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Veranstaltungsberichte

Jugend als politischer Akteur

SERIE “30 JAHRE NACH RÜCKKEHR ZUR DEMOKRATIE – EINE BILANZ”

Die Veranstaltungsreihe “30 Jahre nach Rückkehr zur Demokratie: Eine Bilanz” resümiert die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Argentinien ab dem Jahre 1983. "Welche Rolle nimmt die Jugend im politischen Geschehen ein?" - Dieser Frage stellte sich Gabriel Palumbo, Redner des Abends und Professor für Soziologie, Kunst und Politik an der Universität Buenos Aires.

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Die achtteilige Seminarreihe “30 Jahre nach Rückkehr zur Demokratie: Eine Bilanz” wendet sich besonders an Erwachsenen und Studenten. Das Thema des vorletzten Seminars „Die Jugend als politischer Akteur“ versprach demnach lebhafte Diskussionen. Gabriel Palumbo, Redner des Abends und Professor für Soziologie, Kunst und Politik an der Universität Buenos Aires, stellte schon zu Beginn klar: „Heute Abend geht es um Sie, um die Rolle der Jugend in der Politik.“

Die meisten Teilnehmer seien wahrscheinlich Ende der Achtziger Jahre geboren. Eine Zeit, in der die Jugend sich kreativ beteiligt habe, in der vieles möglich gewesen sei, so Palumbo. Doch um zu verstehen wie die Jugend heute politisch agiere, müsse man zu den Anfängen zurück gehen. Soziologisch gesehen sei die Jugend erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden. „Davor wurde Jugend als Problem empfunden, nicht als Wert“, erklärte der Soziologe. Die Blütezeit sei in den Siebziger Jahren gewesen. In dieser Zeit sei die Idee einer politischen Jugend entstanden. „Die jungen Leute haben begonnen nachzufragen und ihrem Anliegen Gehör zu verschafft“, rief Palumbo in Erinnerung. 1976 legte sich der Schatten der Militärdiktatur über Argentinien. Das autoritäre Regime unterdrückte kritische Journalisten, Studenten, Intellektuelle und militante Gewerkschafter mit aller Gewalt. Die politische Jugend, die sich in den Siebziger Jahren herausbildete, wurde brutal zum Stillstand gebracht. Umso stärker beeinflusste der politische Akteur „Jugend“ das Geschehen nach der Rückkehr zur Demokratie. Die allgemeinen Wahlen, in der Verfassung von 1853 festgeschrieben, seien im Jahr 1983 die ersten für viele junge Argentinien gewesen. Die Demokratie kehrte zurück und mit ihr auch die kreative politische Jugend. In den Neuziger Jahren haben sich die jungen Argentinier vor allem für neue politische Themen interessiert und stark gemacht. Globalisierung, Identität von Randgruppen und Individualität standen im Mittelpunkt, berichtete Palumbo. „Die neunziger Jahre waren das Jahrzehnt der Jugendbewegung. Umweltschutz, Menschenrechte und Sexualität machte die politische Jugend zu ihren Themen, für die sie eingestanden ist und auf die Straße ging“, sagte der Professor. Als Soziologe betrachtete er auch die Mechanismen einer Gesellschaft, die stets in Bewegung ist. „Heutzutage wachsen Kinder in einem Dialog mit ihren Eltern auf. Schon früh lernen sie zu verhandeln.“ Das präge die Jugend und Gesellschaft von heute. Vor dem Krieg sei das undenkbar gewesen. Die veränderte Regierungsform seit dem Jahr 2003 habe auch die Situation der politischen Jugend geprägt. Der Populismus von Nestor und Cristina Kirchner bringe eine andere Form der politischen Partizipation von jungen Argentiniern hervor. Gelenkt von den Ideen der Präsidentin handle es sich dabei weder um einen freien noch kreativen politischen Akteur.

Die Teilnehmer des Abends fragten nach und wollten mehr erfahren. „Wie schätzen Sie die Jugendbewegung der Neunziger Jahre im Vergleich zu heute ein“, wollte eine Studentin wissen. Die lebhafte Diskussion am Ende des Vortrags zeigte, dass die Jugend sich einbringen und mitreden kann. Palumbo schloss das Seminar mit dem Eindruck: „Das Vorurteil, dass sich die Jugend nicht interessiere, trifft in keinem Falle zu. Wir müssen das Interesse nur weiter fördern.“

Am 12. September schließt die Reihe „30 Jahre nach Rückkehr zur Demokratie: Eine Bilanz“ mit dem Thema „Menschenrechte – Entwicklung von 1983 bis heute“. Interessierte sind herzlich eingeladen.

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Diskussion
10. September 2013
Schweiz-argentinische Handelskammer,Leandro N. Alem 1074, Piso 10°, Buenos Aires
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