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Veranstaltungsberichte

,,Ich bin eine von 100.000 Überlebenden‘‘

Die Holocaust Überlebende Hélène Gutkowski berichtete am 6. Juli 2015 einer Schulklasse des Colegio Simón Bolívar von ihren Erinnerungen an Frankreich unter dem Terrorregime der Nazis. Erfolgreich organisiert wurde dieses Gespräch bereits zum fünften Mal von Lidia Assorati,ehemalige Mitarbeiterin der Raoul-Wallenberg-Stiftung, in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Hélène war nicht in einem Konzentrationslager. Sie war eines jener Kinder, die man heute als ,,verstecktes Kind‘‘ bezeichnen würde. Vor ca. 20 Jahren hat sie begonnen, sich über ihre Erlebnisse mit anderen Zeitzeugen weltweit auszutauschen. Sie will ihre Mitmenschen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen, um diese so für die Schreckensherrschaft der Nazis zu sensibilisieren: ,,In anderen Kriegen stand Kindern besonderer Schutz zu. Nicht aber im Zweiten Weltkrieg: Als mögliche Zukunft der jüdischen Gemeinschaft wurden Kinder als oberste Priorität des Naziregimes angesehen", so Gutkowski. Hélène, damals knapp zwei Jahre, war mit ihren Eltern und ihrem Bruder bereits aus Polen nach Frankreich geflohen, bis dann im Juli 1940 auch dort der Krieg ausbrach. Ihre Familie war abermals gezwungen, Hab und Gut in Paris zurückzulassen und flüchtete sich in die freie Zone Frankreichs – ohne Hélène. Das kleine Mädchen musste zurückgelassen werden, da es für eine vierköpfige Familie schier unmöglich schien, in diese Zone zu gelangen. So wurde sie bei einer französischen Familie untergebracht, die Hélène im katholischen Glauben aufzog und sie auch taufte. Hélène bekräftigte, dass viele jüdische Familien diese bittere Entscheidung treffen mussten. Eine Entscheidung, welche sehr hart und schmerzlich für die Kinder, aber vor allem auch für die Eltern war – jedoch oft der einzige Weg, um ihre Nachkommen vor den Nazis schützen zu können.

90 % der jüdischen Kinder in Europa fielen dem Naziregime zum Opfer: Hélène überlebte als eines von 100.000. Als ihre Eltern sie nach Kriegsende wieder aufsuchten, wollte die Kleine zuerst gar nichts von den ihr so fremden Personen wissen, da sie sie nicht wiedererkannte. Dennoch gingen die vier wieder zurück nach Paris, um sich dort erneut ein Leben aufzubauen.

Hélènes Eltern kamen zu ihr zurück, andere jedoch sahen ihre Familie nie mehr wieder. Und das, so Gutkowski, hatte nichts mit Reichtum oder Intelligenz zu tun. Was ihre Familie hatte, war reinstes Glück.

Stephanie Rainer

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