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Auf einen Blick
- Der Erfolg populistischer Parteien beziehungsweise besonders des Rechtspopulismus wird als kultureller Backlash gegen einen liberalen Wertewandel gedeutet, verbunden mit einer demokratischen Regression. Die historischen Wurzeln des Populismus sehen viele Autoren im russischen Agrarsozialismus und in amerikanischen Farmer-Protestbewegungen des 19. Jahrhunderts.
- Vorformen lassen sich jedoch bereits in der Antike und im Absolutismus ausmachen. Von Kleon im antiken Athen über die Popularen der römischen Republik bis zu monarchischen Gesten Friedrichs II.: Populistische Strategien wie die Berufung auf den Volkswillen oder die Inszenierung von Nähe zum Volk sind historisch vielfältig. Die Spannung zwischen idealisiertem Volk (populus) und unberechenbarer Masse (plebs) zieht sich durch die Geschichte.
- Der Begriff Populismus wurde vergleichsweise spät als wissenschaftliches Konzept etabliert. Im Zuge dieser nachträglichen begrifflichen Schärfung wurden beispielsweise historische Akteure wie der US-Präsident Andrew Jackson oder der französische General Georges Boulanger rückblickend als populistisch eingeordnet. Auch Faschismus und Nationalsozialismus werden teils als Vorläufer diskutiert, wobei diese Einordnung umstritten bleibt.
- Populistische Wellen entstehen oft in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Krisen, wenn etablierte Parteien als handlungsunfähig gelten. Erfolgreiche Bewegungen strahlen international aus, blickt man etwa auf Hugo Chávez in Lateinamerika oder Viktor Orbán und Georgia Meloni in Europa.
- Besonders der Rechtspopulismus gewinnt in Europa zunehmend an Einfluss – mit teils gravierenden Folgen für demokratische Institutionen und die Rechtsstaatlichkeit. Populistische Akteure verstehen es, gesellschaftliche Ängste zu mobilisieren, Ressentiments zu bedienen und digitale Kommunikationskanäle wie Social Media gezielt zur Reichweitensteigerung zu nutzen, insbesondere unter jungen Wählerinnen und Wählern. Inhaltlich agieren sie flexibel. Ihre Themen reichen von Steuerprotesten bis hin zur Kritik an Migration. Ein prägnantes Beispiel ist die AfD, die im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016 erheblich an Zustimmung gewann. Populistische Bewegungen profitieren dabei nicht nur von günstigen Gelegenheitsstrukturen, sondern auch von strategischer Anpassung – etwa durch gezielte Provokationen oder demonstrative Mäßigung.
- Gewinnen Populisten Mehrheiten, droht die Aushöhlung liberaler Institutionen. Dämonisierung stärkt Populisten. Stattdessen braucht es argumentative Auseinandersetzung und realistische Reformangebote, um Populisten den Nährboden zu entziehen und demokratische Stabilität zu sichern.
- Die Verteidigung liberaler Demokratie erfordert ein tiefes Verständnis der Ursachen populistischer Bewegungen und ihrer Wandlung.
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