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Veranstaltungsberichte

Intelligente Aufhebung des Lockdowns

Zwischen dem 9. Juni und 17. Juli 2020 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Hacemos“ eine Veranstaltungsreihe über die Aufhebung der am 20. März etablierten verpflichtenden sozialen Isolierung in Argentinien, die in einigen Teilen des Landes bis heute andauert.

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Der ehemalige Minister für Medien, Hernán Lombardi, eröffnete die Veranstaltungsreihe am 9. Juni gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Pinamar, Martín Yeza. Beide stimmten darin überein, dass die Einführung des Lockdowns erforderlich war, um eine Überlastung des Gesundheitssystems aufgrund der unkontrollierten Verbreitung des Coronavirus‘ vorzubeugen. Angesichts der hohen Anzahl der informell Beschäftigten, müssten jedoch Maßnahmen getroffen werden, die ein Gleichgewicht zwischen Vorbeugung, Einkommenssicherung und Freizügigkeit herstellten. Herr Yeza unterstrich in diesem Zusammenhang die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Tourismus, die Mobilität und die Nutzung des öffentlichen Raums. Ferner ging er auf die Auswirkungen derselben auf die Ernährungssicherheit und das Bildungswesen ein. Seiner Ansicht nach sei die Zusammenarbeit der verschiedenen Regierungsebenen und Sektoren unabdingbar, um die gegenwärtige Krise zu überwinden.

Das zweite Onlineseminar vom 20. Juni fokussierte sich auf die Arbeitspolitik im Rahmen der Pandemie in vergleichender Perspektive. Hierbei referierten Sebastián Merle, Berater für Internationale Beziehungen der deutschen Bundesagentur für Arbeit, und der ehemalige argentinische Arbeitsminister, Lucas Fernández Aparicio, über die jeweiligen Maßnahmen ihres Landes. Herr Merle erklärte die Funktionsweise des Kurzarbeitergeldes, der staatlichen Umschulungen und Weiterbildungen und stellte die Übergangsregelung der Agentur vor. Herr Aparicio ging auf die seiner Meinung nach notwendigen Reformen des argentinischen Sozialversicherungs-, Steuer- und Bildungssystems ein. Dabei hob er insbesondere die Rolle der Jugendlichen und Frauen hervor.

Beim dritten Treffen am 1. Juli referierte der ehemalige Bildungsminister Alejandro Finocchiaro über die Auswirkungen des Lockdowns auf das argentinische Bildungssystem. Ihm zufolge habe die Pandemie ermöglicht, dass mehr Technologien bei der Lehre zum Einsatz kämen. Angesichts der defizitären Infrastruktur habe dies jedoch gleichzeitig die sozialen Ungleichheiten verschärft, da nicht alle Schüler und Studierende über einen Internetanschluss oder eigenen Computer verfügten. Daher sollte seiner Meinung nach die persönliche Lehre, unter Berücksichtigung der gesundheitspolitischen Vorschriften, sobald wie möglich wiederaufgenommen werden. Zudem müssten die Lehrpläne für das verbleibende und kommende Jahr angepasst werden. Darüber hinaus unterstrich er, dass die Leistung mehr geschätzt, die Lehrbücher desideologisiert, das kritische Denken gefördert und die Schüler für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt besser vorbereitet werden sollten.

Der ehemalige Staatsekretär für Wirtschaftspolitik, Sebastián Galiani, und die CEO von Mercer, Cecilia Giordano, sprachen am 10. Juli über die Infektionskontrolle in der Wirtschaft und am Arbeitsplatz. Herr Galiani warnte dabei vor der Zerstörung des argentinischen Wirtschaftssystems, sofern der Lockdown weiterhin anhalten sollte. Auch wenn er grundsätzlich mit der sozialen Isolierung einverstanden sei, hätten seiner Meinung nach die Ansteckungsketten besser verfolgt und mehr Test durchgeführt werden sollen. Frau Giordani nach erfordere die gegenwärtige Situation einen empathischen und verantwortungsbewussten Führungsstil. Zudem beschleunigte ihrer Ansicht nach die Pandemie den durch die vierte industrielle Revolution eingeläuteten Paradigmenwechsel. Angesichts dessen müssten sich die Firmen auf das neue Konsumentenverhalten, die notwendigen Weiterbildungen und Umschulungen ihrer Mitarbeiter sowie auf organisationale Veränderungen einstellen.

Der ehemalige Staatsekretär für Bauplanung, Fernándo Álvarez de Celis, referierte am 17. Juli, dem vorerst letzten Veranstaltungstag, über die Auswirkungen der Pandemie auf die Stadtplanung und –gestaltung. Insbesondere die dichte Besiedelung und die Überlastung des Transportsystems hätten die Bürgermeister im Rahmen des Krisenmanagements herausgefordert. Um solche Krisen zukünftig abzuschwächen und ein Gleichgewicht zwischen der Lebensqualität und dem Umweltbewusstsein zu herzustellen, sollten mehr Arbeitsplätze außerhalb der Großstädte geschaffen werden und das Wachstum der Städte und Gemeinden besser geplant werden. Hierfür sei der Einbezug der Privatwirtschaft, Anwohner, politischer Wille und eine mittel- bis langfristiger, datenbasierter Ansatz erforderlich.

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Kontakt

Olaf Jacob

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Leiter des Auslandsbüros Chile

olaf.jacob@kas.de +56 22 234 20 89

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