Wie viel vom enthusiastischen „Wir“ der Willkommenskultur noch übrig ist, wer wüsste es Ende Januar 2016 noch zu sagen? Es schwelt eine verwirrte Stimmung, in die sich auch eine „seltsame Lust am Untergang“ (Jan Fleischhauer) mischt. Gegen alle Klugheit droht allenthalben das verbindende „Wir“ dahinzuschwinden: in Europa, in Deutschland, unter den demokratischen Parteien, in der Unionsfamilie. Dabei müsste eigentlich allen klar sein, dass die höchst komplexen Anforderungen der Flüchtlingskrise den Rückzug auf einseitige Positionen nicht zulassen. Bestürzend ist, wie sorglos europäische Errungenschaften derzeit für obsolet erklärt werden. Darf man denn ernsthaft annehmen, dass sich die Überlastungen durch die Flüchtlingssituation vermindern werden, wenn Europa Schaden nimmt? Europa steht nicht zum ersten Mal am Scheideweg. Da muss diskutiertwerden, da kann man in vielen Fragen – wie etwa der deutschen und europäischen Identität sowie der Integrationsziele – unterschiedlicher Meinung sein. Dies spiegelt diese Ausgabe der "Politischen Meinung" besonders deutlich wider.
Inhalt
-
Editorial
-
Fotostrecke: Das Fremde in uns
Trachten. Fotografiert von Gregor Hohenberg (© Gestalten, 2015)
Wir – Was uns prägt, was uns eint
-
Sprechen über das Eigene
Die aktuelle Debatte als Chance
-
Aus Flüchtlingen "Deutsche" machen
Über das Ziel einer nachhaltigen Integration von Migranten
-
Wir und die anderen
Vom Ethnozentrismus zur Willkommenskultur
-
Pflicht für alle
Über Integration als Generationenvertrag auf Gegenseitigkeit
-
Religion ist den Deutschen "wurscht"
Schein-Ketzerisches zur nationalen Bedeutung von Islam, Judentum und Christentum
-
Interview: Geerbte und entdeckte Identität
Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi über kulturelle und religiöse Prägungen
-
Interview: Das Partikulare und das Universelle
Über die Geschehnisse am Kölner Hauptbahnhof, über universelle Werte, europäische Identität und deutsche Nationalkultur
-
Das Vaterland
Ein „Parforceritt“ durch seine Geschichte
-
Kennt der Kapitalismus (k)ein Vaterland?
Zu Grenzen und Loyalitäten in Zeiten von Shareholder-Value
-
Postnationale Gesellschaft?
Warum das Konzept des Vaterlands allein nicht funktioniert
-
Wie sich die deutsche Nation erfand
Vom Zusammenhang von Kultur- und Staatsnation im 19. Jahrhundert
-
Militärisch einstehen
Zur Rolle der Bundeswehr als Parlamentsarmee
Kommentiert
-
Das ambivalente "Wir"
Von Vereinnahmung, Egotrips und Mitmenschlichkeit
-
Nur nicht hochschaukeln!
Die öffentliche Debatte nach den Kölner Ereignissen erfordert Deeskalation
Erzählt
-
Tugenden des Zusammenlebens
Vier Beobachtungen: Respekt, Offenheit, Solidarität, Zivilcourage
-
Meine tragbare Heimat
Über Menschlichkeit und die Mutter-Sprache Deutsch
Impulse
-
Kein Bündnisfall, aber ein Fall für das Bündnis
Die NATO und der Kampf gegen den "Islamischen Staat"
-
Fortschritte bei der Pflege
Über die Reformen der Pflegeversicherung
Gelesen
-
Starke Mächte
Die zentrale Bedeutung hegemonialer Ordnungsmächte wird wissenschaftlich belegt
-
Atmende Währungsunion
Eine kritische Euro-Analyse von Hans-Werner Sinn
Trends im Wahljahr 2016
-
Parteiensystem im Bewegung?
Trends und Kontinuitäten im Wahljahr 2016
-
Im Sturzflug?
Zur Diskussion über die sinkende Wahlbeteiligung
Aus der Stiftung
-
Was uns prägt, was uns eint: Das Jahresmotiv 2016
Der Grundton im vielfältigen Stiftungsengagement