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Veranstaltungsberichte

FIEL - Jahreskonferenz 2013

von Dr. Kristin Wesemann

Ein Ausblick auf die Entwicklung der globalen und nationalen Wirtschaft

Die Fundación de Investigaciones Económicas Latinoamericanas (FIEL) richtete am 12. November 2013 unter Beteiligung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Argentinien ihre alljährliche Konferenz aus. Globale und nationale Wirtschaftsperspektiven standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

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Unabhängige wirtschaftliche Studien über die ökonomische Realität Lateinamerikas sind nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Politik von hoher Wichtigkeit. Dies trifft besonders auf ein Land wie Argentinien zu, in dem die öffentlichen Statistiken nicht immer vertrauenswert sind und die aktuelle Regierung eine große Einflussnahme auf das nationale Statistikinstitut nimmt. Seit 46 Jahren veröffentlicht FIEL als unabhängige Organisation seriöse und hochwertige wirtschaftliche Studien.

Zu Beginn der Veranstaltung sprach Santiago Levy, Ökonom und Vizepräsident der Internationalen Entwicklungsbank, über die Sozialpolitik in Lateinamerika. Seine Analyse der letzten zehn Jahre zeigt ein geteiltes Bild. Nach Levy kam es einerseits zu einem Rückgang der Armut und der Ungleichheit in Lateinamerika. Andererseits ist die Produktivität der Region im internationalen Vergleich gesunken.

Besonders im Vergleich mit Asien und den Vereinigten Staaten von Amerika habe Lateinamerika in den vergangenen zehn Jahren an Konkurrenzfähigkeit verloren. Das bedeutet, dass es zunehmend schwieriger werde, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Die Gründe für diese unerwünschte Entwicklung liegen nicht an fehlenden Investitionen oder weniger geleisteten Arbeitsstunden, sondern an der Divergenz im Pro-Kopf Einkommen und dem Fehlen an qualifiziertem Humankapital.

Hier stelle sich die Frage, welchen Beitrag die Sozialpolitik zur Produktivität leisten könne. Levy hob an dieser Stelle die Rolle der Bildung des Humankapitals hervor. Er zeigte auf, dass das Problem im Bildungssektor nicht an zu geringen Ausgaben für der Qualität der Bildung liege. Zudem sei, so Levy, die Frage der sozialen Absicherung zu berücksichtigen. Diese sei in Lateinamerika sehr niedrig – lediglich 45 Prozent der Gesamtbevölkerung der Region sei sozial abgesichert. Er analysierte die unerwünschten Nebenwirkungen der Sozialprogramme. Die in Lateinamerika sehr beliebten transferencias condicionadas (Sozialausgaben, die an gewisse Konditionen gebunden sind) können nach Levys Analysen eine negative Auswirkung auf die Gesamtperformance der Volkswirtschaften haben. Statt einen Beitrag zu Wettbewerbsfähigkeit zu leisten, würden diese informelle Arbeit stützen: „Man subventioniert die Informalität“ fasste Levy zusammen. Ihr Einfluss auf die Produktivität müsse untersucht werden.

Für die Zukunft sieht er drei große Herausforderungen: die Erhöhung der Produktivität der Ökonomien, die Stärkung des Binnenmarktes und den Anstieg der Sparquoten.

Federico Sturzenegger, derzeit Präsident der Banco Ciudad und ab dem 10. Dezember nationaler Abgeordneter von PRO, ging in seinem Kommentar auf die aktuelle Situation in Argentinien ein. Er klärte, dass das Land im lateinamerikanischen Vergleich weniger Fortschritte bei der Reduzierung der Armut und der Ungleichheit mache. Auch Bildung sei eine der wichtigsten Drehschrauben für die Gestaltung einer besseren Zukunft. Sturzenegger hob hervor, dass in Argentinien vor allem die Qualität des Lehrerschaft gehoben werden müsse. Der politische Klientelismus in Bildungssektor sei die Grundlage dieses Problems. Für Argentinien erkannte er drei Schüssel, die zum (wirtschaftlichen) Erfolg führen sollen: Innovation, Wettbewerb und Chancengleichheit. Der Staat habe diese Prinzipien zu schützen.

Guillermo Mondino, Vorstand der Forschungsabteilung für Emerging Markets bei Citibank, und Alberto Ramos, Lateinamerikaforscher bei Goldman Sachs, gaben einen Einblick in aufstrebende Märkte außerhalb und innerhalb Lateinamerikas. Guillermo Mondino erklärte, dass der globale Rahmen sich veränderte. Die Globalisierung treibe den Handel nicht mehr sonderlich voran. Dadurch nahm der Binnenkonsum an Wichtigkeit zu. Zudem greife der Staat seit der globalen Wirtschaftskrise über expansive Finanz- und Währungspolitik vermehrt in den Markt ein. Der Wirtschaftsexperte ging im Anschluss auf die wirtschaftliche Situation Chinas ein. Die Prognosen seien besser als die Realität. Das Land erlebe ein geringes wirtschaftliches Wachstum und die Stabilität des Systems werde schwächer. Er fasste zusammen: „ Die Staatsverschuldung steigt immens an, die politische Lage ist komplexer, es gibt ideologische Beschränkungen und Einschränkungen für den Handel. China muss seine Arbeitskraft mobilisieren.“

Im Anschluss sprach Alberto Ramos. In seinem Vortrag identifizierte er konjunkturelle und strukturelle Veränderungen als Ursache für globale Entwicklungen. Nach Ramos haben sich Chile, Mexiko und Brasilien mittlerweile gut von der Krise erholt und können heute eine stabile Inflationsrate aufweisen. Hingegen habe Venezuela mit steigenden Lebensmittelpreisen zu kämpfen. Die Inflationsrate sei höher als offiziell angegeben. Auch Argentinien stehe vor demselben Problem. Gut ausgebildetes Humankapital sei der Schlüssel für einen Ausweg. Man müsse auf Bildung und Ausbildung setzen um Wachstum voranzutreiben, so der Experte.

In der zweiten Expertenrunde der Veranstaltung ehrten Miguel Ángel, Direktor der Estudio Económico-Financiero Broda, Juan Carlos de Pablo, wirtschaftlicher Berater, Juan Mario Jorrat, Professor für Wirtschaft an der Universität Nacional de Tucumán und Enrique Szewach, Lateinamerikaanalyst, Abel Viglione, den ehemaligen Wirtschaftsvorsitzenden von FIEL. Themen waren hierbei die US-Finanzkrise, die Konjunktur und Dynamik Argentiniens.

Die Veranstaltung schloss Carlos Pagni, politischer Analyst, mit einem Vortrag über das politische Panorama Argentiniens ab. Im Anschluss stellten die zahlreichen Teilnehmer noch Fragen an den Experten, der diese umfangreich beantwortete.

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