Herkunft und Beruf
Karl-Josef Laumann wurde am 11. Juli 1957 im nordmünsterländischen Riesenbeck-Birgte in eine Landwirtsfamilie geboren. Er, der „Traktoren lenken [konnte], bevor er lesen und schreiben lernte“ (Die Zeit vom 2.12.2021), besuchte die Hauptschule in Hörstel, die er mit dem Hauptschulabschluss verließ. Die Nachmittage nach dem Schulbesuch verbrachte er mit der Hilfe auf dem elterlichen Bauernhof. Nachdem dieser von seinem älteren Bruder übernommen worden war, begann er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Seinen Wehrdienst leistete er 1978. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn arbeitete Laumann in seiner Heimat in einer örtlichen Landmaschinenfabrik. Dort war er zudem in der Arbeitnehmervertretung aktiv. Er hat drei Kinder mit seiner Frau Agnes.
Fachlich fundiert und verständlich formuliert: Gern halten wir Sie über Neuerscheinungen auf unserem Public-History-Portal GESCHICHTSBEWUSST auf dem Laufenden. Hier können Sie sich für unseren E-Mail-Verteiler anmelden.
Anfänge in der Politik
Laumann begann sich politisch zunächst in der Jungen Union (JU) im Kreis Steinfurt zu engagieren, deren Ehrenvorsitzender er bis zum heutigen Tag ist. Aus Auslöser dafür benennt er die Nichtgenehmigung des Baus eines Jugendzentrums durch den Riesenbecker Gemeinderat. Laumann belebte zusammen mit Gleichgesinnten die örtliche JU, eroberte einen Ratssitz und erwirkte die Genehmigung. Noch als Lehrling trat er 1974 der CDU und dann 1977 auch der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) bei. Außerdem ist er Mitglied der Katholischen Arbeiterbewegung. Seit 1979 gehörte er für 25 Jahre dem Rat der Stadt Hörstel an.
Im Vorfeld der Bundestagswahl 1990 sprach ihn der damalige Direktkandidat, Constantin Heereman von Zuydtwyck, nach einer Kreisvorstandssitzung an und motivierte ihn zur Kandidatur für den Bundestag. Mit 44,8% der Erststimmen gewann Laumann auf Anhieb das Direktmandat im Wahlkreis Steinfurt II (heute Steinfurt III). Dem Vorstoß von Angela Merkel zum Ladenschlussgesetz stand er skeptisch gegenüber. Bei der Bundestagswahl 1994 erreichte er zwar mit 44,6% fast dasselbe Ergebnis wie vier Jahre zuvor, unterlag aber in einer äußerst knappen Entscheidung dem SPD-Kandidaten Reinhold Hemker. Er zog daraufhin, wie auch in den nachfolgenden Wahlen, über die Landesliste der nordrhein-westfälischen CDU in das Parlament ein. Dabei führte Laumann während seiner Zeit in Berlin von 2000 bis 2002 den Vorsitz der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales und von 2002 bis 2005 den Vorsitz der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Arbeit. Am 28. Juni 2005 schied er aus dem Bundestag aus.
Landesminister und CDA-Bundesvorsitzender
Nach dem Wahlsieg der nordrhein-westfälischen CDU am 22. Mai 2005 nominierte ihn Jürgen Rüttgers für den Posten des Landesministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Auf der CDA-Bundestagung in Bonn-Bad Godesberg wurde Laumann am 25. Mai 2005 mit 92,84% der Stimmen zum Nachfolger des kommissarischen Bundesvorsitzenden Gerald Weiß gewählt. Am 4. August 2005 rückte Laumann für Hans Peter Lindlar, der zum neuen Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Köln ernannt worden war, in den nordrhein-westfälischen Landtag nach. Er blieb bis zum Ende der schwarz-gelben Koalition im Jahr 2010 Minister. Nach der verlorenen Landtagswahl 2010 wurde er zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.
Ruf nach Berlin
Nach der Bundestagswahl 2013 wurde Laumann von Angela Merkel nach Berlin gerufen und zum beamteten Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit ernannt. Das Ressort wurde in dieser Zeit von Hermann Gröhe geleitet. Im Gesundheitsministerium fungierte er ab Januar 2014 auch als Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie als Bevollmächtigter der Bundesregierung für Pflege.
Seit dem 30. Juni 2017 ist Laumann wieder Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in der Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen. In der nordrhein-westfälischen Landesgeschichte hat kein Politiker dieses Amt länger als Laumann innegehabt. Ab 2020 erlebte er mit der Corona-Pandemie eine monumentale Herausforderung in diesem Arbeitsfeld. Hier half ihm seine jahrelang erworbene Expertise.
Wahl zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden
Auf dem 36. Bundesparteitag der CDU in Berlin am 6. Mai 2024 wurde Laumann mit 91,95 Prozent, dem besten Ergebnis aller fünf Kandidaten, zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Laumann entschloss sich dazu, den CDA-Vorsitz aufzugeben, um sich vollständig auf diese neue Funktion konzentrieren zu können. Am 14. September 2024 endete die Amtszeit Laumanns als CDA-Bundesvorsitzender. Mit seinen 19 Jahren an der CDA-Spitze übertrifft er sogar Hans Katzers Amtszeit von 14 Jahren. Kein CDA-Bundesvorsitzender war länger im Amt als Laumann. Als größte Errungenschaften seiner Amtszeit nannte Laumann „deutlich höhere Erwerbsunfähigkeitsrenten“, die Zahlung von Tariflöhnen in der Pflege und die Verwirklichung des Mindestlohns auf dem CDU-Bundesparteitag 2011 in Leipzig.
Im Rahmen der Kabinettsbildung nach der Bundestagswahl 2025 wurde Laumann als möglicher Bundesminister diskutiert, verblieb jedoch in Nordrhein-Westfalen. Besonders der heimische Landesverband, westdeutsche Medien und die CDA hatten sich für eine Nominierung des erfahrenen Fachmanns ausgesprochen. Bei der folgenden Verhandlung des Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und der SPD leitete er das Verhandlungsteam der Union in der Arbeitsgruppe 6 (Gesundheit und Pflege).
Politische Rezeption
Laumann ist bekennender Anhänger der christlichen Soziallehre, was einen guten Fingerzeig auf seine Verwurzelung im katholischen Münsterland darstellt. Als besonderen Einfluss nennt er den Sozialethiker Franz Hitze. Er ist der erste beamtete Staatssekretär mit Hauptschulabschluss in der Geschichte der Bundesrepublik. Sein politisches Motto lautet: Tue recht und scheue niemand (lat. Recte fac, neminem time). Neben den langen Jahren als CDA-Bundesvorsitzende ist auch dies eine weitere Parallele zu Norbert Blüm. Mit erfolgreichem Verlauf seiner politischen Karriere hat Laumann seine Wurzeln nie vergessen: Auch als Minister und Staatssekretär wohnt er nach wie vor in seinem Heimatdorf, besucht wöchentlich den örtlichen Sonntagsgottesdienst. Bis zu Beginn der Corona-Pandemie hielt Laumann seine allsonntäglichen Bürgersprechstunden in den eigenen vier Wänden ab.
Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nannte Laumanns Stils „Poltern für die soziale Sache“ (29.6.2020). In der inhaltlichen Debatte um den Mindestlohn mahnte Laumann laut dem Tagesspiegel an, dass politische Eingriffe eine Ausnahme darstellen sollten – gleichzeitig müsse der angedachte Lohn „die Inflation und die Lebensrealität“ widerspiegeln (24.4.2025). Auch in Zeiten, in welchen die CDA angesichts sinkender Mitgliederzahlen weniger innerparteiliche Wirkungsmacht entfaltet, habe er „hin und wieder vermocht, den Kurs der CDU in seinem Sinne zu korrigieren.“ Als Galionsfigur des Arbeitnehmerflügels sei er „[d]er Letzte seiner Art“ (Die Zeit vom 2.12.2021). Laumann wird allerorts als loyaler Parteifreund beschrieben, der hinter verschlossenen Türen den inhaltlichen Meinungsaustausch mit dem Wirtschaftsflügel engagiert aufnehme.
Lebenslauf
1974 Eintritt in die CDU
1978 Wehrdienst
1978 – 1990 Maschinenschlosser
1979 – 2004 Mitglied des Rates der Stadt Hörstel
1986 – 2010 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Steinfurt
1990 – 2005 Mitglied des Deutschen Bundestags
1998 – 2014 Bezirksvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Nord-Münsterland
2003 – 2024 Vorsitzender des Bezirksverbands Münsterland
Seit 2004 Mitglied des Präsidiums der CDU Deutschlands
2005 – 2024 Bundesvorsitzender der CDA
2005 – 2014 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags
2005 – 2010 Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen
2010 – 2013 Vorsitzender der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag
2014 – 2017 Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit
Seit 2017 Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen
Seit 2022 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags
Seit 2024 Stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU
Seit 2024 Ehrenvorsitzender der CDA