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Veranstaltungsberichte

„Ich habe Angst entdeckt, wo vorher keine war"

Vom 7. bis zum 9. November 2013 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. mit dem Foro de Periodismo Argentino (FOPEA) dessen jährliche Konferenz. Das Thema lautete „30 Jahre Rückkehr zur Demokratie – Aufgaben und Rolle der Presse”.

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Die achte FOPEA Konferenz stand ganz im Zeichen des neuen Mediengesetzes. Das umstrittene Gesetz hatte in Argentinien eine öffentliche Diskussion über Pressefreiheit ausgelöst. Es besagt, dass private Mediengruppen nur noch eine bestimmte Anzahl an Radio- und Fernsehlizenzen halten dürfen. Für Kritik sorgte hier besonders, dass das Gesetz ausgerechnet dem größten Gegner der aktuellen Regierung auf journalistischer Ebene, dem Clarín Konzern, am meisten schadet. Auch die Prüfung und Vergabe der Lizenzen durch die regierungsnahe Behörde AFSCA schürt bei vielen die Befürchtung einer Einschränkung der Pressefreiheit.

Die FOPEA-Konferenz griff dieses Thema in einer Vielzahl von Vorträgen und Diskussionsforen auf. Zu Beginn des zweiten Tages gab es eine Diskussionsrunde über die Hintergründe des Mediengesetzes. Dabei kamen sowohl Kritiker als auch Befürworter zu Wort. Im Anschluss hielt Dr. Hildegard Stausberg, Diplomatische Korrespondentin der Zeitung Die Welt, einen Vortrag anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Demokratie in Argentinien: „Die Demokratisierung Argentiniens aus der Sicht einer deutschen Korrespondentin“.

Frau Dr. Stausberg beschäftigt sich bereits seit den 1970er Jahren mit Lateinamerika und konnte die Entwicklung Argentiniens seitdem persönlich mitverfolgen. Ihr ursprüngliches Interesse für Argentinien hat ihr Doktorvater Karl Dietrich Bracher gestärkt, der sich intensiv mit dem Scheitern der Weimarer Republik auseinander gesetzt hatte. In ihrem Vortrag verglich sie unter anderem das Scheitern der peronistischen Regierung von 1955 bis 1958 und das Scheitern der Weimarer Republik. Die Ähnlichkeiten bezeichnete sie als Auslöser für ihr Interesse an Argentinien. Die Demokratie in Argentinien sei, genau wie die Weimarer Republik, „aus einem verlorenen Krieg hervorgegangen“. In der Folgezeit habe Argentinien es geschafft, seine Demokratie zu festigen, trotz kritischen Phasen wie der Wirtschaftskrise zwischen 2001 und 2002.

Die Tendenz der vergangenen Jahre sieht die Lateinamerikaexpertin kritisch. Vor allem Presse- und Meinungsfreiheit gerieten zunehmend in Gefahr. Die Medien seien nicht neutral, viele zu populistisch. Wenn sie Menschen interviewe, gestatteten sie zwar die Veröffentlichung ihrer Meinung, aber nur ohne Nennung ihres Namens. Sie befürchteten Repressalien seitens der Regierung. Sie sagt, sie habe „Angst entdeckt, wo vorher keine war“. Das Mediengesetz sei nur ein weiterer Schritt, der die Meinungsfreiheit weiter beschränken könne. Trotzdem glaubt sie an eine positive Wandlung: „Argentinien ist ein Land, das gelernt hat, immer wieder aufzustehen.“

Dem Vortrag folgte eine Fragerunde, in der die Zuschauer sich vor allem für die deutschen Medien im Vergleich zu den argentinischen interessierten. Mehrmals wurde gefragt, wie die Trennung von Staat und Medien in Deutschland funktioniere. Man merkte den Zuhörern an, dass der Vortrag ein Thema ansprach, das hochbrisant und aktuell ist. Gespannt folgten sie den Ausführungen Stausbergs. Nachdem der Vortrag unter dem großen Applaus der gut 200 Zuschauer zu Ende gegangen war, blieben einige noch länger und suchten das Gespräch mit der Expertin.

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