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Veranstaltungsberichte

Tag zwei der 14. Jahreskonferenz ACEP-KAS

Am 6. und 7. Dezember fanden sich das Team der Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. (KAS), Mitglieder der Asociación Civíl Estudios Populares (ACEP) und zahlreiche Experten und Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur 14. Jahreskonferenz ACEP-KAS zusammen. Das Motto der diesjährigen Veranstaltung: 30 Jahre Demokratie im Auftrag des christlichen Humanismus.

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Emilio Graglia, Politologe, sprach in seinem Vortrag über die Prinzipien des Christlichen Humanismus und wie diese in der politischen Praxis angewendet werden können. Er stellte fest: „Wir müssen nicht Christ sein, ohne Humanist zu sein“, und appellierte an die Teilnehmer: „Man muss wieder Leidenschaft für die Wahrheit entwickeln und das Gemeinwohl in das Zentrum der politischen Diskussion rücken.“ Die Würde des Menschen solle den Ausgangspunkt dieser Diskussion bilden.

Graglia zeigte die strukturelle Diskontinuität und Zerbrechlichkeit der argentinischen Demokratie auf: nur zwei Mal habe ein Präsident sein Amt angetreten, ausgeführt, abgeschlossen und das Zepter an seinen Nachfolger übergeben; zwischen 1930 und 1983 kam es zu sechs Militärputschen; im selben Zeitraum führten 22 verschiedenen Präsidenten das Land (alle außer Juan Domingo Perón kamen durch Wahlbetrug oder einen Putsch an die Macht); seit 1983 gab es sieben Präsidenten, von denen nur drei ihre Amtszeit beendeten und zwei große Krisen. Man sieht: Instabilität ist in Argentinien kein Fremdwort.

Argentinien müsse die Schritte, die in dieser Zeit in Richtung des Christlichen Humanismus getan wurden, wertschätzen, aber seinen Blick nach vorne richten um die Herausforderungen der Zukunft zu lösen, so der Experte. Argentinien benötige vor allem Kontinuität: In den öffentlichen Politiken und der Gemeinwohlausrichtung. Nur so könne das Land in eine blühende und stabile Zukunft blicken.

Carlos Accaputo, Präsident der Pastoralabteilung der Diozöse Buenos Aires und enger Vertrauter und Wegbegleiter von Papst Franziskus, stimmte seinem Vorredner zu und fügte hinzu: „Argentinien muss sein kurzfristiges Denken ablegen und die Gestaltung der Zukunft in die Hand nehmen.“ Es fehle in der Politik an Dialog und Konsens. Argentinien brauche eine langfristige und stabile politische Ausrichtung. Der Mensch soll im Mittelpunkt dieser Politik stehen und alle Anstrengungen hin zur Erfüllung des Gemeinwohls abgestimmt werden, so der Geistliche.

Im Anschluss stellten Carlos Fara, Politikexperte, Máximo Reina, politischer Berater, und Augusto Reina, politischer Berater, das Buch „Manual de Marketing y Comunicación Política: Acciones para una Buena Comunicación en Campañas Electorales” vor. Fara begann seinen Vortrag mit einem Rückblick. Die erste Auflage des Buches sei 2001 erschienen. Seither habe sich die Politik stark verändert. Heute sei die Aufmachung einer Kampagne wichtiger als ihr Inhalt. Inhalt würden mehr und mehr in den Hintergrund treten. Dabei solle die Kampagne eigentlich nur eine Hilfe sein um das politische Programm zu kommunizieren. Máximo Reina stimmte ihm zu. Viele würden heute glauben, dass die Kommunikation das Wichtigste sei, dadurch verliere der Inhalt immer mehr an Relevanz.

Augusto Reina teilte diesen Standpunkt. Der Mensch könne nur eine begrenzte Zahl an Informationen gleichzeitig aufnehmen. Anhand eines Videos demonstrierte er diese selektive Wahrnehmung dem verblüfften Publikum. Aus diesem Grund solle man die Kernpunkte eines politischen Programms möglichst stark betonen.

Ramiro Gutierrez eröffnete das nächste Forum, das den Titel „30 Jahre Demokratie in Argentinien: Gewonnene und verlorene Herausforderungen“. Immer noch würden zu viele Menschen durch Gewalt ums Leben kommen. Die Menschen in den Elendsvierteln erkennen, dass sie keine Chance auf eine bessere Zukunft haben. Viele Jugendliche würden auf die Frage, wieviele Jahre sie nach ihrer Einschätzung noch leben werden, ein oder zwei Jahre antworten. Diese Menschen seien nicht in die Gesellschaft integriert, würden nicht als Bürger behandelt, sagte der Experte. Auch die Korruption würde nicht entschieden genug bekämpft. Sie sei mitverantwortlich für das große soziale Gefälle. Niemand solle, so Gutierrez, sich bestechen lassen. Carlos Fara sieht auch ein problem in der Machtverteilung. Der Politikexperte befürchtet zudem, dass Argentinien leider erst aus seinen Fehlern werde, wenn es wieder eine Krise gebe.

Gustavo di Paolo, Berater für Internationale Beziehungen und Direktor der ACEP Mar del Plata und Eduardo Fernández, Sekretär der Verwaltung von Tigre im Bereich Arbeit und Produktion, stimmten Fara zu. Allerdings betonte Fernández auch, dass man seit der Zeit der Militärdiktatur viel erreicht habe.

Das bei der Provinzwahl in Salta das erste Mal eingesetzte elektronische Wahlsystem, wurde im anschließenden Vortrag thematisiert. Jorge Coraita, Direktor von der ACEP Salta und Daniel Cardozo, Generalsekretär von der ACEP, sprachen über ihre Erfahrungen bei der Wahl. Ziel sei es gewesen die Wahlen transparenter zu gestalten. Man habe Korruption und Wahlbetrug damit verhindern wollen. Dies habe bei der Provinzwahl in Salta hervorragend funktioniert. Daher wolle man das elektronische Wahlsystem auch in anderen Provinzen etablieren. Dem Lob schloss sich auch Oscar Ensinck, Präsident von der ACEP, an. Er hob auch die in diesem Zusammenhang durchgeführten Seminare hervor, die ebenfalls zur Demokratiefestigung beitragen sollen.

Daniel Arroyo, ehemaliger Sekretär für Sozialpolitik und Entwicklung des Sozialministeriums, sprach über das Szenario nach den Parlamentswahlen des laufenden Jahres und über politische Perspektiven im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2015. Er wies darauf hin, dass der Nationalstaat vor allem soziale Probleme der ersten Generation (Hunger, Behausung etc.) gelöst habe, aber viele der zweiten Generation (Informalität, Drogenhandel, Arbeitslosigkeit) noch immer weiterbeständen. „Die Regierung sprach mehr, als sie zuhörte“, kritisierte Arroyo. Die teilweise gravierenden sozialen Probleme und die geschlossenen Ohren der Regierung führten zu einer Unzufriedenheit in der Gesellschaft. Deshalb kam es bei den Parlamentswahlen zu einem Fiasko für die Regierung. „Argentinien benötigt politische Führer, die offen für Diskussionen sind und dem Volk zuhören. Nur so kann sich das Land weiterentwickeln“, forderte Arroyo. Es gäbe viele Probleme, die man lösen müsse. Und zwar jetzt, solange die argentinische Wirtschaft noch wachse.

Oscar Daniele, Abgeordneter der Provinz Santa Fe und Generalsekretär der Peronistischen Bewegung, schloss an den Vortrag von Arroyo an und erklärte: „Die Politik muss die Verantwortung für ihre Taten übernehmen.“ Zudem müsse man den Blick in die Zukunft richten und die vergangenen Fehler nicht wiederholen. Daniele fragte sich, warum es in Argentinien so viele politische Konflikte gab, egal ob es dem Land wirtschaftlich gut oder schlecht ging. Die permanenten Konfrontationen seien ein Hemmnis für die Entwicklung des Landes. Daher müsse die Politik das Gemeinwohl über die persönlichen Interessen stellen. „Die Bekämpfung der Korruption und die Lösung des Drogenproblems sind grundlegende Herausforderungen“, erkannte Daniele. Die Politik müsse Sensibilität in diesen Fragen entwickeln und die Bedürfnisse der Bevölkerung an erste Stelle rücken.

Jorge Coraita, Direktor von ACEP Salta, und Matias Sebely, Direktor von ACEP Misiones, referierten über die Erfahrungen der Ausrichtung der Cátedra Adenauer. Beide stimmten zu, dass der Lehrstuhl ein wichtiges Informationsangebot darstelle. Besonderes in den Provinzen Argentiniens fehle es an solchen Veranstaltungen. Daher war auch die Nachfrage an dem Weiterbildungsangebot sehr groß. Coraita berichtete, dass in Salta insgesamt 120 Personen aus vier verschiedenen Provinzen teilnahmen. Auch Sebely zeigte sich sehr erfreut und erklärte stolz, dass 100 Interessierte an dem zweitägigen Seminar in Posadas teilnahmen. Die Direktoren sehen den Adenauer Lehrstuhl als wichtigen Beitrag zu der Weiterbildung von jungen Führungskräften und legten den anderen Provinzstellen von ACEP nahe, sich um die Austragung dieser zu bemühen.

Daniel Cardozo, Generalsekretär von ACEP, Lucas Fiorini, Direktor von ACEP Mar del Plata, Dr. Kristin Wesemann, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung Argentinien e.V. und Gustavo Pulti, Bürgermeister von Mar del Plata, schlossen die Veranstaltung. Sie dankten für die exzellente Organisation und die professionelle Zusammenarbeit. Auch in Zukunft wollen die Organisationen wieder zusammenarbeiten und die vertrauensvolle Beziehung ausbauen.

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