Die Machtfrage ist geklärt - www.kas.de
Báo cáo quốc gia
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Putin hatte wenige Minuten
zuvor der Partei empfohlen, mit
Medwedew als Spitzenkandidat in
die Dumawahlen am 4. Dezember
zu gehen. Nach der Rede Medwedews
sprach erneut Putin, nahm
den Vorschlag Medwedews an mit
den Worten, dies sei „eine große
Ehre“, und stellte in einer knapp
einstündigen Ansprache die wirtschaftlichen
und sozialen Eckpunkte
seines Wahlprogramms vor. Die angekündigte
Rochade beendet damit
die Unsicherheit über die politische
Zukunft des Landes, die sich in den
letzten Monaten bemerkbar machte.
Die Spekulationen über einen
Machtwechsel oder das Fortführen
der bisherigen Machtkonstellation
waren vor allem durch das Experiment
des Präsidialamtes geprägt,
das Land mit einer gesteuerten politischen
liberalen Partei weiter zu
öffnen. Das Thema der Modernisierung
Russlands ist Medwedew zugeordnet,
der sich neben wirtschaftlichen
auch für politische Reformen
aussprach. Im Juni dieses Jahres
noch sprachen sich hohe Führungspersonen
im Präsidialamt für eine
weitere politische Öffnung aus, weil
erkannt wurde, dass eine wachsende
Zahl von mittelständischen Russen
sich nicht mehr von der herrschenden
Klasse repräsentiert fühlten.
Eine unternehmerfreundliche
und dem Mittelstand zugewandte
Partei sollte diese Stimmen auffangen.
Die Ernennung des Oligarchen
Michael Prochorow als Parteichef
von Pravoe Delo sollte dazu dienen.
Grund für diese Einsicht im Präsidialamt
waren unter anderem die
deutlich schlechteren Umfragewerte
für ER, die im Gegensatz zur letzten
Dumawahl vor vier Jahren von 64,30
Prozent auf 43 Prozent fielen. Die
Schwächung der Partei ER stellte eine
Gefahr für den Machterhalt Putins
dar. Eine erste Maßnahme war
die Schaffung Putins einer „Allnationalen
Volksfront“, die apolitische
Kräfte für die Dumawahlen am 4.
Dezember 2011 gewinnen sollte, um
so die Schwächung der eigenen Partei
zu kaschieren. Eine weitere Maßnahme
war die Ernennung Prochorows
als Parteichef von Pravoe Delo,
der gerade diejenigen mittelständischen
Wähler mobilisieren sollte, die
mit dem aktuellen System des wachsenden
Machtmissbrauchs, der Ineffizienz
und Korruption unzufrieden
sind.
Prochorow selber plante, 100 Millionen
Dollar aus dem eigenen Vermögen
in den Wahlkampf zu investieren. Unbeliebt in Kremlkreisen
machte er sich allerdings, als er
kremlkritische Leute in sein Schattenkabinett
berief, sich als nicht
vom Kreml kontrollierbar erwies und
mit seinem nicht nur liberalen
Wahlprogramm der Regierungspartei
Stimmen abzunehmen drohte,
woraufhin der Kreml die Notbremse
zog und die Absetzung Prochorows
als Parteichef von Pravoe Delo in die
Wege leitete. Die im letzten Jahrzehnt
entstandene neue Mittelklasse
wäre eine potentielle Wählerschaft
gewesen, die letztendlich bei
7-10 Prozent liegt, die Pravoe Delo
bei den Dumawahlen im Dezember
hätte gewinnen und damit zu einer
ernst zu nehmenden Kraft im Parlament
werden können.
Perspektive auf politische Veränderungen gering
Wladimir Putin steht aus Sicht vieler
Russen nach wie vor als derjenige
dar, der das Land nach den 1990er
Jahren und der Finanzkrise 1998, bei
der viele einfache Leute ihr Geld verloren,
wieder stabilisierte und den
jetzigen Wohlstand mit der Neuorientierung
von einer sich im Zerfall zu
befindlichen Industrienation zu einer
auf Rohstoffe basierenden Exportnation
ermöglichte. Dies sieht auch ein
Großteil der russischen Bevölkerung
nach wie vor so, weshalb an der
Wiederwahl Putins im März 2012 in
das Präsidentenamt keine Zweifel
bestehen.
Allerdings wird damit für viele westlich
orientierte und aufgeklärte Russen
die Perspektive auf eine weitere
Modernisierung des Landes geschmälert,
da mit Putin die alte,
noch zum Teil aus Geheimdienstkreisen
bestehende Machtgarde
praktisch ohne funktionierende Kontrolle
herrschen wird und sich fast
zur absoluten Macht auf die nächsten
12 Jahre verfestigen würde, unter
deren Führung voraussichtlich
wenig politische Alternativen möglich
wären. Dies belegt auch ein
Kommentar des Wirtschaftsberaters
von Präsident Medwedew, Alexandr
Dvorkowitsch, der gleich nach der
Ankündigung Putins, ins Präsidentenamt
zurückzukehren, twitterte,
dass „es nichts gebe, worüber man
glücklich sein könnte“ und man jetzt
„auf den Sportkanal umstellen“
könnte.
Er bringt damit auch die Stimmung
derjenigen Bevölkerung zum Ausdruck,
die nicht mehr so euphorisch
auf Putin und ER reagiert wie vor
vier Jahren, was aber nicht so sehr
an der wirtschaftlichen Entwicklung
sondern vielmehr am Fehlen eines
politischen Pluralismus liegt. Die Erwartungshaltung
in der Bevölkerung
ist eine andere als vor 11 Jahren.
Damals ging es um Sicherheit, Stabilität,
wirtschaftliches Wachstum.
Nachdem dies nun vorhanden ist,
fordern große Teile der Bevölkerung
nun mehr Rechte und Gerechtigkeit
vom Staat ein. ER ist in den letzten
Jahren zum Ausdruck einer Politbürokratie
geworden, mit der sich immer
weniger Russen identifizieren
können. Daher besteht die Gefahr,
dass die Verkennung einer solchen
Entwicklung und die Verhinderung
einer zumindest teilweisen Öffnung
des Ventils für eine weitere Modernisierung
sowohl im politischen als
auch im wirtschaftlichen Bereich die
Frustration in Teilen der Bevölkerung
anwachsen lassen könnte.
Dennoch bleibt abzuwarten, welche
Regierung unter Medwedew möglicherweise
aufgestellt wird und ob
die Modernisierungspläne unter einem
Regierungschef Medwedew
weitergeführt werden, so wie es Putin
beim Parteitag forderte. Medwedew
hatte daraufhin geantwortet,
dass er mit einer rundum erneuerten
Regierungsmannschaft dies auch
vorhabe. Eine Hoffnung auf Veränderungen
bleibt damit bestehen,
auch wenn der jetzige Finanzminister
Alexeij Kudrin, der allgemein für
die wirtschaftliche Stabilität im Land verantwortlich ist und selber Ambitionen
für das Amt des Ministerpräsidenten
hegte, brüsk aus Washington
vom Finanzgipfel konterte, er
würde in einer Regierung Medwedew
nicht mehr Finanzminister sein.
Die Kapitalflucht, die in den letzten
Monaten aufgrund der politischen
Unsicherheit über die weitere Zukunft
stattfand und die jetzt erst
einmal sich stabilisieren könnte,
könnte mit einem Weggang Kudrins
erneut zunehmen. Bei einer im Ton außergewöhnlich
scharfen Videokonferenz
zwischen Medwedew und
Kudrin legte Medwedew dem Finanzminister
nahe, zurückzutreten,
falls dieser nicht mit Medwedew in
einer zukünftigen Regierung zusammenarbeiten
wolle, woraufhin
Kudrin um seinen Rücktritt noch in
derselben Videokonferenz bat.
Obwohl Medwedew in seiner Rede
auf dem Parteitag am Samstag bekannt
gab, dass der Machtwechsel
schon lange Zeit zwischen ihm und
Putin so geplant war, und die Verfassungsänderung,
die Medwedew in seinem ersten Amtsjahr durchführte
und die Amtszeit des Präsidenten
von derzeit vier auf sechs
Jahre erhöhte, darauf schließen
lässt, dass Medwedew nur als Platzhalter
diente, bis Putin als Präsident
zurückkehrte, sorgten die Kommentare
von Medwedew- Berater Dworkowitsch
sowie von Igor Jürgens,
dem Vorsitzenden des Medwedew
nahestehenden Think Tanks
INSOR, der kurz vor dem Parteitag
noch davon ausging, dass Medwedew
wieder als Präsident kandidieren
würde, dass diese Entscheidung
erst kurzfristig gefallen sein dürfte.
Dass nur ein sehr kleiner Kreis in
diese Entscheidung überhaupt eingebunden
war, las man auch von
den verdutzten Gesichtern von einigen
Abgeordneten von ER bei der
Rede Medwedews auf dem Parteitag
ab, als dieser Putin als Präsidentschaftskandidaten
vorschlug.
Gründe für den Machtwechsel
Es gibt mehrere mögliche Gründe
für diesen Machtwechsel. Viele Beobachter
waren sich sicher, dass der
Präsidentschaftskandidat erst nach
der Wahl bekannt gegeben würde,
da sie damit rechneten, dass bei einem
guten Wahlergebnis das Tandem
in der jetzigen Konstellation
bestehen bliebe und nur bei einem
Misserfolg der Partei ER Putin gezwungenermaßen
ins Präsidentenamt
zurückkehren würde. Die
schlechten Umfragewerte für ER
und die seit Jahresbeginn sinkende
Popularität des Präsidenten Medwedew,
der es nicht vermochte,
während seiner Amtszeit eine eigene
Machtbasis zu etablieren, haben
wahrscheinlich die Parteistrategen
veranlasst, dem vorzugreifen und
mit der jetzt verkündeten Rochade
Medwedew favorisierende Wähler
für die Partei zu mobilisieren und
Putin ein starkes Ergebnis bei den
Präsidentschaftswahlen zu garantieren.
Dies würde auch erklären, dass
Putin den Parteivorsitz laut Aussage
seines Pressesprechers Dmitrij
Peskov trotz Präsidentschaftskandidatur
nicht abgeben würde. Ein weiterer
Grund für den Wechsel an der
Spitze könnte auch in der Persönlichkeit
Putins und dessen Machttrieb
liegen. Wäre er Ministerpräsident
geblieben, hätte Medwedew
als Präsident seine Machtbasis erweitern
und Veränderungen durchführen
können. Putin wäre die Zeit
davongelaufen, und daher war der
jetzige Zeitpunkt der einzige, ins
Präsidentenamt zurückzukehren.
Drittens hat Putin diese Entscheidung
auch sicher nicht gänzlich alleine
getragen. Einer Elite aus dem
mächtigen Bürokraten- und Geheimdienstzirkel,
die im von Putin
geprägten System reich geworden
ist, dürfte auch an einem Wiedereinzug
ins Präsidialamt gelegen sein,
da eine weitere Amtszeit Medwedews deren Einfluss hätte mindern
können.
Folglich gab es hinter den Kulissen
auch einen Machtkampf zwischen
dem Lager von Putin und dem von
Medwedew, der nur selten an die
Öffentlichkeit kam. Dies wurde aber
dadurch deutlich, dass es innerhalb
der Partei ER selbst Schwierigkeiten
unter Funktionären gab, auf dem
Parteitag zu erklären, warum der
Wechsel des Tandems gut für das
Land sei. Putin selber, nachdem er
auf dem Parteitag den Vorschlag
Medwedews, als Präsidentschaftskandidat
von ER aufgestellt zu werden
annahm, in dem er dies als eine
„große Ehre“ bezeichnete, stellte in
einer gut einstündigen Rede schon
einmal sein ehrgeiziges Wahlprogramm
vor, das gleich danach von
den Delegierten als offizielles Wahlprogramm
übernommen wurde.
Darin geht es vordergründig um
wirtschaftliche und soziale Themen.
Putin strebe ein Wachstum von 6-7
Prozent an (derzeit 4,1), um in den
nächsten Jahren zu den fünf stärksten
Wirtschaftsnationen der Welt
aufzuschließen, eine Vermögenssteuer
für Reiche, ein knapp 40 Milliarden
Dollar teures Programm zur
Förderung der Familien und zur Erhöhung
der allgemeinen Lebenszeit,
sowie die Schaffung von 20 Millionen
neuer Arbeitsplätze in den
nächsten 20 Jahren. Gleichzeitig betonte
Putin, dass man „nicht nur
Honig in den Tee gießen“ könne,
sondern auch mal „bittere Medizin“
dem Volk verabreichen müsse,
sprich dass es zu Kürzungen im Sozialwesen
kommen könnte.
Der Wechsel selber ist verfassungskonform,
auch wenn er einen fast
schon dreisten Akt des Machtwechsels
bedeutet. Putin war 2008 nach
zwei Amtszeiten als Staatspräsident
nicht noch einmal angetreten, da die
Verfassung vorsieht, dass der Präsident
nur zwei aufeinanderfolgende
Mandate tragen darf. Die Wahl 2008
Medwedews zum Präsidenten und
Putins zum Ministerpräsidenten erlaubt
Putin jetzt wieder, erneut für
maximal zwei Amtszeiten ins Präsidentenamt
zurückzukehren, was
bedeuten würde, dass Putin durchaus
bis 2024 Staatspräsident Russlands
sein könnte. Das politische
System in Russland beinhaltet aber
keine „balance of power“ oder Gegengewicht,
das dagegenhalten
könnte. Veränderungen werden von
oben verordnet, so auch bei der Partei
ER selber. Knapp die Hälfte der
Abgeordneten (170 von 314) werden
nicht wieder aufgestellt. Bis zum
Parteitag war es geheim, wer von
den Abgeordneten wieder auf die
Parteiliste für die Dumawahlen im
Dezember gesetzt wurde und wer
nicht.
Es stellt sich allerdings die Frage, wie
der Wechsel des Tandems verfassungsrechtlich
ablaufen soll, denn
wenn der jetzige Präsident Medwedew
als Spitzenkandidat für ER am 4.
Dezember ins Rennen geht und
möglicherweise von ER mit der Regierungsbildung
beauftragt wird, der
jetzige Ministerpräsident Putin aber
erst im März 2012 als Präsidentschaftskandidat
kandidiert, müsste
der Wechsel bereits nach den Dumawahlen
vonstatten gehen, da
keiner der beiden beide Positionen
zur selben Zeit innehaben könnte.
Ein mögliches Szenario wäre dann,
dass Dmitrij Medwedew nach den
Dumawahlen von ER zum Ministerpräsidenten
gewählt wird und
gleichzeitig von seinem Amt als
Staatspräsident zurücktritt. In diesem
Falle würde, wie von der Verfassung
vorgesehen, der Ministerpräsident
automatisch die Rolle des
Staatspräsidenten übernehmen.
Wladimir Putin könnte so schon bereits
im Dezember kommissarisch
das oberste politische Amt bekleiden
und sich im März vom Volk dann
wiederwählen lassen. Ein weiteres
Szenario wäre, dass die Regierungsbildung
auf die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen verschoben wird,
was verfassungsrechtliche Probleme
aufwerfen könnte. Eine klare Aussage
hierzu steht noch aus.
Außenpolitische Perspektive
Im Westen muss man sich darauf
einstellen, dass mit Putin und einer
auf Putin ausgerechneten Administration
für die nächsten sechs Jahre
und möglicherweise sogar bis 2024
zu rechnen hat. Selbst wenn Dmitrij
Medwedew mit einer verjüngten
Regierungsmannschaft antritt, wird
die Macht komplett bei Wladimir
Putin liegen. Dies hat aber im Wesentlichen
keine großen Veränderungen
für die Beziehungen Russlands
zu seinen ausländischen Partnern.
Grundsätzlich wird sich das
Verhältnis zu den USA nicht ändern,
der Weg der Annäherung wird auch
unter einem Staatspräsidenten Putin
fortgesetzt, wenngleich Putin eine
kühlere Note gegenüber Obama anschlagen
könnte. In Europa wird
Deutschland noch mehr in den Fokus
rücken, da Putin traditionell ein
enges Verhältnis zu Deutschland hat
und Wert auf weitere sehr gute Beziehungen
legen wird. Während seiner
gesamten bisherigen Zeit als
Präsident und Regierungschef kamen
den deutsch-russischen Beziehungen
eine bevorzugte Rolle zu,
was auch von vielen deutschen Unternehmen
in Russland so gesehen
wird.
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