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„Ein Glücksfall für Deutschland“

Zeitzeugen erinnern an die Gründung der "Allianz für Deutschland"

Am 18. März 1990 fanden die einzigen freien Wahlen zur Volkskammer der DDR statt. Mit 48 Prozent der abgegebenen Stimmen gewann die Allianz für Deutschland, die aus CDU, Demokratischem Aufbruch „DA“ und Deutscher Sozialer Union „DSU“ bestand, klar. Hauptursache für diesen von vielen nicht für möglich gehaltenen Erfolg war der Weitblick des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl die Wahlen quasi zu einer Abstimmung über einen möglichst schnellen Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes zu machen.

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Zwanzig Jahre nach ihrer Gründung erinnerten jetzt auf einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin Zeitzeugen an die turbulente Entstehungsgeschichte und schwierige Anfangszeit der Allianz für Deutschland.

Anders als im Westen, wo man sich erst an den bis zum Herbst 1989 irrealen Gedanken einer Wiedervereinigung gewöhnen musste, wussten die Menschen im Osten schon früh, was sie wollten: die möglichst rasche Wiedervereinigung. Schon am 7. Oktober hallte diese Forderung durch die Straßen Plauens und verbreitete sich über das ganze Land. Kanalisiert wurde sie von den jungen Parteien, wie dem DA oder der DSU, auch wenn man aus einem einfachen Grund nichts dergleichen in ihrer Programmatik fand. Hätten sie doch sonst gegen die Verfassung der DDR verstoßen und ihre Zulassung riskiert.

Die Strategen in der Bonner CDU-Zentrale um den damaligen Generalsekretär Volker Rühe waren zunächst unsicher, wie auf die neue Situation reagiert werden sollte. Ein Parteigrundsatz, wonach jede politische Kontaktaufnahme mit der DDR über die machthabende SED zu erfolgen hatte, geriet ins Wanken und wurde bereits aktiv von Eberhard Diepgen, dem damaligen regierenden Bürgermeister Berlins, unterwandert. Anders als Rühe sah er die Unterstützung der Ost-CDU als notwendig an. Rühe hingegen wollte mit der namensgleichen Partei, die Teil der Blockflöte war, nichts zu tun haben, wobei er ignorierte, dass es dort echte Oppositionspolitiker gab, die sich ernsthaft etwa für Reformen im Gesundheits- und Schulwesen einsetzten oder schlicht ihren christlichen Glauben artikulieren wollten. „Viele Mitglieder der Partei reagierten auf Rühes Haltung empört und verletzt“, berichtete Maria Michalk, Mitglied der Ost-CDU. „Sie fühlten sich in ihrem Lebenswerk und in ihrem politischen Grundverständnis verletzt und kehrten der Partei den Rücken.“

Um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden, das sich noch durch einen möglichen Zusammenschluss der vor allem in Sachsen starken DSU mit der CSU zu verschärfen drohte, setzte sich Kohl schließlich für das Wahlbündnis der Unionsparteien ein. Am 5. Februar 1990 gründeten die Ost-CDU, DA und DSU im Gästehaus der Bundesregierung in West-Berlin die „Allianz für Deutschland“, die, wenn es nach Kohl gegangen wäre, eigentlich „Allianz der Union“ hätte heißen sollen. Doch Hans-Wilhelm Ebeling, Mitbegründer der DSU, hatte einen Geistesblitz. „Wir wollten die Deutsche Einheit, und wir wollten die Unionsparteien zusammenführen. Da kam mir der Name, der beide Ziele vereinte: Allianz für Deutschland.“ Ein laut Diepgen „genialer“ Name, weil er die Einheit Deutschlands vorweggenommen habe.

Der Wahlkampf für die Volkskammerwahl war kurz und stellte die Allianz vor große Herausforderungen. Die ursprünglich für den Mai 1990 vorgesehene Wahl wurde im Januar 1990 auf den 18. März vorverlegt. Damit standen gerade einmal sieben Wochen zur Verfügung, um eine Wahlkampforganisation aufzustellen und den Wahlkampf zu bestreiten. Vieles musste improvisiert werden und gelang erst durch tatkräftige Unterstützung aus der ostdeutschen Bevölkerung. „Die Menschen ließen sich in der Euphorie über die ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten einfach aktivieren und einbinden“, erinnerte sich Michalk und Prof. Dr. Manfred Wilke, Soziologe und Zeithistoriker, ergänzte: „Den Menschen war klar: Wir müssen Verantwortung übernehmen.“

Darüber hinaus halfen die Kirchen, indem sie zum Beispiel ihre Häuser für Wahlkampfveranstaltungen öffneten, sowie die Orts-, Kreis- Bezirks- und Landesverbände der West-CDU, die Wahlkampfmaterial und helfende Hände schickten.

Auch wenn die größten Probleme beseitigt schienen und zu den Wahlkampfveranstaltungen teilweise bis zu 300.000 Menschen kamen, ein Erfolg oder gar eine Mehrheit der Allianz schien unrealistisch. Nur wenige, wie Dr. Klaus Zeh, Landesvorsitzender des DA in Thüringen, hatten eine Vorahnung: „Wir haben gespürt, dass es eine breite Mehrheit für die Allianz geben wird.“ Noch wenige Tage vor dem 18. März sahen Meinungsforscher die SPD vor einem klaren Sieg. Als dann am Wahltag die ersten Prognosen im Fernsehen veröffentlicht wurden, traute nicht nur Eberhard Diepgen seinen Augen nicht: „Ich dachte, es handelt sich um ein regionales Teilergebnis.“

Die Allianz für Deutschland bildete mit den Liberalen und der SPD eine Große Koalition. Ministerpräsident wurde der Spitzenkandidat der Allianz Lothar de Maizière. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 löste sich die Allianz für Deutschland auf, hatte sie doch ihr Ziel erreicht. Sie war, so Michalk abschließend, „ein Glücksfall für Deutschland“.

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erscheinungsort

Berlin Deutschland

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