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„Wir wollen auch dafür sorgen, dass der Teich voll mit Fischen ist.“

von Marten Neelsen

Daniel Arroyo plädiert erneut für die Gründung eines Fonds für die Jugend

Der Ex-Minister für Soziale Entwicklung der Provinz Buenos Aires Daniel Arroyo sprach sich am 30 April 2013 erneut für die Gründung eines Fonds zur Unterstützung der argentinischen Jugend aus. Unterstützt wird er durch den Gewerkschaftsführer Gerónimo Villegas und den Abgeordneten der Nation Francisco de Narváez.

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Daniel Arroyo bleibt konsequent. Zum Glück, denn sein Anliegen ist wichtig. Wichtig für Argentinien, wichtig für die Gesellschaft, aber vor allem wichtig für die Jugend. In Buenos Aires plädierte er am 30. April für die Gründung eines staatlichen Fonds, um Jugendlichen zu fördern. Kurz darauf begleitete er Dr. Kristin Wesemann, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien, am 7 Mai 2013 nach Formosa, jener Nordprovinz direkt an der Grenze zu Paraguay um die Publikation „Herausforderungen für die Jugend“ vorzustellen.

Die Lage der argentinischen Jugend

In der Hauptstadt Buenos Aires reflektierte Arroyo die Situation Argentiniens. „Das Land lebt im makroökonomischen Kontext“, sagte er einleitend. Die Wirtschaft wachse jährlich um 8 Prozent. Innerhalb der letzten 15 Jahre sei dies ein historischer Prozess. „Wir haben nun die Möglichkeit, aber auch die Pflicht, etwas zu ändern.“ Als Beispiel führte er die selbstständig arbeitenden Argentinier an. Sie bräuchten vor allem Unterstützung, um weiter produzieren und arbeiten zu können. Arroyo überlegte kurz und beginnt mit einem Beispiel. „Stellen Sie sich einen Tischler vor, dessen Kreissäge eines Tages nicht mehr funktioniert. Oder eine Schneiderin, deren Nähmaschine kaputt geht. Was nun? Sie können nicht weiter arbeiten, können es sich aber auch nicht leisten, ihre Geräte zu ersetzen.“ Mit der Subventionierung von Kleinkrediten durch den Staat könnte man die Arbeiter unterstützen. Da diese bisher noch fehle, verschlechterten sich häufig die Lebensbedingungen der Arbeitnehmer. Sie verlieren ihre Arbeit, leben in Armut, hätten keine Perspektive. Über 900.000 Jugendliche in Argentinien würden weder arbeiten noch studieren. Zudem würden viele Kinder von jugendlichen Müttern geboren. Schon fast ein Drittel aller Mütter in Argentinien sei unter 24 Jahre. Ferner verschlechtere sich die Sicherheit im Land. Millionen Argentinier leben in schlechten Bedingungen, wie beispielsweise in den sogenannten Villas. Dort gäbe es beispielsweise keine Form der Sicherheit. „Die Perspektivlosigkeit verleitet zum Drogenkonsum“, sagte Arroyo. Er warnte dabei vor Paco, dem Abfallprodukt von Kokain, das sehr Sucht erregend ist und sich jüngst in Argentinien weit verbreitet hat. Um sich die Droge beschaffen zu können, nähmen abhängige Jugendliche Kredite auf oder verfallen der Beschaffungskriminalität. Nach einem halben Jahr Paco sind die Konsumenten meist so verloren und die Schäden der Droge kaum wieder zu beheben. So sehr schadet die Droge dem Körper und dem Geist.

In fünf Schritten zum Fond

Was kann man also tun? Daniel Arroyo und seine Unterstützer schlagen einen staatlichen Fonds zur Entwicklung der Jugend mit dem Schwerpunkt Bildung und Arbeit vor. Unter einer kreativen Führung die nach christlich-humanen Werten handeln solle.

„Die fünf Prinzipien lauten wie folgt“, erklärte Arroyo und zählte an den Fingern ab. Man brauche erstens ein Netzwerk aus etwa 20.000 Tutoren. Wie etwa Lehrer, ältere Jugendliche oder Nachbarn. Deren Hauptaufgabe bestehe nicht etwa darin, alles aufzubauen, sondern die Routine der Jugendlichen, die sie betreuen müssen zu halten und die Methode zu bewahren.

Zweitens müsse man den Jugendlichen nun einen Job vermitteln. Das könne der Staat aber nicht alleine bewerkstelligen. Daher sollen private Unternehmen Anreize gegeben werden damit sie Jugendliche einstellen.

Drittens könne das Modell der dualen Ausbildung eingeführt werden. Es sei seit Jahren in Deutschland etabliert. Theorie in der Schule, Praxis im Unternehmen.

Der vierte Punkt soll die Überschuldung beenden, an der viele Jugendliche leiden. Produzierende Unternehmen sollen durch neue Vorgaben unterstützt werden, um die Anstellung von Jugendlichen zu finanzieren.

Der letzte Punkt sieht vor, die Drogenabhängigkeit durch Beratungszentren zu bekämpfen. Durch die Aufnahme und Betreuung von Drogenabhängigen könne die Sicherheit im Land verbessert werden, in dem es die Beschaffungskriminalität verringert. Zusätzlich unterstütze eine neue Drogenbekämpfungseinheit den Prozess.

„Wir wollen nicht nur beobachten, sondern aktiv helfen und verändern“, sagte Arroyo. Es sei wie Konfuzius sagte: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“

Arroyo fügte hinzu: „Wir wollen auch dafür sorgen, dass der Teich voll mit Fischen ist.“

Unterstützung aus der Politik

Die Situation der Jugend beschränkt sich nicht nur auf die Provinz Buenos Aires. In den nördlichen Provinzen Argentiniens sei die Situation ebenfalls sehr besorgniserregend. Zwar gäbe es zurzeit viele staatliche oder private Organisationen, die sich für die Bekämpfung der Armut einsetzen, aber es sei weiterhin notwendig sich für die Veränderung einzusetzen. „Unsere Generation hat die Aufgabe, die Situation zu verändern. Was wir in den nächsten fünf Jahren tun oder nicht tun, wird sich auf die nächsten 20 Jahre auswirken.“

Der Gewerkschaftsführer und Parteivorsitzender der jungen Partei FE Gerónimo Venegas teilte mit, dass er das Projekt unterstützt und alles in seiner Macht stehende tun würde, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. „Die aktuelle Situation hat auch mit der aktuellen Politik zu tun.“, sagte er. „Wenn der Staat nicht funktioniert, verschlechtert sich die Gesellschaft.“

Als argentinischer Abgeordneter sagte Francisco de Narváez, der in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. schon einmal über politische Themen sprach, dass er die Pflicht hätte, die Verfassung zu schützen. „Es ist daher eine Freude, dieses Projekt zu unterstützen und einen Gesetzesentwurf im Kongress zu präsentieren.“ Im Leben eines jungen Menschen gäbe es mehrere Meilensteine. „Einer davon ist der erste Job“, sagte er.

Ferner sei es erstaunlich, welche Fortschritte Kinder machten, wenn sie bereits zwischen drei und vier Jahren gefördert würden. Die Unterschiede wüchsen, je größer die Schwierigkeiten im Bildungssystem seien. Vor allem die Provinz Buenos Aires müsse wegen der riesigen Anzahl an Schulkindern (mit 4,7 Millionen Schülern bei weitem der größte Anteil des Landes) unterstützt werden. Es seien bereits einige Projekte vorhanden, um den Jugendlichen den Einstieg in den Beruf zu vereinfachen. Dies reiche aber bei Weitem noch nicht aus.

Was Arroyos Punkte betrifft, so stimme der Abgeordnete der Nation vor allem dem letzten Punkt zu. De Narváez fahre sehr oft aufs Land der Provinz hinaus. „Ich versuche mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen“, sagte er, „und die aktuelle Entwicklung der Drogen macht ihnen Angst“. Die Bekämpfung der Drogen im Land sei ihm daher besonders wichtig. De Narváez dankte Daniel Arroyo für sein Vorhaben und garantierte seine Unterstützung. Das Schwierigste sei schon vollbracht. „Die Nacht ist vor der Dämmerung“, sagte der Abgeordnete abschließend, „und es beginnt bereits zu dämmern.“

Buchpräsentation in der Provinz Formosa

Zusammen mit Dr. Kristin Wesemann, der Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien, reiste Daniel Arroyo nun nach Formosa, um die Publikation zu präsentieren. Auch der Anwalt Dr. Gonzales Fuentes y Arballo, der im vergangenen Februar das Encuentro Escobar moderierte, und die Provinzabgeordneten Adrian Floro Bogado und Dr. Agustín Samaniego nahmen mit Redebeiträgen an der Präsentation teil. Hunderte Studenten der nationalen Universität von Formosa, zahlreiche Abgeordneten, der Bürgermeister und anderen Größen aus Politik und Gesellschaft der Provinz Formosa nahmen an der Präsentation teil.

Mit der Publikation „Herausforderungen für die Jugend“ will die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Zusammenarbeit mit der Asociación Civil Estudios Populares (ACEP) auf die Lage der Jugend aufmerksam machen und gleichzeitig erste Lösungsansätze bieten.

Autoren wie Dr. Javier Antonietti, Koordinator des Red de Desarollo Político (REDEPO), Dr. Federico Tobar vom Zentrum für die Finanzierung öffentlicher Politik zur Förderung von Gleichheit und Wachstum (CIPPEC) und Nicolas Falcone, Koordinator des Zentrums für Studien der gesellschaftlichen Entwicklungen. Arroyo betrachtet dabei die aktuelle Not der Jugendlichen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Für die Analyse werden die verschiedenen Erfahrungen der Autoren genutzt, die in ihrer Arbeit auf Hürden und Möglichkeiten aufmerksam geworden sind. Auch theoretische und empirische Forschungen sowie Erwartungen der jungen Argentinier fließen in die Vorschläge der Publikation mit ein. Es geht vor allem darum, eine Verantwortungskultur in der Gesellschaft zu fördern und das Prinzip eines sozialen und politischen Miteinanders zu stärken. Für alle Autoren sind Werte wie Freiheit und Menschenwürde, Solidarität und Chancengerechtigkeit die obersten Prinzipien. Für die Jugend, aber auch für ihre Familien und für ihr soziales Umfeld kann so Verständnis und auch eine Partnerschaft mit dem Staat, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft ermöglicht werden.

Stimmen aus der argentinischen Presse (spanische Sprache)

Presentaron el libro “prioridad Joven” en la UNaF, in: El Comercial vom 7.Mai 2013

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