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Veranstaltungsberichte

CÁTEDRA ADENAUER

LEHRSTUHL KONRAD ADENAUER - CHRISTLICHER HUMANISMUS UND SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V., das Centro de Estudios Estratégicos in Misiones (CEEM) und die Asociación Civil Estudios Populares (ACEP) organisierten am 13. und 14. November die Cátedra Adenauer 2013 in Posadas, Misiones. Nach einem ersten erfolgreichen Tag folgten am Donnerstag weitere Expertenvorträge.

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Vormittag

Der zweite Tag der Cátedra Adenauer begann mit zwei Vorträgen zum Thema „Integration, regionale Entwicklungen und Herausforderungen“. Den ersten Teil übernahm Jorge Héctor Scarpellini, Leiter für staatliche Zusammenarbeit in Misiones. Er erklärte, für eine erfolgreiche Integration sei vor allem die Zusammenarbeit auf verschiedenen institutionellen Ebenen entscheidend, dabei käme gerade auf regionaler Ebene den Institutionen eine wichtige Rolle zu, da sie die lokalen Begebenheiten und die Bedürfnisse der Menschen am besten einschätzen könnten. Aus diesem Grund sei eine Dezentralisation vonnöten. Scarpellini hob besonders hervor, dass Integration ein multidimensionaler Vorgang sei, der alle Aspekte der Gesellschaft betreffe. Das sorge für eine große Zahl an Möglichkeiten zur Verbesserung der Integration. So könne in den unterschiedlichsten Bereichen zusammengearbeitet und dadurch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen verbessert werden. Als Beispiele nannte der Experte die Bereiche Wirtschaft, Umweltschutz und Soziales. Wie eine gelungene Kooperation aussehen könnte, verdeutlichte er anhand zweier Projekte.

Das erste war das Programm „Carpa“. Das Projekt wird zwischen Misiones und den angrenzenden Regionen Paraguays organisiert. Dabei gehe es um den gemeinsamen Aufbau einer nachhaltigen Fischerei. Nicht nur der wirtschaftliche Gewinn spiele eine Rolle, sondern auch die Sensibilisierung für den Umgang mit dem Rohstoff Wasser und die Zusammenarbeit zwischen den Nachbarregionen. Das Projekt verlaufe sehr erfolgreich. Die Fischfangrate sei stark angestiegen und die Weiterbildungen hätten für ein größeres Verständnis beim Thema Nachhaltigkeit gesorgt. Dass solche Kooperationen auch über wesentlich größere Distanzen möglich seien, sollte das zweite vorgestellte Projekt zeigen. Bei diesem gehe es um die Zusammenarbeit zwischen der Provinz Misiones und dem Département Pyrénées-Atlantiques. Im Mittelpunkt stehe der Erfahrungsaustausch, da die beiden Regionen einige Ähnlichkeiten hätten. Die Angrenzung zu anderen Staaten, der starke Tourismus und die großen Nationalparks seien in beiden Provinzen ähnlich. Darum sei es vorteilhaft den Austausch zu suchen, um von den Erfahrungen des Anderen zu profitieren.

Auch Pedro Büttenbender, Fakultätsleiter an der Universität Rio Grande do Sul, betonte die Chancen, die eine staatenübergreifende Kooperation biete. Besonders im Dreiländereck, Argentinien, Brasilien und Paraguay, gelänge dies vorbildlich. Die Menschen seien regelrecht „infiziert“ von dem Willen zur Zusammenarbeit. Das sei etwas, was nicht von institutioneller Seite her initiiert werden könne, der Wunsch müsse von der Gesellschaft selbst getragen werden. Er hoffe, dass die Jugend die Integration vorantreibe. Dabei würden gerade die neuen Medien und sozialen Netzwerke eine Chance, Staatsangehörigkeit in den Hintergrund treten zu lassen, bieten. Von der Zusammenarbeit könnten alle Seiten profitieren, gerade auch im wirtschaftlichen Bereich. Als Beispiel für eine wirtschaftlich erfolgreiche Region führte Büttenbender Rio Grande do Sul an. Sie habe es geschafft die Abhängigkeit vom Agrarsektor stark zu verringern. Der Aufbau einer starken Industrie sei der richtige Weg für die Zukunft, bei dem die gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit der Länder eine wichtige Rolle spiele.

Im Anschluss referierten Carlos García Da Rosa, Universitätsprofessor und Vorsitzender der Federación Argentina de Carreras de Comunicación Social, María Inés Palmeiro, Journalistin, ehemalige Kolumnistin bei Agencia ANSA und ehemalige Vorsitzende von Multimedios SAPEM, und Ricardo Torres, Leiter des Radiosenders FM Génesis de Eldorado, über die Rolle der Medien in Politik und Gesellschaft.

„Politik erzeugt Bilder und trifft Entscheidungen zum Wohle der Menschen. Die Medien machen im Prinzip das Gleiche. Sie sorgen für eine solide Informationsbasis und tragen große Verantwortung, während sie die Probleme der Gesellschaft publik machen“, so Da Rosa. Er sieht die Medien als Chance für eine stärkere Demokratisierung. Dieses „Werkzeug“ müsse sich das Volk allerdings zunutze machen. Das zunehmende Medienaufgebot durch moderne Technologien sei aber nicht nur eine Chance, sondern auch eine große Verantwortung und Herausforderung für die Gesellschaft und den Journalismus. Palmeiro pflichtete dem bei. „Jeder Mensch hat die Aufgabe, sich zu informieren!“ Nur so könne es zu einer Mündigkeit im Volk und einer Demokratisierung der Gesellschaft kommen. Journalismus könne nicht objektiv sein, denn es spiele immer die Sicht des Autors mit. Sie sprach sich daher für das Mediengesetz aus und sah dies als weiteren wertvollen Schritt in eine demokratischere Medienlandschaft.

Torres berichtete seinerseits von persönlichen Erfahrungen im Medienbusiness und kam auf die Erfolge zu sprechen, die bereits im Bereich der Vermittlung lokaler Bedürfnisse durch die Medien erzielt wurden.

Im Publikum fand die Ausführung des Expertentrios großen Anklang. Die Fragen der interessierten Zuhörer wollten kaum abreißen und führten den Dialog auf weitreichende Themen. Darunter der bekannte argentinische Jornalist, Kolumnist und Regierungskritiker Jorge Lanata und die regierungsnahe Fernsehsendung „678“.

Nachmittag

Eduardo Kinen, Direktor des Instituts für Staatsangelegenheiten der Katholischen Universität Santa Fe und Mitglied des akademischen Rats von ACEP, sprach am Nachmittag über die politische Parteilandschaft Argentiniens und den Christlichen Humanismus. In seinem Vortrag analysierte er die „Krise der Repräsentation“, in der sich das demokratische Parteinsystem befinde. Seiner Ansicht nach werde heute die politische Integrität von der Gesellschaft infrage gestellt. Hierfür gebe es viele Gründe, darunter Korruption und soziale Exklusion.

Laut Kinen sei die Entwicklung der politischen Parteien, die sich weltweit im 20. Jahrhundert konsolidierten, untrennbar mit der Demokratisierung verbunden. Es gebe viele Definitionen von Parteien, die alle gemeinsam haben, dass eine bestimmte politische Gruppe einen Platz in der Regierung und dem Parlament erreichen will, um so Politiken einzuführen. Alle seien „Organe der Transmission von Interessen“. Auch die Aufgaben der Parteien seien mannigfaltig: das Filtern von Interessen, die Kommunizierung des politischen Willens, die soziale Mobilisierung und Integration, die Rekrutierung politischen Personals, die Erarbeitung von öffentlichen Politiken und die Weiterbildung der Bürger und politischer Eliten. Es gebe auch eine Vielzahl an Parteimodellen, die sich im Laufe der Geschichte veränderten und an die sozialen und lokalen Umstände anpassten. Daher sei es heute in Argentinien besonders schwierig, klare ideologische Linien zu entdecken. Dies trage zum Misstrauen der Gesellschaft bei. Der Christliche Humanismus als Kosmovision und Grundlage des Denkens,könne mit Prinzipien diese Schwachstelle füllen. „Er trägt zur sozialen Inklusion bei“, erklärte Kinen. Die politische Partizipation der Bürger soll zu einer „Politik für alle“ führen. Laut dem Experten stehe hier das Gemeinwohl immer im Mittelpunkt. Konsequenterweise müsse die Zivilgesellschaft gestärkt werden und eine Dezentralisierung der Politik stattfinden. So können die Parteien die „Krise der Repräsentation“ lösen und neu gestärkt aus dieser hervorgehen. Dies sei besonders für die von Fragmentierung und Instabilität geprägten argentinischen Parteien wichtig.

Maximiliano Álvarez, Staatssekretär für Jugend und Sport der Stadt Posadas, und Matías Sebely, Leiter von ACEP Misiones, sprachen danach über die Rolle der Jugend. Sie waren sich einig, dass die Partizipation der Jugend in der Politik gestärkt werden müsse. Sie diskutierten verschiedene Möglichkeiten der Integration der jungen Bevölkerung.

Mit der Vergabe der Teilnehmerzertifikate gingen am Abend zwei lehrreiche Tage im Zeichen des Christlichen Humanismus zu Ende.

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