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Veranstaltungsberichte

In welche Richtung steuert die Demokratie?

von Dr. Kristin Wesemann

Seminar der Reihe "Wirtschaft und Politik"

Die gemeinsame Seminarreihe „Wirtschaft und Politik“, organisiert durch die Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. und die katholische Universität Argentiniens (UCA), findet jeden ersten und letzten Mittwoch im Monat statt. Das Institut für internationale Beziehungen und die Fakultät für Wirtschaft luden in diesem Zuge am 07.August 2013 zum Thema „Demokratie unter populistischer Führung - Gefährdung politischer Institutionen?“ ein.

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Moderne Demokratien sind durch politische Einrichtungen geprägt, die Rechtstaatlichkeit, politische Partizipation und Pressefreiheit garantieren. In welche Richtung bewegt sich die Demokratie in Argentinien und welche Rolle spielen Institutionen? Diesen Fragen widmeten sich die Redner und Teilnehmer des Seminars.

Eröffnet hat das Seminar Eduardo Arraiza, Professor für Politikwissenschaften an der UCA.

Demokratie funktioniert im Dialog

Für Dr. Enrique Aguilar, Professor für Politikwissenschaften, funktioniert Demokratie nur im Dialog. „Der Mensch, der hinterfragt, ist Basis jeder Demokratie“, stellte er fest. Obwohl Argentinien sich in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich weiterentwickelt habe, lasteten einige Probleme auf dem Land. Die wachsende Inflationsrate und die anhaltende Korruption sind nach Aguilar die größten Sorgen Argentiniens. „Korruption ist weder links noch rechts, es handelt sich um ein generelles Problem der Gesellschaft“, so Aguilar.

Die Toleranz einer Gesellschaft müsse hinterfragt werden und es gelte auch, die Akzeptanz gegenüber der Regierung zu überprüfen. Die Basis einer sittenlosen Politik sei die Gesellschaft. „Es betrifft uns alle“, sagte Aguilar, der sich mehr Solidarität wünscht.

In welche Richtung steuert die Demokratie? – Diese Frage diskutierte Dr. Mario Serrafero anhand der Unterscheidung von zwei demokratischen Modellen: republikanische Demokratie und populistische Demokratie. Während die republikanische Demokratie die Gewaltenteilung und Transparenz als oberstes Prinzip habe, handele es sich bei der populistischen Demokratie um ein rein strategisches Vorgehen mit dem Ziel der Machtkonzentration. Serrafero betonte: „Argentinien ist ein Land im Wandel und kann keinem der beiden Modelle eindeutig zugeordnet werden.“

Eine fundierte Aufarbeitung des politischen Systems und der Verfassung ist nach Serrafero eine wichtige Grundlage, damit sich Argentinien in eine republikansiche Demokratie entwickele.

Präsentation der Studie "Finanzkrisen, Bürgervertrauen und Demokratiemodelle in Lateinamerika"

Dem schloss sich Lucas González an. In seiner Studie zu Finanzkrisen, Bürgervertrauen und Demokratiemodellen in Lateinamerika zeigte er, dass unter schlechten wirtschaftlichen Bedingungen Bürger einer republikanischen Demokratie wesentlich mehr Vertrauen in die Politik haben und sich sicherer fühlen als Bürger einer populistischen Demokratie. Orientiert hat er sich bei seiner Arbeit an Erkenntnissen des international renommierten Politikwissenschaftlers Guillermo O’Donnell, der in diesem Bereich wichtige Grundsteine legte. Für González sind die Machtbalance sowie die offene Kommunikation und Rechenschaft einer Regierung ausschlaggebend für das Bürgervertrauen und die Sicherheit im Land.

Für ihn ist klar: Um wirtschaftliche Entwicklungen weiter zu fördern und mehr Sicherheit im Land herzustellen, braucht es eine klar strukturierte Gewaltenteilung und die Struktur eines Rechtsstaates.

Das junge Publikum diskutierte im Anschluss interessiert mit den Experten. Ein Student betonte die Wichtigkeit der staatlichen Institutionen für die Gesellschaft und fragte inwieweit ein Dialog zwischen den zwei Demokratieformen möglich sei.

„Einen Dialog herzustellen und zu pflegen, ist nicht einfach, aber unerlässlich für politische Entwicklungen in unserem Land“, so Serrafero.

Am Mittwoch, 29.08.13 findet das nächste Seminar zum Thema „antizyklische Makroökonomie“ statt – Studenten und Studentinnen der UCA sind herzlich eingeladen.

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