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Im Kampf gegen die aktuelle Armut in Argentinien

von Marten Neelsen

Diagnose und Herausforderungen

Armut und ihre Folgen sind Themen, die zunehmend in den Fokus von Politik und Wirtschaft rücken. Um diese Entwicklung weiter zu stärken hat die Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen mit der Katholischen Universität Argentiniens (UCA) am 24. April 2013 eine Diskussionsrunde organisiert. Unter dem Titel „Diagnose und Herausforderungen für den Kampf gegen die aktuelle Armut in Argentinien“ diskutierten Ann Mitchell, Horacio Cristiani und Daniel Arroyo die aktuelle Lage und Maßnahmen, die ergriffen werden könnten.

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Das spanische Wort „Villa“, welches Wörterbücher mit Kleinstadt übersetzen, ist Argentinien ein Synonym für Armut und Elend. Und das obwohl auch Bade- und Urlaubsorte den Ortsbeinamen tragen. Denn ausgeschrieben spricht man von einer „villa miseria“ – das Elendsviertel. Jede größere Stadt Argentiniens blickt auf Villas innerhalb oder vor ihrer Grenze. Rosario hat als drittgrößte Stadt des Landes alleine mindestens fünf und Córdoba als zweitgrößte mindestens sechs, wenn nicht mehr. Die Hauptstadt Buenos Aires hingegen hat in ihrem Großraum ganze 21 Villas. Viele Touristen stoßen schon bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt auf das „Villa 31“, da es direkt hinter dem großen Bahnhof Retiro liegt. Keine 15 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt. Villas lassen sich in etwa mit den Favelas in Rio de Janeiro vergleichen. In ihrer Not leben die Menschen, oftmals ganze Familien mit Kleinkindern, in notdürftig zusammengezimmerten Unterkünften.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien hat in ihren jüngsten Veranstaltungen schon öfter auf die Situation der armen Bevölkerung aufmerksam gemacht. Sei es durch die Veranstaltungsreihe über Sicherheitspolitik, den Vortrag des Abgeordneten Francisco de Narváez oder das 2. Forum der Fundación ACDE. Armut und ihre Folgen sind Themen, die zunehmend in den Fokus von Politik und Wirtschaft rücken. Um diese Entwicklung weiter zu stärken, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen mit der Katholischen Universität Argentiniens (UCA) am 24. April 2013 eine Diskussionsrunde organisiert. Unter dem Titel „Diagnose und Herausforderungen für den Kampf gegen die aktuelle Armut in Argentinien“ diskutierten Ann Mitchell, Horacio Cristiani und Daniel Arroyo die aktuelle Lage und Maßnahmen, die ergriffen wurden und werden könnten.

Das Wachstum der Villas

Ann Mitchell ist Professorin an der UCA und erforscht dort die Armut in Argentinien. Sie hat daher schon öfters Villas besucht und Daten gesammelt. „Die Anzahl der Menschen, die in den Armutsvierteln rund um Buenos Aires leben, hat sich in den vergangegen 20 Jahren mehr als verdreifacht“, sagte Mitchell und zeigte auf ein Diagramm mit Daten aus den Villas. So lebten 2010 163.000 Menschen in Elendsviertel – mehr als dreimal so viele wie 1991 (52.000). Es erschien die nächste Folie, die zeigte, dass viele Menschen in den Elendsvierteln keinen Zugang zu ausgebauten sanitären Anlagen, medizinischer Versorgung oder Bildung haben. „Viele haben die Schulausbildung nie abgeschlossen“, sagte Mitchell. Die Zustände in den Vierteln erscheinen alarmierend – vor allem Sicherheit sei ein Problem – denn sie existiere nicht.

Bau- und Arbeitsprojekte

Der Präsident der Caritas in Argentinien, Haoracio Cristiani, kennt die Probleme, der sich das katholische Hilfswerk tagtäglich stellt. „Generell versuchen wir, mit Arbeitvermittlungs- und Bauprojekten zu helfen“, sagte Cristiani. In sieben verschiedenen Provinzen habe man bisher 22 Projekte auf den Weg gebracht, um vor allem Jugendlichen Arbeit zu vermitteln. In seiner Präsentation zitierte Cristiani die Doktorin Gisell Cogliandro, die zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. an einer regelmäßigen Zusammenfassung der Sozialausgaben arbeitet. „Gemäß dem argentinischen Zensus von 2012 existieren 2,1 Millionen Haushalte in misslichen Situationen und 2,9 Millionen, die stark überfüllt bewohnt werden.“ Deshalb habe die Caritas reagiert und mehr als 3713 Wohnungen gebaut. „Vor allem die Globalisierung liefert uns ein neues Gesicht der Armut.“ Die Liste der Folgen sei lang: Aids, Gewalt, Vergiftungen durch Umweltschäden, Drogen, Kinderprostitution, Kinderarbeit, Arbeitslosigkeit, Analphabetismus etc.

Staatliche Unterstützung

Der ehemalige Minister für soziale Entwicklung der Provinz Buenos Aires, Daniel Arroyo, setzt sich schon lange für die Belange der arbeitslosen Jugend in Argentinien ein. Die Armut ist ihm oft begegnet – und sie tut es bis heute. „Wer in Armut geboren wird, kommt dort nicht so einfach heraus. Die Eltern sind arm geboren worden, die Großeltern sind arm geboren worden, die Kinder werden dann auch in Armut geboren.“ Arroyo sprach bereits bei dem Encuentro Escobar sehr bewegt über die Situation im Land. Ähnlich wie damals gestikulierte er nun auch wieder bestimmt, während er seinen Vortrag hielt. Viele Bewohner der Villas seien abgeschnitten vom Rest der Gesellschaft. Es fehle der Zugang zu Bildung, Medizin und dem Sozialwesen. Die Ausgaben des Staatshaushalts müssten grundlegend überarbeitet werden. Mit sozialen Projekten und Reformen könnte man dann die arme Bevölkerung wieder integrieren.

Die Villas sind ein Synonym für Armut in Argentinien – und decken sie doch nur teilweise ab.

„Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung leben in Armut“, sagte Arroyo. „Man werfe nur einen Blick in die Provinzen des Nordens, in die Provinzen des Nordostens.“ Dies zu ändern sei freilich ein Auftrag fürs ganze Land.

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