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KAS

Einzeltitel

Ein Glücksfall für die Konrad-Adenauer-Stiftung

Zum 70. Geburtstag von Frau Prof. Beate Neuss.

Am Anfang der Beziehung von Beate Neuss zur KAS stand die Begabtenförderung. Ihr hat sie in ihrer Doppelrolle als Wissenschaftlerin und als Repräsentantin der Stiftung stets besonderes Interesse entgegengebracht, verbunden mit viel Empathie und Hilfsbereitschaft für ihre Studierenden.

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Der Erstkontakt von Beate Neuss mit der Konrad-Adenauer Stiftung hatte es in sich: „Wenn Sie das Stipendium bekommen, würden Sie dann der CDU oder dem RCDS beitreten?“, so lautete die finale und scheinbar entscheidende Frage des Auswahlgremiums für ein Graduiertenstipendium an Beate Neuss. Und die sprach prompt „Tacheles“, die „Sprache“, die man in einem ihrer Lieblingsländer, Israel, so leidenschaftlich gerne redet:  „Ich bin doch nicht käuflich!“, so die selbstbewusst trotzige Antwort am Ende des Gespräches und dann aber das klamme Gefühl, wie sie selbst in einem Beitrag in einer Broschüre zum 40jährigen Jubiläum der Begabtenförderung vor beinahe 20 Jahren bekennt, dass sie das Gespräch wohl am Ende in den Sand gesetzt habe, verbunden mit dem Stoßseufzer: „Hätte ich mich nicht etwas diplomatischer herauswinden können?“.  Sie hat es nicht in den Sand gesetzt und diese nette Geschichte, die sie selbst erzählt, hat sich 1978 abgespielt, also vor 45 Jahren. Im Grunde ist das auch ein Jubiläum; ein „kleines Jubiläum“, das hervorragend zum „großen Jubiläum“ passt: Denn Beate Neuss darf am 1. Februar 2023 nicht nur 45 Jahre Zugehörigkeit zum „KAS-Kosmos“ feiern, sondern vor allem ihren 70. Geburtstag, den es mit großem Dank für ihre Leistung zu würdigen gilt. 2005, in der besagten Broschüre, hat sie darauf hingewiesen, dass Sie nunmehr beinahe ihr halbes Leben mit der KAS verbunden ist. Inzwischen sind es aber schon mehr als zwei Drittel ihres Lebens; zwei Drittel, in denen sie „bis heute unermüdlich den Zielen der Stiftung gedient“ hat, wie Bernhard Vogel in einer Würdigung 2018 bereits hervorgehoben hat – und das in ganz unterschiedlichen Funktionen.

Ihre forsche Entgegnung hat ihre Aufnahme nicht verhindert und es begann eine „ehrenamtliche Karriere“, wie sie in der Stiftung in dieser Einsatzbereitschaft, Konstanz und Langfristigkeit wahrlich ihresgleichen sucht. Blitzschnell nach ihrer Aufnahme als Promotionsstipendiatin 1978 wurde sie bereits „ohne Kandidatur“ Stipendiatensprecherin in München, „ein „Komplott“ des örtlichen Betreuers und ihres Vertrauensdozenten, um „mich aus der Reserve zu locken“, wie sie es selbst mit einem Augenzwinkern vermutete. Sie hat sich sehr nachhaltig aus der Reserve locken lassen, ja geradezu gewaltig, dem Spruch ihres damaligen KAS-Betreuers Wilhelm Staudacher (der dann später Generalsekretär der KAS wurde) folgend, der ihr einschärfte, dass das Privileg der Begabung die Verpflichtung beinhalte, mehr zu leisten und zwar explizit nicht nur im Studium und in der akademischen Karriere, sondern auch und gerade in der Gesellschaft.

Die Begabtenförderung hat sie sehr geprägt und die Wurzel für eine „Liebe“ im Leben von Beate Neuss gelegt, die bis heute anhält. Die schon besagte Liebe zu Israel, die im Rahmen einer denkwürdigen KAS-Auslandsreise begann. Ende der 1970er Jahre war das beileibe nicht so selbstverständlich wie Besuche junger Frauen und Männer heute in dem einzigartigen Land am Mittelmeer sind. Eine Reise, die das erforderte, was Beate Neuss meisterhaft vorweisen kann: Eine Neugierde auf andere Menschen, die aber mit Taktgefühl und Einfühlungsvermögen gepaart ist. Israel, das sie immer wieder mit Studentinnen und Studenten im Rahmen von Studienreisen besucht hat, die sie selbst angeregt hatte, hat sie nie mehr losgelassen.

Der zweite Schritt nach der Zeit als aktive Stipendiatensprecherin war die Aufgabe der Sprecherin der Altstipendiaten an der Isar nach der Übernahme einer Assistentenstelle an der Münchner Universität. Der Kontakt zur KAS ließ nicht nach und schon damals wurde aus der „Empfängerin von Dienstleistungen“ der Stiftung eine Dienstleisterin für die KAS: Vorträge für die Begabtenförderung standen ebenso auf dem Plan wie die Beteiligung an den „berühmten“ Auswahltagungen der Stiftung.

Aus der Bewunderung für „ihre“ Vertrauensdozenten Heinz Laufer und Dieter Grosser wurde schließlich der „geheime Wunsch“, selbst „die Bereicherung zu erleben, als Vertrauensdozentin eine solche Gruppe gescheiter, überdurchschnittlich begabter und sympathischer junger Menschen begleiten zu dürfen“. Ein Wunsch, der dann knapp zwanzig Jahre nach ihrer Aufnahme als Stipendiatin in Erfüllung ging. Ab 1997 wurde sie selbst Vertrauensdozentin der Konrad-Adenauer-Stiftung an der TU Chemnitz sowie schon bald darauf Sprecherin der Vertrauensdozenten. Im Jahr 2001 schließlich übernahm sie den Stellvertretenden Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung, die sie seitdem bei zahlreichen Veranstaltungen im Ausland repräsentiert hat, in der sie aber auch im Inland tiefe Spuren hinterlassen hat, ganz gleich ob es um ihr Fach, die Politikwissenschaft, ging, oder um die Förderung junger Talente, nicht zuletzt aber auch um die „innere Einheit“ unseres Landes, die ihr ebenso wichtig ist, wie die „andere Seite der Medaille“ von der Helmut Kohl immer sprach: Die europäische Einigung.

Eine solche Spur, die beispielhaft für dieses Denken steht und deren Bedeutung gar nicht zu unterschätzen ist, ist die Idee eines 2003 ins Leben gerufenen und bis 2008 bestehenden Promotionskollegs, die erste von der Stiftung überhaupt ins Leben gerufene Spezialförderung dieser Art, die sich intensiv mit dem Thema „Die Zeit der Deutschen Teilung. Diktaturerfahrung, Innerdeutsche Beziehungen, Europäische Dimensionen“ beschäftigt hat. Nach dieser „Pioniertat“ hat sie nicht lockergelassen und ist auch passend zu ihren Forschungsschwerpunkten an einem der derzeit laufenden Promotionskollegs, das sich mit „Sicherheit und Entwicklung im 21. Jahrhundert“ beschäftigt, federführend beteiligt.

Von ebenfalls bahnbrechender Bedeutung war und ist, dass sie sich immer für die Förderung von Frauen besonders eingesetzt hat. Bleibend zum Ausdruck gekommen ist das in der Co-Herausgeberschaft bei dem 2013 erschienenen Sammelband „Mut zur Verantwortung. Frauen gestalten die Politik der CDU“. Aus der Rückschau von zehn Jahren äußerte sie sich angesichts des letzten Parteitages im vergangenen Herbst in Hannover in ihrer damaligen „Einführung“ fast schon prophetisch: „Volksparteien kennen jede Menge Quoten, die jedoch nicht offiziell kommuniziert werden. Es gilt Regionen und Landsmannschaften, Interessengruppen wie die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft sowie Konfessionen abzubilden, warum nicht auch ein Frauenquorum als Türöffner?“

Der Begabtenförderung, die am Anfang ihrer Beziehung zur KAS stand, hat Beate Neuss in ihrer Doppelrolle als Wissenschaftlerin und als Repräsentantin der Stiftung stets besonderes Interesse entgegengebracht, verbunden mit viel Empathie und Hilfsbereitschaft für ihre Studierenden. Die Herausforderungen, vor denen auch die Vertrauensdozenten in einer sich wandelnden Welt heute stehen, beschrieb sie 2015 in der „Politischen Meinung“ ebenso pointiert wie wegweisend: „Hochschullehrer, die selbst Studenten in den hochpolitisierten 1968er-Jahren waren, müssen sich in eine andere akademische Welt und in andere Formen des Engagements hineindenken. Neben dem Rat zum Fortkommen im Studium sind Gespräche und Begleitung in Lebenskrisen viel gefragt – all das gehört zur notwendigen Ausrüstung der akademischen Elite, wenn Deutschlands Zukunft gelingen soll.“ Sie hat diesen Anspruch nicht einfach „wohlfeil“ in die Welt gesetzt, sondern aus voller Seele auch an sich selbst gerichtet. Wer das Privileg hatte, Beate Neuss in ihrer aktiven Zeit als Hochschullehrerin mit ihren Chemnitzer Studentinnen und Studenten zu erleben, nicht alleine mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten der KAS, hat ihre Menschlichkeit, ihre Wärme und Herzlichkeit, ihr ehrliches Interesse an der Entwicklung junger Menschen hautnah erleben können, aber auch die Dankbarkeit und ja, auch Verehrung, die sie für ihr besonderes Engagement „ernten“ konnte und bis heute „ernten“ kann.

Die Bewunderung der Studentinnen und Studenten galt und gilt freilich nicht nur der „Bezugsperson“ und Hochschullehrerin Beate Neuss, sondern immer auch ihren herausragenden Leistungen als profilierter Wissenschaftlerin. In der Internationalen Politik, die den Schwerpunkt ihrer Forschungen bildet, ganz besonders aber in der Europapolitik hat sie bleibende Akzente gesetzt. Bereits in ihrer Zeit als Akademische (Ober-)Rätin an der Ludwig-Maximilians-Universität München erarbeitete sie sich den – respektvoll gemeinten – „Ehrentitel“ einer akademischen „Miss Europe“. In ihrer 1988 erschienenen Dissertation beschäftigte sie sich mit den deutschen Personalentscheidungen für die Kommission der Europäischen Gemeinschaften.

Seit einer Gastprofessur an der University of Minnesota waren die USA und die Transatlantischen Beziehungen als Interessensschwerpunkte hinzugekommen. In ihrer zeithistorischen Habilitation verband sie gekonnt beide Aspekte, in dem sie sich unter dem als Frage formulierten Titel „Geburtshelfer Europas?“ der Rolle der USA im europäischen Einigungsprozess zwischen 1945 und 1958 widmete. Wie ihr Kollege Wolfram Hilz und ihre Schülerin Antje Nötzold, die sich näher mit ihrem wissenschaftlichen Schaffen beschäftigt haben, hervorheben, war der amerikanische Einfluss im europäischen Einigungsprozess zuvor zwar vermutet worden, doch „wie weitreichend das Wirken der USA bei der Etablierung der europäischen Integration tatsächlich war, erbrachte erst Beate Neuss eindrucksvoll.“ Der Europapolitik ist sie treu geblieben und hat insbesondere die Entwicklung der Europäischen Union in den Krisen der vergangenen Jahre aufmerksam begleitet und analysiert. Dabei hat sie mit einem ausgeprägten Grundoptimismus stets dafür plädiert, auch die sichtbaren Erfolge gerade aus deutscher Perspektive auf dem Weg hin zu einem einigeren Europa nicht zu übersehen. Dementsprechend fragte sie 2012 in der Festschrift für Bernhard Vogel rhetorisch, „[m]ag sich jemand vorstellen wie Europa aussähe […], wenn verantwortungsvolle und begabte Politiker nicht ein europäisches Deutschland geschaffen hätten?“

Immer wieder hat sie die dabei in ihren Arbeiten die Frage beschäftigt, welche Rolle dieses „europäische Deutschland“ heute und in der Zukunft in einer sich rasant verändernden Welt mit neuen Herausforderungen spielt. Bereits in der Festschrift für Eckhard Jesse 2013 hatte Beate Neuss geäußert: „‘Bonner Republik‘ – ‚Berliner Republik‘. Es gibt markante Veränderungen, und sie sind am erkennbarsten in der Außensicherheitspolitik, die jedoch noch immer im Wandel begriffen ist“ – im Angesicht der ausgerufenen, aber eben noch nicht mit einer neuen Strategie aufgeladenen „Zeitenwende“ nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bleibt dieser Befund unverändert aktuell.

Der Austausch sowohl mit ihren Studentinnen und Studenten als auch mit Wissenschaftlerkolleginnen und -kollegen und politischen Entscheidungsträgern besaß für sie stets eine hohe Bedeutung. Nach einer Lehrstuhlvertretung für den bedeutenden Wissenschaftler Prof. Kurt Sontheimer an der LMU im Jahr 1994 an die Technische Universität Chemnitz berufen, entfaltete sie an ihrem neuen Lehrstuhl und an „ihrer“ Hochschule bald ein besonderes akademisches Engagement, das – ganz im Sinne ihrer Begeisterung für gesellschaftliches Engagement – weit über die „normalen“ Tätigkeiten in Forschung und Lehre hinausging. Dazu gehörten etwa häufige Symposien in Chemnitz mit Zeitzeugen und Entscheidungsträgern, die regelmäßige Entsendung eigener Delegationen zu den „Model United Nations“ nach New York sowie mehrerer Studienreisen an verschiedene Ziele, immer mit dem Bewusstsein, dass man das Wesen internationaler Politik nicht nur vom heimischen Schreibtisch aus erleben und beurteilen kann.

Bei ihrem so überaus stark ausgeprägten Verantwortungsgefühl blieb auch die Übernahme akademischer Leitungsfunktionen als Stellvertretende Direktorin des Instituts für Politikwissenschaft, als Prodekanin für Forschung und Lehre und als Mitglied des Fakultätsrats der Philosophischen Fakultät sowie zuletzt als Mitglied des Akademischen Senats der TU Chemnitz nicht aus.

Dieses Engagement blieb freilich nicht auf die Gremien der Akademischen Selbstverwaltung beschränkt. Von 2002 bis 2005 war Frau Prof. Neuss Mitglied der Kommission „Ostpartnerschaften“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und in den Jahren 1998 bis 2006 gehörte sie dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundeszentrale für Politische Bildung an, zuletzt in der Funktion der Vorsitzenden. Zu den weiteren hochkarätigen Gremien an denen Beate Neuss mitwirkt, gehören u.a. das „Forum Mitteleuropa“ beim Sächsischen Landtag, der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft sowie der Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.

Bei dieser beinahe unerschöpflichen Reihe von selbst erwählten Aufgaben läge bei jedem anderen Menschen schnell der Verdacht nahe, dass es sich hier um das handelt, was man an ihrem früheren Studienort in Bayern halb liebevoll, halb abschätzig „Geschaftelhuberei“ nennen würde. Weit gefehlt bei Beate Neuss, die keine „Ehrenämter“ sammelt, sondern ihre weit überdurchschnittliche Verantwortung mit großer Hingabe, mit hohem Organisationstalent und mit nicht versiegender Schaffenskraft ausfüllt – im wahrsten Sinne des Wortes. Das alles vollbringt sie mit einer besonderen Art von „heiterer Gelassenheit“, niemals laut, niemals schneidend, mit klaren Standpunkten, aber immer respektvoll gegenüber der Meinung der anderen und in bester Art in sich ruhend.  

Der Ehrenvorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, mit dem sie bereits seit Jahrzehnten ein enges Vertrauensverhältnis verbindet, hat das Engagement seiner langjährigen Stellvertreterin für die Konrad-Adenauer-Stiftung 2018 treffend resümiert: „Die Stiftung hat Beate Neuss unendlich viel zu verdanken. Unseren Dank für ihre bisherige Lebensleistung verbinden wir mit der Bitte, dass sie noch viele Jahre lehrend, forschend, Rat gebend und helfend tätig sein möge, und dass sie eine unsere Stiftung prägende Persönlichkeit bleibt. Danke, Beate Neuss!“ Dem mag man nicht nur ein entschiedenes „Amen“ hinzufügen, sondern auch die allerbesten Wünsche zum 70. Geburtstag.

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Dr. Philip Rosin

Philip Rosin

Referent Zeitgeschichte

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