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Autonome Szene-Blätter

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Örtlich oder regional erscheinende Szene-Blätter der Autonomen sind oft kurzlebige Projekte. Mehr und mehr werden sie durch Internet-Blogs ersetzt. Zu den traditionsreicheren gehören:

„Interim“, das zweiwöchentliche „Berlin-Info“ für die örtliche Szene, aber zugleich mit überregionalem Anspruch, gibt es seit 1988 (1). Es widersetzt sich modernen Trends und ist nicht im Internet verfügbar. Sein Konzept sieht ein Forum für autonome Gruppen und Einzelpersonen vor, die eigene Zuschriften weitgehend „unzensiert“ einbringen können. Darunter befinden sich eben auch Taterklärungen zu militanten Anschlägen oder Anleitungen zum Bau von Sprengsätzen, ausgefeilte theoretische Diskussionen sind eher nicht die Stärke des aktionsorientierten Blattes. Insoweit gehört „Interim“ zum harten gewaltbereiten Linksextremismus mit Überschnittmengen in die terroristische Szene (siehe auch Wie stehen Linksextremisten zu Gewalt als Mittel der Politik? und Führt Linksextremismus zu Terrorismus?). Und mit mehr als 700 Ausgaben ist es ein gutes Beispiel, dass auch Propaganda für politisch motivierte Gewalt in Deutschland legal erscheinen darf - vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um linke Gewalt.

Ähnlich verhält es sich mit „Zeck“, ursprünglich das Hausblatt der autonomen Szene um die Hamburger „Flora“. Die Zeitung wird gedruckt verteilt und ist nur teilweise im Internet auffindbar. Und auch sie ist sehr eindeutig einem offen gewaltbereiten autonomen Linksextremismus zurechenbar (2). In der Anlage vergleichbar sind andere mehr oder weniger regelmäßig erscheinende Blätter, die an regionale „Szenen“ geknüpft bleiben. Sie alle sind Plattformen für Aktionsberichte über Kampagnen, Demonstrationen oder militante Aktionen, dienen dem Austausch von Positionen, schließlich auch als Terminkalender für die linksextreme Szene in der Region. Viele sind heute an Internetportale angeschlossen wie „Swing“ im Rhein/Main-Gebiet um Frankfurt oder „barricada“ für Nürnberg.

Nur wenige Publikationen aus der Schnittstelle zwischen Autonomen und revolutionären Marxisten haben es geschafft, sich längerfristig als regional übergreifende Blätter zu etablieren. Dazu zählt seit 1993 „Arranca“ aus Berlin, das Sprachrohr einer Gruppe namens „Für eine linke Strömung“ (F.e.l.S.). (3) Die Gruppe hat sich im Mai 2015 in die „Interventionistische Linke“ (4) hinein aufgelöst. Ob das in Berlin erschienene Blatt weiter geführt wird, ist unklar; die letzte Ausgabe stammt von August 2015.

Rudolf van Hüllen

 

(1) Zeitschriftenporträt: Interim, in Uwe Backes/Eckhard Jesse/Alexander Gallus (Hrsg.), Jahrbuch Extremismus und Demokratie 23. Jahrgang 2011, Baden-Baden 2011, S. 260-273.

(2) Zur Analyse: Karsten Dustin Hoffmann, Zeitschriftenporträt: Zeck, in Uwe Backes/Eckhard Jesse/Alexander Gallus (Hrsg.), Jahrbuch Extremismus und Demokratie 21.Jahrgang 2009, Baden-Baden 2010, S. 239-256. Einzelne Ausgaben findet man bei http://www.nadir.org/nadir/periodika/zeck

(3) Vgl. Marie Isabel Kane, Das Politikverständnis in linksautonomen Publikationsorganen, in: Ulrich Dovermann (Hrsg.), Linksextremismus in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2011 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1135), S. 256 ff.

(4) Vgl. Verfassungsschutzbericht 2014, S. 175.

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Felix Neumann

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