Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Berliner Abgeordnete in Paris

Was kann Berlin von Paris lernen? Dieser Frage gingen fünf Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses auf Einladung der KAS Frankreich Mitte Mai nach. Dabei wurden sehr praktische Beispiele vorgeführt: Leihfahrrad ohne PIN-Code, Handy-Aufladestation an der Bushaltestelle oder fahrerlose Metro im Zwei-Minuten-Takt – die deutschen Gäste staunten nicht schlecht über die Möglichkeiten, die die französische Hauptstadt ihren Bürgern bietet.

Asset-Herausgeber

Im Pariser Rathaus kamen die deutschen Politiker mit dem „Koordinator für das Nachtleben“, Frédéric Hocquart, zusammen: auf der einen Seite ist das Pariser Nachtleben ein großer Wirtschaftsfaktor, auf der anderen Seite insbesondere für die Anwohner ein großer Störfaktor. Konflikte sind vorprogrammiert. Hier ist es Hocquarts Aufgabe, vorausschauend zwischen den unterschiedlichen Interessen zu vermitteln. Die Szene-Kneipe „Le Kiez“ ist dafür ein Beispiel: Der aus Hamburg stammende Wirt Niklas Riehm bietet in seinem Lokal Kölsch und Bratwurst an und ist damit zu einer angesagten Location geworden, vor der allabendlich eine Traube von Gästen stehen – mitten im Wohngebiet. Niklas Riehm informierte die Berliner Abgeordneten außerdem über rechtliche Rahmenbedingungen der Pariser Gastronomie und die Tücken des französischen Arbeitsrechts.

Um die aktuellen Herausforderungen der französischen „Banlieues“ ging es bei einem Vorort-Termin mit dem Bürgermeister von Argenteuil, Georges Mothron: Zuwanderer aus über 80 Nationen wohnen in diesem Vorort nördlich von Paris, zumeist wenig integriert und sozial schwach. Nach den schweren Unruhen von 2005 hat sich vieles verbessert. Der Schlüssel zur Befriedung der aufgeheizten Situation ist laut Mothron der stetige Dialog mit den Vertretern der zahlreichen Nationalitäten.

Nicht weit von hier, in der Vorstadt St. Denis, lebten die Terroristen, die die Anschläge vom 13. November 2015 zu verantworten haben. Nachdem die Abgeordneten auf der Place de la République der Opfer der Attentate gedacht hatten, stellte der Leiter der Abteilung zur Koordinierung der Terrorismusbekämpfung im französischen Innenministerium, Loïc Garnier, den Berliner Abgeordneten die Strategien des französischen Staates zur Terrorismusprävention und Deradikalisierung vor: So sei bereits 2014 ein Notfall-Telefon für Familienangehörige und Freunde von gefährdeten Personen eingerichtet worden, das rund um die Uhr besetzt sei und täglich bis zu hundert Hinweise entgegennähme. Auf Grundlage dieser Hinweise hätten zahlreiche Personen identifiziert und von einer weiteren Radikalisierung abgehalten werden können.

Ein weiterer Schlüssel zur Befriedung der Vorstädte ist der Wohnungsbau. Stéphane Dambrine, Direktor der Wohnungsbaugesellschaft „Paris-Habitat“, stellte die aktuelle Wohnungsbaupolitik der französischen Hauptstadt vor, die ihren Fokus insbesondere auf die soziale Durchmischung von Wohngebieten legt. Im Informationszentrum für Urbanismus und Städteplanung stellte die in Paris lebende und arbeitende deutschen Architektin Dorothée Sipp, städtebauliche Wohn- und Büroprojekte vor.

Eine große Chance für die städtebauliche Weiterentwicklung sieht die Region Paris in der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024. Bei einem Gespräch mit dem Bewerbungskomitee erhielten die Abgeordneten Einblicke in das Konzept der französischen Hauptstadt. Abschließende Beurteilung eines Abgeordneten: „Das Pariser Komitee macht alles richtig“.

Sportlich ging es auch bei der Präsentation des öffentlichen Fahrradverleihsystem „Vélib“ zu: Über 15.000 Fahrräder stehen in Paris zur Verfügung, täglich wird jedes Fahrrad sechs Mal entliehen. Das System finanziert sich über die Werbung an Bushaltestellen.

Protokollarischer Höhepunkt war das Gespräch mit der Präsidentin der Region Paris, Valérie Pécresse, die seit vergangenen Dezember im Amt ist und die Zusammenarbeit zwischen der Region Paris und Berlin/Brandenburg stärken möchte. Gemeinsam entwickelten die Politiker Ideen für deutsch-französische Projekte auf der Länder-Regionen-Ebene.

Dass es zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten gibt, erkannten die Abgeordneten nicht zuletzt beim Besuch der Pariser Hochschule für Programmierer und Entwickler „École 42“, die vom französischen Unternehmer Xavier Niel, eine prägende Figur der Pariser Tech-Szene, gegründet wurde. Ein Studienabschluss ist nicht vorgesehen: bevor die Ausbildung abgeschlossen ist, sind so gut wie alle Programmierer bereits von Internet-Start-ups abgeworben worden...

Asset-Herausgeber

Kontakt

Dr. Nino Galetti

Dr

Leiter des Auslandsbüros Italien

nino.galetti@kas.de +39 06 6880-9281 +39 06 6880-6359

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber