Der Islamismus ist eine moderne politische Ideologie, die auch in europäischen Gesellschaften immer mehr Wirkung entfaltet. Zahlreiche politische Akteure und Bewegungen berufen sich auf die Idee einer politischen und gesellschaftlichen Ordnung, die mit Verweisen auf islamische Quellen und Überlieferungen eine umfassende Umgestaltung von Staat und Gesellschaft anstreben. Demokratiefeindlichkeit, Antisemitismus und Totalitarismus sind die Kennzeichen dieser Bewegungen. Säkularismus, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit lehnen sie ab. Nachdem über Jahrzehnte der gewaltbereite Islamismus (Dschihadismus) im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, wird seit einigen Jahren auch der nicht gewaltbereite (legalistische) Islamismus als zunehmende Gefahr für westliche Gesellschaften erkannt und beschrieben. Im Rahmen der bestehenden Rechtsordnungen versuchen legalistische Islamisten Einfluss auf Politik und Gesellschaft in westlichen Staaten zu nehmen. Oft bedienen sie sich hierbei moderner Organisationsformen, etablierter Institutionen und progressiver Diskurse. Wie lässt sich dieses Phänomen angemessen beschreiben und verorten? Welche Argumente und Instrumente helfen gegen den Islamismus und welche schießen über das Ziel hinaus? Wie kann Islamismus in der Gesellschaft zurückgedrängt werden ohne Muslime zu diskriminieren oder Religionsfreiheit einzuschränken? Der Debattenschwerpunkt versammelt unterschiedliche Perspektiven auf ein schwer zu fassendes Phänomen.
Zu den Texten:
- Eine neue Querfront von Linksextremismus und Islamismus?, von Andreas Jacobs
- Islamisten sprechen die Sprache der Diskriminierung, von Lorenzo Vidino