazedonien und als ehrlicher Makler zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Sympathien bei der albanisch-stämmigen Bevölkerung erlangte er zudem, als er in seiner Funktion als stellvertretender Außenminister angesichts des immensen Flüchtlingsstroms die Grenzen für die vertriebenen Kosovaren öffnen ließ und dadurch eine humanitäre Katastrophe zu verhindern half.

Während sein erstes Amtsjahr als Präsident relativ unspektakulär verlief, erforderte die Krise in Mazedonien im Jahr 2001 sein ganzes diplomatisches Geschick, als es galt, einerseits zwischen den Konfliktparteien, aber auch zwischen seiner eigenen Regierung und den Sondergesandten von EU, NATO und USA zu vermitteln. Immer wieder bemühte sich Trajkovski, die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zurückzubringen. Daneben stellte der Präsident mit seinem Fünf-Phasen-Plan ein eigenes Konzept zur Überwindung der Krise vor. Auch wenn der Plan letzten Endes nicht in dieser Form umgesetzt wurde, fand die Initiative nachhaltiges Interesse auf Seiten der internationalen Verhandlungsführer und ließ den aufrichtigen Willen des Präsidenten erkennen, als übergeordnete Instanz eine politische Lösung herbeiführen zu wollen. Auch nach Unterzeichnung des sogenannten Ohrider Rahmenabkommens vom 13. August 2001, das das Ende der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen albanischer UCK und den mazedonischen Sicherheitskräften besiegelte, setzte sich Trajkovski unermüdlich für die rasche Implementierung der Vorgaben des Rahmenabkommens ein.

Dies brachte ihm allerdings nicht nur die ungeteilte Zustimmung der mazedonischen Bevölkerung und seiner eigenen Partei ein. Zuletzt mußte sich Präsident Trajkovski immer wieder auch öffentlich anhören, die Interessen des mazedonischen Volkes an die Albaner verkauft zu haben. Geachtet war der Präsident indes insbesondere bei der internationalen Gemeinschaft, die ihn für sein unermüdliches Bemühen, einen Ausgleich zwischen Mazedoniern und Albanern in seinem Land herbeizuführen, rühmte.

Trajkovski hinterläßt zweifelsohne eine Lücke in der politischen Landschaft Mazedoniens. Auch wenn einige seiner Ideen ins Leere liefen, ist seine Rolle bei der Überwindung der Krise im Jahr 2001 sowie während des Annäherungsprozeßes seines Landes an die euro-atlantischen Strukturen unbestritten. Nicht zuletzt basiert die für heute bei der irischen EU-Ratspräsidentschaft in Dublin geplante Übergabe des Bewerbungsschreibens für die Aufnahme Mazedoniens in die EU auf seiner im vergangenen Jahr begonnenen Initiative.

In der Erinnerung der Menschen wird Boris Trajkovski als aufrechter und geradliniger Politiker ohne Allüren haften bleiben. Bis zuletzt ist er sich und seiner Politik des Ausgleichs treu geblieben. Sein Beitrag bei der Beilegung der Krise in Mazedonien, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges geführt hatte, ist nicht zu leugnen. Gerade dies verleiht ihm angesichts seines unerwarteten Todes ein gewisses Maß an historischer Größe.

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