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Veranstaltungsberichte

Sicherheit und Kriminalität

von Marten Neelsen

Die Suche nach einer Definition und der Ursachen

In der ersten Veranstaltung zum Thema Sicherheitspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. am 19.April 2013 sprach der Staatsanwalt Dr. Sebastián Basso über grundlegende Verständnis des Begriffes. Es zeigte sich, dass die Suche nach einer einheitlichen Definition von „Sicherheit“ schwieriger ist als man mitunter erwartet.

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Sicherheit ist multidimensional – oder besser gesagt: Sie hat viele Facetten. Wer über das Thema Sicherheit sprechen möchte, muss sich vielen Fragen stellen. Wer nach Zahlen sucht, die Auskunft auf die Frage nach dem Sicherheitszustandes des Landes geben, stößt auf Probleme. Einerseits sind laut den offiziellen Zahlen der Regierung, sei die Mordrate in Argentinien gesunken und in den letzten beiden Jahrzehnten landesweit mit 4-7 Homiziden pro 100.000 Einwohner etwa auf amerikanischem Niveau. Der amerikanische Overseas Security Advisory Council (OSAC) bezeichnet Argentinien als das Land Südamerikas mit der höchsten Überfallrate (973 Überfälle bei 100,000 Einwohnern). Betrachtet man beide Zahlen, ist es also schwer zu sagen, ob man nun in Sicherheit ist oder nicht.

Was bedeutet denn Sicherheit überhaupt? Für die Privatperson? Für die Gesellschaft? Für die Nation? Für die Umwelt? Für die Zukunft?

In seinem Vortrag wollte Staatsanwalt Dr. Sebastián Basso mit einer Diskussion eines deutlich machen: ein einheitliches Verständnis des Wortes Sicherheit existiere nicht. „Das Thema wirft zweifelsohne viele Fragen auf“, erklärt er, „aber die Antworten sind unendlich.“

Viele verschiedene Dimensionen

Basso wollte keinen einheitlichen Vortrag halten. Er wollte eine Diskussion schaffen und verdeutlichen, dass Sicherheit etwas sei, was man subjektiv betrachte. Erfolgreich, denn in dem Vortrag entstanden interessante und vielseitige Diskussionen zwischen den anwesenden Sozialwissenschaftlern, Juristen und Diplomaten. In der Diskussion ließen alle Anwesenden Informationen und Eindrücke aus ihren Berufen einfließen, was einen Blick über den Tellerrand ermöglichte. „Wer Angst hat, wird unzufrieden“, betonte Basso. „Niemand lebt gerne in Angst.“ Er zielt damit auf die Ereignisse des 18. Aprils 2013 ab. Die Massendemonstration, bei der Menschen in ganz Argentinien ihren Ärger zeigten, ist ein großes Thema in der Diskussion. War die fehlende Sicherheit im Land doch auch ein Grund, warum die Menschen auf die Straße gegangen sind. Doch auch die Angst, die Regierung kontrolliere bald die Justiz, ließ die Menschen im ganzen Land vor ihre Türen treten. Ein Indiz, dass Sicherheit nicht nur das persönliche Wohl, sondern auch die Gesellschaft und ihre Ordnung umfasse, so der Staatsanwalt. Doch die Vorstellungen einer funktionierenden Gesellschaft seien von Mensch zu Mensch unterschiedlich und demnach auch die Definition des Begriffes „Sicherheit“. „Die Schwierigkeit besteht nun darin, etwas zu garantieren, was viele unterschiedliche Visionen hat.“ Auch der Pferdefleischskandal in Deutschland wurde im Vortrag diskutiert. Lebensmittelsicherheit, das Wissen, woher das Essen kommt und was man eigentlich isst, sei in der heutigen Zeit wichtiger denn je. „Wenn die Sicherheit, in diesem Falle durch Kontrollen, nicht gegeben ist, entstehen Angst und Unzufriedenheit.“

Diskussion der Kriminalität

Im zweiten Teil der Diskussion wurde der Fokus auf die Ursachen und Auswirkungen der Kriminalität gelegt. Unter den Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass eine soziale Einbindung der Jugendlichen in die Gesell-schaft davon abhalte der Kriminalität zu verfallen. Somit könnten Drogenmissbrauch und –verkauf, Diebstahl, Einbruch und Gewalttaten durch Jugendliche langfristig be-kämpft werden. Auch die soziale Ungleichheit im Land müsse angegangen werden. Mit einer Reform der Bildungspolitik und mehr sozialen Engagement sei dies auf lange Sicht eine gute Option.

Der erste Veranstaltungstag zum Thema Sicherheitspolitik hat gezeigt, dass sich hinter einem einfach erscheinenden Begriff viele verschiedene Dimensionen verbergen können. „Ohne diese Erkenntnis ist eine objektive Diskussion schwierig.“ fasste Basso zusammen. „Sie ermöglicht es uns, die Probleme Argentiniens besser zu erkennen und zu lösen“.

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