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Der Preis der sozialen Ungleichheit

Forum zur Zukunft Argentiniens

Die Vereinigung der Freunde der Konrad-Adenauer-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien haben am 25. Juni zum zweiten politischen Forum in diesem Jahr eingeladen. Redner war Fernando Galmarini, ehemaliger peronistischer Abgeordneter und Minister unter Präsident Eduardo Duhalde. Im Zentrum der Debatte standen die im Oktober anstehende Parlamentswahl in Argentinien und die Probleme, welche die wachsende Kluft zwischen arm und reich mit sich bringen.

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Heute leben 30 Prozent der Argentinier in Armut. Sie haben keinen ausreichenden Zugang zu Grundnahrungsmitteln, Grundbildung und Gesundheitsversorgung. Die Einkommen innerhalb der Gesellschaft sind zudem sehr ungleich verteilt, wie der Gini – Koeffizient von 0,45 belegt. Je näher der Gini-Koeffizient an Eins liegt, desto stärker ist die Ungleichverteilung der Einkomemn.

Stellt man einen weltweiten Vergleich an, belegt Argentinien Rang 43 derer Länder mit der höchsten Ungleichverteilung.

„Die wachsende weltweite Ungleichheit, die soziale Ungerechtigkeit, die Verschwendung öffentlicher Gelder und Korruption treiben die jungen Menschen nicht nur in Brasilien auf die Straße“, warnte Galmarini. Der arabische Frühling, die jüngsten Protestwellen in Brasilien und in vielen europäischen Krisenstaaten zeigen deutlich: „Unsere weltweite Jugend ist nicht bereit, eine Politik zu dulden, die nicht dem Bürger, sondern einzig den Geldbörsen der politischen Eliten zugutekommt. Wenn wir die Kluft zwischen arm und reich nicht verringern und Perspektiven schaffen, dann wird sich Argentiniens Gesellschaft noch stärker spalten.“

Seine Reise mit dem Politiker Sergio Massa in die Favelas São Paulos vor einigen Monaten habe ihm gezeigt, dass der Alltag dort von roher Gewalt und extremer Perspektivlosigkeit geprägt sei. Der soziale Aufstieg werde auch in den argentinischen Elendsvierteln, den „Villas Miserias“ schwieriger. Die Menschen würden sozial ausgegerenzt. „Als ich ein Junge war, spielte ich regelmäßig mit Freunden aus der Villa Fußball“, erinnerte sich der Politiker. Heutzutage hätten die Bewohner der Armutssiedlungen kaum noch Kontakt zu den besser gestellten Gesellschaftschichten. „Man traut sich nicht mehr in diese Viertel hinein“, sagte Galmarini. „Trotz der Armut lag damals noch ein Funken Würde in diesen prekären Lebensumständen“. Man hätte zumindest die Chanche auf sozialen Aufstieg gehabt und der Armut entkommen können, so der Politiker. Die Probleme für Argentinien, aber auch für den Rest der Welt lägen darin, den Menschen Perpektiven zu bieten, welche aufgrund der globalen Arbeitsteilung und der technischen Revolution schwieriger Arbeit finden würden, da es für sie keinen Platz auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt gäbe. Ihre Integration sei eine der größten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Ein vielversprechender peronistischer Kandidat für den Nationalkongress ist Sergio Massa. Der junge Bürgermeister von Tigre, einer 300.000 Einwohner Gemeinde im Norden von Buenos Aires, und ehemaliger Kabinettschef von Christina Kirchner wird in den Augen von Fernando Galmarini frischen Wind in die politische Landschaft bringen und sich ebendiesen Herausforderungen stellen. Ähnliches zeigen aktuelle Umfragewerte, die Massas „Frente Renovador“ deutlich vor den anderen Parteien sehen.

Das Wahljahr 2015 wird laut Galmarini nicht nur eine neue Regierung und einen neuen Präsidenten bringen, sondern Argnetinies Rolle in der internationalen Staatengemeinschaft stärken. Argentinien sei auf diese angewiesen. Die Wahl für sich zu gewinnen, sei allerdings nicht die größte Herausforderung der Parteien. Weitaus schwieriger sei es, die Parteien umzustrukturieren und den Bürgern Alternativen, Sicherheit und Identität zu bieten. Die Spaltung der peronistischen Bewegung spiegle wieder, wie zerklüftet die argentinische Parteienlandschaft und das Volk seien. „Der Peronismus ist jedoch nur überlebensfähig, wenn wir es schaffen, eine nationale Einheit zu werden,“ betonte Galmarini. Er hoffe, dass es einer neuen Regierung gelingen werde, den Peronismus zusammenzuführen: „Wir Argentinier müssen über politische und soziale Gegensätze hinweg lernen, an einem Strang zu ziehen, um unsere Nation zu stärken“. Der Ausbau bi- und multinationaler Kooperationen spiele hierbei eine Schlüsselrolle. Gerade die Zusammenarbeit auf dem eigenen Kontinent und mit den Nachbarstaaten müsse verstärkt angegangen werden. „Nur gemeinsam können wir gegenüber den aufstrebenden Industrie- und Schwellenländern wie China und Indien auf lange Sicht wettbewerbsfähiger werden“, sagte er. Eine starke Demokratie biete hierfür die Grundlage, betonte Galmarini und bedankte sich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien für ihr Engagement und ihren Beitrag zur Förderung der Demokratie.

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Olaf Jacob

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Leiter des Auslandsbüros Chile

olaf.jacob@kas.de +56 22 234 20 89
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9. April 2013
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