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Veranstaltungsberichte

CÁTEDRA ADENAUER

LEHRSTUHL KONRAD ADENAUER - CHRISTLICHER HUMANISMUS UND SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V., das Centro de Estudios Estratégicos in Misiones (CEEM) und die Asociación Civil Estudios Populares (ACEP) eröffneten am 13. November die Cátedra Konrad Adenauer 2013 in Posadas.

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In der Begrüßungsrede wurden die Ziele und Vision der Cátedra vorgestellt. Es solle Raum für Debatten und Diskussionen über aktuelle Geschehnisse in unterschiedlichen Bereichen der Politik, der Wissenschaft und der Wirtschaft geschaffen werden. Die Cátedra folgt den Prinzipien des Christlichen Humanismus und soll das Modell der Sozialen Marktwirtschaft in Argentinien bekannt machen. „Wir geben den 90 Teilnehmern die Chance sich weiterzubilden, Wissen, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen“, betonten Carlos Rizzuti, der Vizepräsident von ACEP und Matias Sebely, Direktor von ACEP in Misiones. Dr. Kristin Wesemann, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. sprach aus, wie sehr sie sich auf die kommenden zwei Tage freue. Es sei außerordentlich wichtig, sich Zeit zu nehmen, um sich weiterzubilden und seinen Horizont zu erweitern. Cecilia Catherine Britto, Leiterin des CEEM in Misiones, bemerkte wie viel Institutionen durch Zusammenarbeit voneinander lernen können. Alle Redner waren sich darüber einig, dass der Föderalismus in Argentinien zu stärken sei. Die Provinzen sollen  an Eigenständigkeit gewinnen und die individuellen Bedürfnissen im Hinblick auf das Kollektiv nicht aus den Augen verlieren.

Im Anschluss hielten Dr. Javier Antonietti, Leiter der Red de Desarrollo Político, und Daniel Arroyo, ehemaliger Minister für Soziales und Entwicklung, einen Vortrag über die Sozialpolitik in Argentinien und die Chancen die die Soziale Marktwirtschaft biete. Die Jugend solle nicht nur akademische Ausbildung erhalten, sondern auch durch Praxiserfahren ihr Fühurngspotential stärken. Dies sei der Schlüssel für Veränderung und Entwicklung, so Antonietti. Sozialpolitik müsse mit der Zeit gehen und dynamisch sein. Demokratie, Entwicklung und die Achtung der menschlichen Würde seien drei grundlegende Werte, die in die Sozialpolitik Eingang finden sollen. „Was bedeutet das konkret für uns?“, fragte Antonietti das Publikum. Argentinien müsse viele Dinge überdenken. Es müssten ethische, nachhaltige und verantwortungsbewusste Konzepte entwickelt werden. Dies betreffe den Staat, die Wirtschaft, die Wissenschaft, den Arbeitsmarkt, die Sozialpolitik, die Demokratie und auch die Familie. Dafür brauche es innovative und aktive Menschen, die dabei die Moral und das Soziale nicht außer Acht lassen. Nur so  so könne sich die Wirtschaft weiterentwickeln, so der Experte. Es sei besonders wichtig, die Ausgeschlossenen der Gesellschaft zu integrieren und familienorientierter zu sein. So könne die Armut bekämpft werden. Neue Formen von Arbeit müssten in den Programmen berücksichtigt werden, die Demokratie müsse gestärkt werden, das Bildungssystem müsse kontinuierlicher sein und die gesamte Familie umfassen.

Daniel Arroyo begann seinen Vortrag mit einem kurzen Überblick der Geschichte der Demokratie und der Sozialmarktwirtschaft Argentiniens. Die Situation seit der Krise 2001/2 habe sich verbessert, jedoch habe das Land noch immer mit vielen Problemen dieser Zeit zu kämpfen. Dazu zähle die teilweise gravierende Armut, vor allem auch im Norden Argentiniens. Informelle Arbeitsverhältnisse und Schwarzarbeit entstehen durch unklare Arbeitsbedingungen, so der Experte. Ein zentrales Problem sei hier auch die fehlende Zugang zu Krediten für Kleinunternehmen. Die soziale Schere zwischen Arm und Reich habe sich geweitet. Frauen und Jugendliche seien verstärkt von den wachsenden Ungleichheiten betroffen, hob Arroyo hervor. Den Jugendlichen, die weder arbeiten noch studieren, fehle es an Kontinuität und einem Tagesablauf, was sich wiederum negativ auf die Jugendarbeitslosigkeitquote, die Gewaltbereitschaft und den Drogenkonsum und -handel auswirke. Ein duales Schulsystem wie in Deutschland, das einerseits die akademische Laufbahn, andererseits auch die praktische Berufserfahrung fördere, sei hier ein guter Ansatz. Es gebe zwar gute Ideen und Lösungsvorschläge, jedoch müsse man diese konzentrieren und zentralisieren, so der Experte. In Argentinien gäbe es viele Ideen, an der Umsetzung liege das Problem. Ganz Lateinamerika, nicht nur Argentinien, kämpfe mit denselben Problemen. Die Herausforderung sei aktiv zu sein und Veränderungen in die Wege zu leiten.  Die politische Elite müsse an die nächste Generation denken und Programme für eine bessere Zukunft entwickeln.

Den Vorträgen von den beiden Experten folgte eine Fragerunde, in der die Zuschauer ihr Interesse an der Sozialpolitik und der Sozialen Marktwirtschaft ausdrückten. Wie man gegen die Korruption vorgehen und die Gewalt gegen Frauen und Kindern mindern könne waren unter anderem Fragen der engagierten Teilnehmer. Man merkte den Zuhörern an, dass der Vortrag ein Thema ansprach, das das Publikum zu Fragen anregte.

Emilio Graglia, Mitglied des akademischen Rats von ACEP, hielt anschließend einen Vortrag über die Prinzipien des Christlichen Humanismus in der Politik. „Man weiß, was die Prinzipien des Christlichen Humanismus sind. Aber wie wendet man diese wirklich an?“, fragte der Experte die Teilnehmer. Man könne Humanist sein ohne Christ zu sein. Jedoch nicht Christ ohne Humanist zu sein. Die Werte des Humanismus stehen und fallen nicht mit der Religion. Kurz, Christlicher Humanismus bedeute nicht Katholizismus. „Jeder Mensch ist es wert mit Würde behandelt zu werden. Man kann kein Christ sein, ohne die Rechte der Schwächeren zu verteidigen und einzufordern,“ sagte das Mitglied des akademischen Rats von ACEP. Zudem erklärte er die fundamentalen Werte des Christlichen Humanismus, zu denen Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit und die Nächstenliebe gehören. Auch in der Politik sollen diese Werte beachtet und angewendet werden. Die Werte seien voneinander abhängig und tragen zusammen zum Gemeinwohl der Gesellschaft bei. Jedoch sei die Umsetzung des Christlichen Humanismus nicht immer leicht. Die Werte müssten nicht nur vorgeprediegt, sondern auch vorgelebt werden, appelierte Graglia. „Aber wer sagt schon, dass es einfach ist ein Christ zu sein. Es ist ein Weg, den man immer weiter gehen muss, und kein Punkt an dem man ankommt. Der Weg ist das Ziel“.

Graglia beantwortete im Anschluss an seinen Vortrag Fragen aus dem Publikum. „Wo bleiben die Werte des Christlichen Humanismus in der Finanzkrise?“, fragte ein interessierter Teilnehmer. Der Experte antwortete, dass während der Krise 2001/02 Argentinien die schlimmste und die beste Zeit seit langem durchlief. „In dieser Zeit hat man den Zusammenhalt der Leute gespührt, das war bewundernswert und hat die Menschlichkeit der Argentinier bewiesen.“

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