Veranstaltungsberichte
Die Eröffnung der Veranstaltung übernahm der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim, der über die zukünftigen Prioritäten und Perspektiven der brasilianischen Armee sprach. Er hob die Bedeutung der Armee in der Verteidigung des Vaterlands hervor. Diese muss jedoch zur gleichen Zeit bereit für Friedenseinsätze im Ausland sein. Dem Verteidigungsministerium zufolge habe das Weißbuch die wichtige Funktion der Bevölkerung die Rolle der Armee zu erläutern und des weiteren als Hilfe für die Annäherung der Zivilisten und der Militärs. Außerdem soll das Weißbuch klar aufzeigen mit welchen strategischen Herausforderungen Brasilien konfrontiert ist und der politischen Führungsebene eine definitive Option vorstellen darüber, was die Nation in Notsituationen tun kann.
Darauf folgend sprach Dr. Kai Kenkel über die Suche nach einer Positionierung Brasiliens im internationalen System. Während Brasiliens Macht stetig wachse, sprach er dem Land im aktuellen Kontext eine Position als Mittelmacht in einer relativ sicheren Region zu, jedoch mit einer Vielfalt an Optionen im globalen Szenario, sollte das Land entscheiden diese zu verwirklichen. Er identifizierte vor allem die Rolle, die die brasilianische Armee in internationalen Friedenseinsätzen ausüben könnte, die immer wichtiger werden in einer fragmentierten Welt, in der die westlichen Staaten einen Rückgang ihrer relativen Macht verzeichnen.
Dr. Nader Mousavisadeh, CEO der Oxford Analytica, präsentierte seine Vision über die neue Weltordnung. Er argumentiert, dass wir in einer Zeit großen Wandels seien und dass am Ende dieses Prozesses die Macht in der ganzen Welt in einer dezentralisierteren Form verteilt sein werde. Die Verteilung der Macht würde ähnlich der eines Mosaiks aussehen, ohne absolutes Zentrum. Die Welt in einem solchen Szenario würde sowohl gefährlicher als auch sicherer sein. Er hob die Bedeutung Brasiliens in dieser neuen Weltordnung hervor, während die westliche Welt wahrscheinlich durch eine lange Phase des relativen Machtrückgangs gehen werde.
Prof. Dr. Jadson Porto sprach über „Territoriale Anpassungen im Grenzstreifen des nördlichen Amazonasgebietes Brasiliens: über die räumlichen Dilemmata bei der Verteidigung des Staatsgebietes“. In seiner Präsentation zeigte Prof. Dr. Porto, dass sich im Laufe der Zeit die Wahrnehmung des Regenwaldes verändert hat. Obwohl er eine Quelle des Reichtums sei, haben Generationen von Staatschefs seine Nutzung mit wenig Rücksicht auf die Umwelteinflüsse gebilligt. Diese Sicht hat sich komplett geändert. Obgleich er immer noch eine Quelle wichtiger Produkte ist, Materiale für neue Technologien inbegriffen, hat sich die Bewahrung des Regenwaldes zu einer Priorität in der Gesellschaft und bei den politischen Eliten entwickelt. Dennoch sei die Ausbeutung und der illegale Export über seine durchlässigen Grenzen hinweg weiterhin ein Problem. Die Armee soll hier Teil der Lösung sein, durch Kontrolle der Aktivitäten in der Region und die Überwachung der Grenzen.
Anschließend präsentierte Vize-Admiral Mauro Cesar das Thema „Die Kontrolle der Ostgrenze Brasiliens: Überwachung und Präsenz im Südatlantik“. Der Vize-Admiral lenkte die Aufmerksamkeit auf die Region, die gemeinhin als „Amazonas Azul“ bekannt ist: die Küstengewässer des Südatlantik in denen Brasilien exklusive Nutzrechte genießt. Während der „grüne Amazonas“ normalerweise das Objekt der Aufmerksamkeit ist, versprechen die Küstengewässer auch großen Reichtum für das Land. Die kürzlich entdeckten Petroleumvorkommen sind nur ein Bespiel. Der Vize-Admiral bekräftigt, dass Brasilien eine pro-aktivere Haltung gegenüber der Überwachung der Gewässer einnehmen sollte. Dies gilt als Hauptargument beim Versuch eine Flotte von U-Booten zu erwerben, eine Version davon mit Nuklearantrieb.
Die Aktivitäten des ersten Tages wurden nach der Rede von Dr. Lonardo Pablo Hekimián vom Sekretariat für Auswärtige Angelegenheiten des argentinischen Verteidigungsministeriums beendet, er sprach über „Die Rolle der UNASUL in der Koordination der Anstrengungen im Kampf gegen illegale Grenzüberschreitungen in Südamerika“.
Am zweiten Tag der Konferenz war Herr Ozíres Silva’s Präsentationsthema die „Kultur der permanenten Innovation in großen Unternehmen: Lektionen der Erfahrungen von Embraer und Petrobras für die Perfektionierung des brasilianischen Raumfahrtprogramms.“ Er bekräftigte, dass das Exekutive Organ das Weißbuch der Legislative vorstellen sollte, denn nur so könne der Vorschlag diskutiert und zur Wahl gestellt werden. Er zeigte durch seinen Vortrag, mit Betonung auf die Motivation der anwesenden Militärs, die große Wichtigkeit von Technologie für ein Land und gab einige Bespiele. Eines dieser Beispiele zeigte, dass ein Kilogramm Soja etwa 35 U$ im Weltmarkt kostet, während ein Kilogramm Technologie 2000 U$ und ein Kilogramm eines Satelliten 50.000 U$ wert sei.
Admiral Othon Pinheiro da Silva präsentierte das Thema „Die Kooperation zwischen Industrie, Universität und Forschungsinstitutionen: Erfahrungen in der Produktion und technische Innovation im Nuklearprogramm Brasiliens.“ Er erläutert, dass die Verteidigung ein Thema sein müsse über das gesprochen wird, damit die Bevölkerung seine Notwendigkeit an Technologie und Investitionen versteht.
Der Repräsentant des Heeres, Brigadegeneral Paulo Sergio Melo de Carvalho, sprach über das Thema „Technologische Autonomie und kybernetische Sicherheit: Herausforderungen bei der Kooperation zwischen Armee und Privatsektor im Industriekomplex Brasiliens“ Er begann seine Rede mit einer Vision über die fundamentalen Elemente in der Kunst des Krieges: 1. Aufklärung durch Geheimdienste, 2. Überwachung und Feststellung, 3. Luftraum sichern, 4. Konzentrierung der Streitkräfte verhindern, 5. Streitkräfte mobilisieren. Er unterstrich, dass Brasilien glücklicherweise pazifistisch und in großen strategischen Sektoren ein selbstversorgendes Land sei. Jedoch hob er auch hervor, dass ein souveränes Land für ein Worst Case Scenario vorbereitet sein müsse und die Mittel haben sollte sich zu verteidigen. Er argumentiert, dass Brasilien in einem solchen Falle unabhängig sein müsse wenn es um eigene Technologien geht, angesichts dessen, dass der exportierende Staat, im Falle eines Konfliktes, Material- und Munitionslieferungen einstellen könnte. Daher müsse Brasilien seine eigenen Technologien entwickeln. Doch um dies zu erreichen, müssen die militärischen und zivilen Führungsebenen diese Ideen erklären und sie die Vorschläge der Öffentlichkeit präsentieren ...
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