Die Spiekerooger Inselschule mit dem Initiator der Veranstaltung dem Geschichtslehrer Felix Heiser und die Konrad-Adenauer-Stiftung durften am Donnerstagmorgen einen wirklich beeindruckenden Gast im Zoomraum willkommen heißen. Live zugeschaltet aus der Nähe von Tel Aviv war der 96-jährige Holocaust-Überlebende und Bundesverdienstkreuzträger Sally Perel, dessen bemerkenswerte Biographie unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“ bereits oskarnominiert verfilmt worden ist. Perel öffnete den Schülern und Schülerinnen durch seine lebhaften und berührenden Erzählungen seiner Lebensgeschichte ein Tor in die unvorstellbare Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust mit dem Ziel die jungen Menschen für die Gefahr von Ideologisierung und Propaganda zu sensibilisieren und ein Zeichen für den Leitspruch „Nie Wieder!“ zu setzen.
Mit einer lebensbejahenden Präsenz und Ausstrahlung nahm Perel die Anwesenden mit auf eine einprägsame, erschreckende, nachdenklichstimmende Zeitreise, in der er ausführte, wie er als jüdischer Jugendlicher den Holocaust überleben konnte, einzig indem er seine jüdische Identität bis zur Unkenntlich verbarg als auch ablegte und Mitglied der Hitlerjugend wurde.
Perels innere Zerrissenheit und die erbrachten Opfer innerhalb seiner Lebensgeschichte manifestierten sich für die Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll in den beiden ihn prägenden elterlichen Appellen. „Vergiss niemals, wer du bist“ und „Du sollst leben.“, die ihn während der gesamten NS-Zeit begleiteten und sein Leben prägten.
Die Zeitreise führte von seinem Geburtsort Peine mit den zunehmenden Repressionen der jüdischen Bevölkerung durch die Nazis in das polnische Łódź, von dort nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen in den sowjetisch-besetzten Teil Polens, über seine Zeit als deutsch-russischer Dolmetscher für die Wehrmacht während des Krieges gegen die Sowjetunion, weiter nach Braunschweig zur Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend, bis nach Israel.
Im Anschluss an die eindrucksvolle Erzählung des Referenten hatten die knapp 80 Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, vorbereitete und spontane Fragen zu stellen. Die Schülerinnen und Schüler stellten u. a. Fragen zum Thema Freundschaft in der Hitlerjugend, zu Perels Gefühlen während Momenten der drohenden Entdeckung, zu der schwierigen Frage nach einer Gottesexistenz trotz Holocaust und zu Perels Einstellung und Meinung zur aktuellen Situation im Nahost-Konflikt.
Perel schloss die berührenden und nachdenklich stimmenden zwei Stunden mit einem Appell an die jungen Menschen, den die Schülerinnen und Schüler mit Sicherheit noch lange in ihrem Herzen tragen werden.
„Ich hoffe und ich wünsche, dass ich euch mit der Wahrheit, die ich erzählt habe, zu neuen Zeitzeugen gemacht habe. Erzählt diese Wahrheit euren Kindern und Kindeskindern. Lasst die Verneinung dieser Wahrheit nicht durchkommen. Ich hoffe, dass ihr diesen Auftrag aufnehmt. Vielen Dank!“
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