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Veranstaltungsberichte

Gegen das Vergessen

Zeitzeugengespräch mit einer Holocaustüberlebenden

Am 14. April 2014 organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. ein Zeitzeugengespräch zwischen der ungarischen Holocaustüberlebenden Catalina Hantos de Kertesz und den Studierenden der Universidad Austral in Pilar.

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„Zeitzeugengespräche helfen den Jugendlichen Geschichte zu verstehen und sie anzufassen“, leitete Lidia Assorati den Vortrag von Catalina Hantos de Kertesz ein. So könne man ebenso gegen das Vergessen arbeiten und der jungen Generation einen dunklen Abschnitt der europäischen Geschichte näher bringen.

Catalina Hantos de Kertesz wurde 1933 in der ungarischen Hauptstadt Budapest im Schoß einer Intelektuellenfamilie geboren. Ihr Vater studierte in Wien Chemie und arbeitete danach in einem großen budapester Unternehmen. Mit der jüdischen Religion kam sie durch ihren Großvater in Berührung. Er nahm sie als Kind manchmal in die Synagoge mit, wurde jedoch vom Rabbiner gebeten, sie besser zu Hause zu lassen. „Wieso? Da ich immer mit den anderen tratschen wollte, und so die Messe störte“ erzählte Catalina Hantos schmunzelnd. Doch Hantos Leben wandelte sich komplett mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn im Sommer 1944. Ab diesem Zeitpunkt musste sie nicht nur den gelben „Judenstern“ tragen, sondern auch die strengen Ausgangzeiten beachten. „Unser Leben reduzierte sich rasend schnell. Sie zeigten uns, dass wir nicht gleichwertig waren“, erinnerte sich die Zeitzeugin. Nach einigen Wochen musste die Familie auch aus ihrer Wohnung und in eines der Ghettos der Stadt ziehen. Die Eltern schafften es jedoch der Familie gefälschte Dokumente zu besorgen. So wurde das Mädchen unter dem Namen Catalina Horwath in eine Klosterschule geschickt. Die Nonnen wussten von der falschen Identität ihrer neuen Schülerin und setzten alles daran das 11-jährige Mädchen vor der Verfolgung zu schützen. Mit vielen Emotionen schilderte sie, wie die Nonnen ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, um das im Kloster versteckte jüdische Mädchen zu retten. Auch ihre Eltern konnten dem Konzentrationslager entkommen und waren während der Besetzung unter falschen Dokumenten als Fabriksarbeiter und Kutscher beschäftigt. Doch nach der deutschen Diktatur kam eine neue – die des Kommunismus. Die Familie entschied sich das Land zu verlassen.

Nach dem Ende des Krieges emigrierte die Familie nach Argentinien. Die damals 15-jährige Catalina Hantos kam 1948 an. Die Emigration fiel der Familie aber nicht leicht. Im Gegenzug für die Reisepässe musste sie ihr Haus in Budapest aufgeben. Angekommen im Land habe sich die Familie aber schnell eingelebt. Mit einem Lächeln auf den Lippen erklärte sie: „Argentinien ist ein einzigartiges Land und die Argentinier sind überaus herzlich.“ Nie habe sie darüber nachgedacht, wieder zurück nach Ungarn zu gehen. „Ich bin mehr Argentinierin als Ungarin“, sagt sie heute.

Die Studierenden hatten viele Fragen an die Zeitzeugin und wollten mehr über ihre Jugend in Ungarn und ihr neues Leben in Argentinien erfahren. Nach dem Vortrag verabschiedeten sich alle herzlich.

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