Stichwahl in Guatemala: Polarisierung in Sicht?
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Schon früh morgens standen viele Wähler vor den noch verschlossenen Toren der Wahlzentren. Die Bürger wollten wohl dem täglichen Platzregen am Nachmittag entgehen und trocken durch den Wahltag kommen. Am Ende kletterte die Wahlbeteiligung auf stolze 66% an – ein überdurchschnittliches Ergebnis und eine Bestätigung des erfreulichen Trends einer immer stärkeren Partizipation, insbesondere der Guatemaltekinnen und der indigenen Bevölkerung. Bereinigt durch die Auslandsguatemalteken, die zwar im Wahlregister aufgeführt werden, bis heute jedoch nicht an der Wahl teilnehmen können, liegt die Beteiligung sogar weit über 70%. Dies lässt trotz weiter ansteigender Kriminalität und ungebrochen schwindelerregender Armutsrate in Guatemala die Schlussfolgerung zu, dass die Bürger das Vertrauen in die Erneuerungskraft der Demokratie noch nicht verloren haben. Denn das eigentliche Problem der Demokratie in Guatemala liegt weniger in der Organisation transparenter Wahlen, als auf der politischen Angebotsseite: Parteien, die angesichts der tiefen Krise der Staatlichkeit programmatisch und ideologisch angemessen gewappnet sind, sucht man vergeblich. So ist es nicht verwunderlich, dass es den Bürgern sichtlich schwer fiel, sich für einen der zehn Kandidaten auf dem Wahlzettel zu entscheiden: Nur Tage vor der Wahl wiesen die letzten Umfragen immer noch einen recht hohen Anteil von Unentschlossenen aus. Und der hohe Prozentsatz von Stimmenthaltung und ungültiger Stimmen, der addiert 12% ausmachte, scheint diese Annahme zu untermauern.
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