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Veranstaltungsberichte

Impulse für den Mercosur

Aufschwung oder das Ende eines gemeinsamen Traums?

Die Wirtschaftsgemeinschaft Gemeinsamer Markt Südamerikas (Mercosur) steckt in der Krise. Das Bündnis, das die Demokratie stärken und die wirtschaftliche Öffnung der Region vorantreiben sollte, leidet darunter, dass sich ihre zwei größten Mitgliedsstaaten gegensätzlich entwickeln. Aus diesem Anlass haben die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Stiftung Pensar am 29. November 2012 zum Seminar „Impulse für den Mercosur“ in die Banco Ciudad eingeladen, um sich über die Perspektiven der 1991 gegründeten Gemeinschaft zu beraten.

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Träumt Brasilien nicht mehr vom Mercosur und blickt nun Richtung Asien? Hat das ehemals gemeinsame Ziel von Demokratie und der wirtschaftlichen und politischen Integration der Region an Bedeutung verloren?

Die Vortragenden, argentinische und brasilianische Experten, nutzten das Seminar um eifrig Ideen auszutauschen. Die konkreten Fragen waren: Wo steht der Mercosur und wo steht der Integrationsprozess Argentiniens mit Brasilien? Dass diese beiden Fragen nicht zu trennen sind, machte Julio Berlinski, Professor an der Universität Torcuato di Tella deutlich: „Die Agenda des Mercosur ist die Brasiliens.“ Dante Sica, Mitarbeiter beim Wirtschaftsmagazin ABECEB, sagte: „Mit Brasiliens Aufstieg zur Wirtschaftsmacht und seinem Engagement in anderen Regionen der Welt wachse die Verantwortung für Argentinien gewaltig, eine Agenda für den Mercosur voranzutreiben.“ Es müsse den Part des großen Nachbarn gewissermaßen mit übernehmen. Doch Argentinien schirmt sich ab und setzt auf Protektionismus.

Was im Laufe des Seminars deutlich wurde: Ein gemeinsames Programm festzulegen, ist verhältnismäßig einfach – vor allem dann, wenn man die Situation als Außenstehender betrachtet. Ziele sind schnell zu verkünden. Die Fachleute beider Länder waren sich einig, dass Bereiche wie Infrastruktur, Transport, Handel, Bildung, Energie und Umwelt an oberster Stelle stehen müssten.

Doch die Realität zeigt, dass die Umsetzung weitaus problematischer ist. Die Mitgliedsländer des Mercosur sind aktuell weit entfernt von einer gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung – und sie haben noch nicht einmal eine strategische Vision, die sie verbindet.

Was dem Mercosur fehle, sei der Konsens zwischen den Mitgliedsländern, strategische Ziele und gefestigte Institutionen, die die „Spielregeln“ festlegen würden. Luciano Laspina, Chef-Volkswirt der Banco Ciudad, sah die aktuelle Lage sehr pessimistisch: „Der gemeinsame Markt hört auf zu existieren“. Über Argentinien sagte er, dass das Land auf dem Weg sei, seine Wettbewerbsfähigkeit komplett zu verlieren. Julio Berlinski fügte hinzu: „Nur wenn Argentinien sein „Zuhause ordnet“ und aus seiner defensiven Position herauskommt, gibt es die Möglichkeit auch innerhalb des Mercosur eine vorantreibende Rolle zu spielen“.

Optimistischer in die Zukunft sah Ricardo Negri, Direktor des Bereichs Forschung und Entwicklung von AACREA (Asociación Argentina de Consorcios Regionales de Experimentación Agrícola): „Die Beziehung zwischen den Mitgliedsländern ist wie die von Brüdern. Es kann Probleme geben, aber man teilt dieselben Werte, hat eine ähnliche Entwicklung mitgemacht.“ Man müsse in die Zukunft schauen und nicht in die Vergangenheit: „Die Welt braucht uns, sie braucht uns organisiert, strukturiert und vertrauenswürdig.“ Er fügte hinzu, dass die Region ein gutes Gleichgewicht zwischen natürlichen Ressourcen, Humankapital und Wissen mitbringe, um dieses Ziel zu erreichen. Ein Hoffnungsschimmer.

Federico Sturzenegger, Moderator während des Seminars und Sekretär für den Bereich Internationale Beziehungen der Partei Pro betonte abschließend: „Es ist ein Problem des Träumens. Brasilien träumt nicht mehr vom Mercosur. Wenn die Mystik verloren geht, wird es schwierig.“

Der Präsident der Stiftung Pensar und Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit der Stadt Buenos Aires, Francisco Cabrera, sprach die Abschlussrede und wies noch mal darauf hin, dass man den Mercosur als eine Plattform begreifen müsse, um sich der Welt zu öffnen und nicht, um sich vor ihr zu schützen.

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